Rheinische Post Mettmann

Eschenster­ben beunruhigt Erkrather und Haaner

- VON PETER CLEMENT

ERKRATH/HAAN Sie ist oft 40 Meter hoch und kann bis zu 300 Jahre alt werden: Die Esche ist ein eindrucksv­oller Laubbaum in Europa. In der nordischen Mythologie ist sie der Weltenbaum, der den gesamten Kosmos repräsenti­ert, Wenn sie zu beben (oder zu welken) beginne, heißt es, nahe das Ende der Welt. Ausgerechn­et ein winziger, unscheinba­rer weißer Pilz schickt sich nun an, einen Großteil der Eschenpopu­lation hierzuland­e zu zerstören. Hymenoscyp­hus pseudoalbi­dus, auch „Falsches Weißes Stengelbec­herchen“genannt, hat sich mittlerwei­le in 22 Ländern Nord-, Ost- und Mitteleuro­pas etabliert.

Wie zuletzt in Erkrath (Thekhaus und Neandertal) tritt das Problem in diesen Tagen auch in Gruiten offen auf: Die Untere Naturschut­zbehörde des Kreises Mettmann teilt denn auch mit, dass aus Gründen der Verkehrssi­cherung in den nächsten Wochen im Neandertal Bäume gefällt werden müsse. Betroffen seien Bereiche vom Museumspar­kplatz bis zur Steinzeitw­erkstatt, bei Bracken in Gruiten und im Umfeld der Kläranlage. In erster Linie seien Bäume betroffen, die aufgrund des landesweit­en Eschenster­bens stark geschwächt und nicht mehr standsiche­r seien, heißt es. Die Eschen sind genau jener kleinen Pilzart zum Opfer

gefallen, die dafür sorgt, dass die jungen Triebe im Kronenbere­ich absterben.

Experten haben den Verlauf klar beschriebe­n: „Im Frühstadiu­m der Erkrankung treten an der Mittelripp­e der Blätter bräunliche Nekrosen auf“, sagen sie. Ab Mitte Juli seien dann an den infizierte­n Eschen auffällige Welke-Erscheinun­gen zu beobachten, die einen vorzeitige­n Blattfall und Kronenverl­ichtungen zur Folge haben. Besonders charakteri­stisch sind demnach die lange am Trieb verbleiben­den Blattstiel­e, die von der Esche nicht auf natürliche Weise abgestoßen werden. Später fault dann auch der untere Teil des Stamms. Erstmals wurde das Eschentrie­bsterben in Deutschlan­d

2002 beobachtet und der Erreger 2007 nachgewies­en. Ursprüngli­che Heimat des Pilzes sei Ostasien. Er habe sich über Polen weiter nach Westen ausgebreit­et. Die Pilzsporen sind klein und werden durch den Wind verbreitet. Man gehe davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Eschen in NRW befallen seien, berichtet der Kreis.

Ein großer Teil des Eschenholz­es, das in diesen Tagen bundesweit geschlagen wird, verkauft sich gut. Es ist als Möbelholz, für Parkettböd­en und dank seiner hohen Elastizitä­t auch für Sportgerät­e wie Barren oder Hockeyschl­äger begehrt. Die Experten gehen zwar davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Eschen in NRW befallen sind. „Aber die Esche wird wohl nicht aussterben“, beruhigt Klaus Adolphy von der Unteren Naturschut­zbehörde. „Einige Bäume sind gegenüber der Krankheit völlig unempfindl­ich und werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnte­n wieder für gesunde Bestände sorgen.“

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FOTO: DPA Kahle Eschen bei nebligen Wetter. Neun von zehn Bäumen dieser Art im Land sind von der Welke, die ein Pilz verursacht, betroffen.

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