Städte setzen auf Tempo 30
Die verkehrsberuhigten Zonen sollen die Luftqualität verbessern, für weniger Unfälle sorgen und den Lärmpegel senken. Viele Städte weiten ihre 30er-Zonen aus – oder versuchen es. Denn die Maßnahme muss gut begründet sein.
MOERS Wer in Moers mit dem Auto unterwegs ist, sollte künftig besser den Fuß vom Gas nehmen. Sieben zusätzliche Tempo-30-Zonen richtet die 100.000-Einwohner Stadt am Niederrhein in den nächsten Tagen neu ein. Seit Kurzem gibt es zudem temporäre 30er-Zonen. „Sie gelten teils tagsüber, teils nachts“, sagt ein Stadtsprecher. Für die neuen Zonen in der Innenstadt gelten hingegen keine zeitlichen Begrenzungen.
„Grundsätzlich festzuhalten ist, dass es nach aktueller Rechtslage immer einen Grund geben muss, in Abschnitten oder in bestimmten Straßen die Begrenzung einzurichten“, erklärt der Sprecher. Eine komplette 30-Regelung in der Innenstadt sei nach aktueller Rechtslage nicht möglich, sagt er. In Moers begründet man die neuen 30-Zonen unter anderem mit zu viel Lärmaufkommen durch den Straßenverkehr an den jeweiligen Straßen und sogenannten schützenswerten Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäusern, an denen aus Sicherheitsgründen nicht schnell gefahren werden soll.
Immer mehr Städte in NRW wollen ihre bestehenden Tempo-30-Zonen ausweiten – oder müssen es wegen schlechter Luftwerte. Das Bundesverkehrsministerium will es Kommunen daher erleichtern, Tempo 30 für ganze Straßen einzurichten. Den Grünen reicht das nicht aus. Sie wollen innerorts auf allen Straßen Tempo 30 einführen. Die Stadt Aachen hat in den vergangenen Wochen 140 neue Verkehrsschilder mit der Aufschrift „30“in der Innenstadt aufstellen lassen. Auch in Bonn gilt auf einem Abschnitt einer Hauptverkehrsstraße seit Jahresbeginn Tempo 30. Der Grund ist derselbe wie in Aachen: schlechte Luft.
Einer Bilanz des Umweltbundesamtes zufolge schneidet Köln im Jahresmittel 2018 mit 59 Mikrogramm am schlechtesten im NRW-Vergleich ab, gefolgt von Düsseldorf mit 53 Mikrogramm. Der Aachener Wert liegt in der Berechnung bei 43. In Düsseldorf sollen Umweltspuren die Luft verbessern, in Köln setzt man etwa auf Express-Spuren für Busse auf einer zentralen Pendlerachse. Eine Tempo-30-Zone wie in Aachen oder in der kompletten Innenstadt ist in Köln nicht geplant. „Das ist aufgrund der Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung auch derzeit nicht möglich“, sagt ein Sprecher der Stadt Köln. Ohnehin bestehe die Kölner Innenstadt bereits heute schon fast ausschließlich aus Tempo-30-Zonen.
Die Stadt Aachen erhofft sich mit der Maßnahme auch positive Auswirkungen auf den Verkehr, dieser soll durch Tempo 30 flüssiger und weniger stauanfällig werden. Roman Suthold vom ADAC Nordrhein kritisiert, dass Emissionen nicht alleine davon abhängen, wie schnell man fährt, sondern viel mehr davon, ob der Verkehr fließt. Die Einführung neuer Tempo-30-Zonen ist für den ADAC-Experten lediglich auf kurzen Abschnitten mit etwa 400 bis 800 Meter Länge – etwa vor Kindergärten und Schulen – zu vertreten. Durchgängige Tempo-30-Limits auf Hauptverkehrsstraßen würden hingegen deren Hauptfunktion entgegenwirken: den Verkehr zu bündeln. Durch Tempo 30 könnte sich der Verkehr in Nebenstraßen und Wohngebiete verlagern, meint er.
Ähnlich sieht das der Verkehrswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Bei Tempo 30 auf mehrspurigen Straßen könnte es zu stockendem Verkehr und Rückstaus kommen. „Gerade häufiges Bremsen und erneutes Anfahren verbraucht mehr Treibstoff und wirkt sich negativ auf die Stickstoffdioxidwerte aus“, sagt er. Das würde beispielsweise auch für die Umweltspuren in Düsseldorf gelten.
Um die Luftwerte zu verbessern, hat man in Aachen auf einer Hauptstraße zusätzlich schadstoffmindernden
Sprecher der Stadt Aachen