Bitte die Augen schließen im Kino
Im „Sound Cinema“prämiert das Publikum innovative akustische Formate.
Das Institut für Medien- und Kulturwissenschaft der Uni Düsseldorf hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt als Veranstalter innovativer Kulturformate hervorgetan. Die neueste Erfindung ist nun die Wettbewerbsreihe „Sound Cinema“, die am Donnerstag, 30. Januar, zum zweiten Mal stattfindet. Und der Clou dieses Ereignisses ist, dass man mal nicht zum Schauen ins Kino geht. Sondern zum Hören.
Ab 19 Uhr werden im Cinema an der Schneider-Wibbel-Gasse akustische Beiträge vorgespielt, die zuvor vom Institut eingesammelt wurden. Bis Ende November lief eine Ausschreibung: Produktionen von bis zu zehn Minuten Länge sollten eingereicht werden. Die Stück mussten in eine der drei Kategorien passen, in denen Preis vergeben werden:
Musical Compositions sind Stücke, die sich als musikalische Kompositionen verstehen. Musikalische Ästhetik wird dabei sehr weit und progressiv definiert. Minimal Music gehört genauso hierher wie Techno oder Ähnliches.
Abstract Sounds sind Beiträge, die nicht unter musikalischen Gesichtspunkten
zu verstehen sind und auch nicht als musikalische Kompositionen verstanden werden wollen. Soundscapes also und Klangkollagen. Aber auch Aufnahmen, die sich mit den Grenzen von Klanglichkeit und Hören selbst beschäftigen und/oder das Resonanzverhältnis
Mit-Veranstalter
von Klang, Körper und Raum erforschen.
Acoustic Stories bieten Raum für erzählerische Audioformate. Dazu gehören Podcasts und Hörspiele.
Neun Produktionen werden dem Publikum im Cinema vorgestellt. Es darf abstimmen über die Besten in den verschiedenen Kategorien. Und im Vorjahr sah das sehr gut aus. Wer wollte, durfte sich nämlich Schlafmasken aufsetzen, damit der Sehsinn tatsächlich ausgeschaltet wurde. Man blickte also auf einen Saal voller Menschen, die sich ausschließlich dem Hören widmeten.
Alle waren buchstäblich ganz Ohr.
Organisiert wird das Projekt von einem Zusammenschluss von Studierenden und Dozierenden des Instituts, es wird koordiniert von Tomy Brautschek und Maximilian Haberer. „Der dunkle Kinosaal erzeugt einen Wahrnehmungsraum, in dem das Publikum sich komplett auf das Akustische einlassen kann“, sagt Haberer. „Wir versuchen, dem prekären Status der öffentlichen Rezeption von Aufnahmen aus den Bereichen Sound-Art und experimentelle Musik entgegenzuwirken, indem wir einen innovativen Aufführungsrahmen schaffen.“Es gehe darum, das Neue zu finden, im Experimentellen neue Wege aufgezeigt zu bekommen. Das „Sound Cinema“ist also auch Ausdruck eines Dagegen: gegen Wahrnehmungsroutinen und Hörgewohnheiten.
Für die Preisverleihung sucht man dann jedoch wieder das Rampenlicht, Die findet nämlich im Anschluss ganz in der Nähe im Salon des Amateurs statt. Und danach gibt es eine Party.
„Wir wollen einen innovativen Aufführungsrahmen für experimentelle Musik schaffen“
Maximilian Haberer
Info Cinema, Schneider-Wibbel-Gasse 5-7, 30. Januar, 19 Uhr, Eintritt 8 / erm. 4 Euro.