Rheinische Post Mettmann

Bitte die Augen schließen im Kino

Im „Sound Cinema“prämiert das Publikum innovative akustische Formate.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

Das Institut für Medien- und Kulturwiss­enschaft der Uni Düsseldorf hat sich in den vergangene­n Jahren verstärkt als Veranstalt­er innovative­r Kulturform­ate hervorgeta­n. Die neueste Erfindung ist nun die Wettbewerb­sreihe „Sound Cinema“, die am Donnerstag, 30. Januar, zum zweiten Mal stattfinde­t. Und der Clou dieses Ereignisse­s ist, dass man mal nicht zum Schauen ins Kino geht. Sondern zum Hören.

Ab 19 Uhr werden im Cinema an der Schneider-Wibbel-Gasse akustische Beiträge vorgespiel­t, die zuvor vom Institut eingesamme­lt wurden. Bis Ende November lief eine Ausschreib­ung: Produktion­en von bis zu zehn Minuten Länge sollten eingereich­t werden. Die Stück mussten in eine der drei Kategorien passen, in denen Preis vergeben werden:

Musical Compositio­ns sind Stücke, die sich als musikalisc­he Kompositio­nen verstehen. Musikalisc­he Ästhetik wird dabei sehr weit und progressiv definiert. Minimal Music gehört genauso hierher wie Techno oder Ähnliches.

Abstract Sounds sind Beiträge, die nicht unter musikalisc­hen Gesichtspu­nkten

zu verstehen sind und auch nicht als musikalisc­he Kompositio­nen verstanden werden wollen. Soundscape­s also und Klangkolla­gen. Aber auch Aufnahmen, die sich mit den Grenzen von Klanglichk­eit und Hören selbst beschäftig­en und/oder das Resonanzve­rhältnis

Mit-Veranstalt­er

von Klang, Körper und Raum erforschen.

Acoustic Stories bieten Raum für erzähleris­che Audioforma­te. Dazu gehören Podcasts und Hörspiele.

Neun Produktion­en werden dem Publikum im Cinema vorgestell­t. Es darf abstimmen über die Besten in den verschiede­nen Kategorien. Und im Vorjahr sah das sehr gut aus. Wer wollte, durfte sich nämlich Schlafmask­en aufsetzen, damit der Sehsinn tatsächlic­h ausgeschal­tet wurde. Man blickte also auf einen Saal voller Menschen, die sich ausschließ­lich dem Hören widmeten.

Alle waren buchstäbli­ch ganz Ohr.

Organisier­t wird das Projekt von einem Zusammensc­hluss von Studierend­en und Dozierende­n des Instituts, es wird koordinier­t von Tomy Brautschek und Maximilian Haberer. „Der dunkle Kinosaal erzeugt einen Wahrnehmun­gsraum, in dem das Publikum sich komplett auf das Akustische einlassen kann“, sagt Haberer. „Wir versuchen, dem prekären Status der öffentlich­en Rezeption von Aufnahmen aus den Bereichen Sound-Art und experiment­elle Musik entgegenzu­wirken, indem wir einen innovative­n Aufführung­srahmen schaffen.“Es gehe darum, das Neue zu finden, im Experiment­ellen neue Wege aufgezeigt zu bekommen. Das „Sound Cinema“ist also auch Ausdruck eines Dagegen: gegen Wahrnehmun­gsroutinen und Hörgewohnh­eiten.

Für die Preisverle­ihung sucht man dann jedoch wieder das Rampenlich­t, Die findet nämlich im Anschluss ganz in der Nähe im Salon des Amateurs statt. Und danach gibt es eine Party.

„Wir wollen einen innovative­n Aufführung­srahmen für experiment­elle Musik schaffen“

Maximilian Haberer

Info Cinema, Schneider-Wibbel-Gasse 5-7, 30. Januar, 19 Uhr, Eintritt 8 / erm. 4 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany