Der Tierschutzverein wird professioneller
Der Tierschutzverein Düsseldorf entwickelt Projekte, die Vorbildcharakter für andere Städte haben. Dazu gehören der Aufbau einer Wildtierauffangstation und die Kastration von Tauben.
Der Tierschutzverein Düsseldorf, der auch das Tierheim in Rath betreibt, hat sich in den vergangenen Jahren unter der Leitung von Monika Piasetzky neu organisiert. Die Arbeit wurde professioneller gestaltet, mehr Hauptamtliche wurden eingestellt und Mitarbeiter geschult. Das Tierheim selbst wurde erweitert, um die Arbeit in bester Qualität erledigen zu können. „Das ermöglicht uns nun, auch Projekte in Gang zu setzen, die sich nicht nur auf Düsseldorf beziehen“, sagt Piasetzky. So unterhält der Verein Kooperationen mit Tierheimen in Spanien, Griechenland und Rumänien, hat das Projekt „Schwein ohne Pein“ins Leben gerufen, das NRW-weit Beachtung findet, und möchte mit anderen Städten aus dem Umland eine Wildtier-Auffangstation gründen.
Bislang kümmern sich in Düsseldorf drei Frauen ehrenamtlich um Wildtiere, die zum Beispiel verletzt beim Tierheim abgegeben werden. Dazu gehört die über 80-jährige Marianne Bonmariage, die sich für die Schwäne im Hofgarten einsetzt. „Die drei Damen leisten hervorragende Arbeit, aber wir wollen frühzeitig auch eine professionelle Alternative aufbauen“, sagt Piasetzky. Sie möchte gerne eine Wildtier-Auffangstation gründen. „Am liebsten im Zusammenschluss mit anderen Städten wie Dormagen und Neuss, wo es solch ein Angebot auch nicht gibt.“Ende Januar wird dafür ein Runder Tisch einberufen, zu dem unter anderem Vertreter des BUND, des Nabu, von Veterinärsund Gartenämtern, Tierheimen aus der Umgebung und Oberförster eingeladen werden. Geklärt werden soll dann, welche Anforderungen solch eine Station erfüllen muss, wo ein Standort sinnvoll wäre und wie man dafür die passenden, mit Wildtieren erfahrenen Tierärzte finden kann.
Bereits im vergangenen Jahr erfolgreich gestartet ist das Projekt „Schwein ohne Pein“. „Das wurde aus der Empörung über die Verlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration geboren. Diese Tierquälerei hat mich persönlich umgetrieben“, sagt Piasetzky. So dürfen Ferkel bis Ende 2020 weiterhin ohne eine Betäubung kastriert werden – was verhindern soll, dass sie später durch Hormone einen bestimmten Geruch entwickeln. „Das geschieht sowieso nur bei zwei bis fünf Prozent der Tiere und ließe sich auch durch eine Impfung verhindern“, sagt die Vereinsvorsitzende. Der Verein hat deshalb die Impfung von 1500 Schweinen finanziert, um herauszufinden, ob die Methode wirklich funktioniert und den Bauern empfohlen werden kann. „Nachdem wir viel Skepsis überwinden mussten, sind wir inzwischen Ansprechpartner für Schlachthöfe, Vermarkter, Landwirte, den Bauernverband NRW und werden zu Fachtagungen eingeladen. So einen Erfolg hätte ich mir nie träumen lassen.“
Ähnlich würde es sich Piasetzky auch für das Jugendtierschutzprogramm „Tina macht Schule“wünschen, das nach einer zweijährigen Probephase an den Start geht und durchaus Potenzial hat, als Vorbild für andere Städte zu dienen. Schließlich wurde das Projekt bereits mit dem zweiten Platz des
Deutschen Tierschutzpreises ausgezeichnet. Dafür entsteht in Hellerhof in einer alten Schäferei ein Tierschutzzentrum, das im Frühjahr eröffnet werden soll. Dort werden Tierschutzlehrer ausgebildet, die dann in Schulen einen vom Umweltamt
zertifizierten Tierschutzunterricht abhalten. „Wir hoffen, dass den Kindern und Jugendlichen so mehr Respekt und Zuneigung zu Tieren vermittelt wird“, sagt Piasetzky. Zudem können auch Gruppen und Klassen das Zentrum besichtigen und dort Tiere wie Hühner, freilebende Katzen, Tauben, Ziegen, Schafe und Ponys erleben.
Ebenfalls ein Vorbild für andere Städte könnte das Taubenkastrationsprogramm werden, das seit Frühjahr 2019 von der Stadt Düsseldorf in Kooperation mit dem Tierschutzverein und der Uni Gießen, die das Programm wissenschaftlich begleitet, durchgeführt wird. Männliche Tauben werden dabei in kleinen Gruppen eingefangen, im Tierheim von den dortigen Ärzten betäubt und in einem zehnminütigen Eingriff unfruchtbar gemacht. Damit soll weiterer Nachwuchs verhindert werden. Das Kastrationsprogramm dient als Ergänzung zu den Taubenhäusern, die es seit zehn Jahren in Düsseldorf gibt. In dieser Zeit wurden 55.000 Taubeneier durch Attrappen ersetzt. „Dadurch wurde die Population eingeschränkt. Ohne das Programm gäbe es rund 250.000 Tauben mehr in Düsseldorf.“