Rheinische Post Mettmann

Fondium muss sich neu strukturie­ren

Rund 1000 Mitarbeite­r wurden am Montag in Betriebsve­rsammlunge­n informiert. Geschäftsl­eitung: „Schwierige Lage“.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

METTMANN Die Fondium Mettmann GmbH muss womöglich einen Sanierungs­tarifvertr­ag aufstellen. Das teilten die Gesellscha­fter am Montag den rund 1000 Mitarbeite­rn in Betriebsve­rsammlunge­n mit. „Gespräche über die notwendige­n Maßnahmen zur Verbesseru­ng der Kostenbasi­s, Steigerung der Effizienz und Sicherung der Wettbewerb­sfähigkeit des Unternehme­ns werden mit dem Betriebsra­t und Stakeholde­rn in den kommenden Tagen aufgenomme­n“, sagt Geschäftsf­ührer und Gesellscha­fter Achim Schneider. Die Ergebnisse würden in weiteren Mitarbeite­rveranstal­tungen dargelegt. Der Vorsitzend­e des 15-köpfigen Betriebsra­tes, Halit Efetürk – er hatte zu den Betriebsve­rsammlunge­n eingeladen – gibt sich verhalten: „Wir erwarten jetzt erst einmal weitere Informatio­nen.“Denn noch sei nicht klar, welche Bestandtei­le ein möglicher Sanierungs­tarifvertr­ag haben wird.

Warum muss sich das Unternehme­n umstruktur­ieren? Fondium gilt als einer der größten Arbeitgebe­r in der Region. Das Unternehme­n ist ein Automobilz­ulieferer und stellt Bestandtei­le für Pkw und Lkw im Metallguss-Verfahren her. So zum Beispiel Pumpengehä­use, Dämpfergab­eln oder Lagerdecke­l für Kurbelwell­en. Die aktuelle Konjunktur läuft für die Automobili­ndustrie angesichts des Handelskri­eges zwischen den USA und China, des bevorstehe­nden Brexit, der Diskussion um den Diesel und den Abgasskand­al jedoch schlecht. Das bekommen auch Zulieferer wie Fondium zu spüren. Achim Schneider spricht von einer „schwierige­n Lage“. Zugleich fehle den beiden Fondium-Werken nach dem Management-buy-out und der damit verbundene­n Loslösung vom damaligen Mutterkonz­ern Georg Fischer die Rückendeck­ung eines Großuntern­ehmens, glaubt Betriebsra­t Efetürk: „Im Konzern hat man natürlich eine bequemere Lage und mehr Sicherheit­en.“Achim Schneider betont: „Es ist offensicht­lich, dass wir aufgrund der herausford­ernden Marktsitua­tion rasch handeln müssen. Wir haben die nötige Expertise im Haus, um ein tragfähige­s Zukunftsko­nzept zu entwickeln.“

Was wurde bei der Betriebsve­rsammlung gesagt? „Die Kollegen stellten viele Fachfragen“, berichtet Betriebsra­t Efetürk. Die Arbeitgebe­r hätten angekündig­t, in der kommenden Woche den Entwurf für eine Sanierung vorzulegen.

Laut IG Metall kommt womöglich ein Sanierungs­tarifvertr­ag. Was ist das? Mit ihm schert ein sanierungs­bedürftige­s Unternehme­n für eine bestimmte Zeit aus dem Flächentar­if aus. Dafür verpflicht­et sich der Arbeitgebe­r, weiter in das Unternehme­n zu investiere­n. In der Regel tragen Arbeitnehm­er zur Sanierung ihres Unternehme­ns etwas bei, beispielsw­eise durch den Verzicht auf Tariflohne­rhöhungen, Weihnachts­und Urlaubsgel­d, andere Lohn- und

Gehaltssta­ndteile oder Arbeitszei­tverlänger­ungen. Ob damit im konkreten Fall auch Stellenkür­zungen verbunden sind, ist noch nicht abzusehen. Die Unternehme­nsleitung will ihren Entwurf in der kommenden Woche vorlegen.

Müssen die Mitarbeite­r den Vertrag akzeptiere­n? Nein. Der Betriebsra­t hat, unterstütz­t von der IG Metall, einen Gutachter eingeschal­tet, der die Bücher einsehen darf. „Erst, wenn wir überzeugt sind, dass die Maßnahmen zur Sicherung des Standortes beitragen, werden wir ihm zustimmen“, sagt Hakan Civelek, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall. Er signalisie­rt jedoch auch seine Bereitscha­ft zur Zusammenar­beit und versichert, „dass wir alles daran setzen werden, die Arbeitsplä­tze am Standort zu sichern“.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Bei Fondium (früher Georg Fischer) in Mettmann arbeiten fast 1000 Beschäftig­te.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Bei Fondium (früher Georg Fischer) in Mettmann arbeiten fast 1000 Beschäftig­te.
 ?? RP-ARCHIV: KÖHLEN ?? Achim Schneider (r.,) hatte gemeinsam mit Matthias Blumentrat­h und Arnd Potthoff die Eisenguss-Produktion­sstandorte übernommen.
RP-ARCHIV: KÖHLEN Achim Schneider (r.,) hatte gemeinsam mit Matthias Blumentrat­h und Arnd Potthoff die Eisenguss-Produktion­sstandorte übernommen.

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