Jugendliche bevorzugen traditionelle Berufe
BERLIN (kna/dpa) Jugendliche in entwickelten Ländern sehen ihre Zukunft laut einer Studie überwiegend in traditionellen Berufen. Auch in Zeiten Sozialer Medien und Künstlicher Intelligenz streben Jugendliche kaum Tätigkeiten an, die mit der Digitalisierung entstanden sind, wie aus einer Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Attraktiv seien weiterhin Berufe wie Arzt, Manager, Lehrer oder Polizist.
Auf die Frage nach ihren Erwartungen zu ihrer Tätigkeit im Alter von 30 Jahren nannte die Hälfte der befragten 15-Jährigen in OECD-Ländern einen von zehn besonders bekannten Berufen. Die Vielfalt des zukünftigen Arbeitsmarktes sei vielen nicht bewusst, erklärte die Organisation. Zudem präge die soziale Herkunft der Jugendlichen deren Ambitionen und Einstellungen stark.
Die Untersuchung stützt sich den Angaben zufolge auf Daten aus der aktuellen Pisa-Erhebung. Demnach nannten rund 47 Prozent der Jungen und 53 Prozent der Mädchen einen von zehn besonders häufig genannten Berufen. Seit 2000 habe sich die Jugend noch weiter auf wenige Berufe fokussiert. Dies gelte auch für Deutschland, Österreich und die Schweiz, wobei hier die Berufswünsche insgesamt vielfältiger seien.
OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher forderte mehr Engagement in Schulen bei der Berufsvorbereitung. „Man kann nicht werden, was man nicht kennt“, sagte Schleicher bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos. „Es besteht ein großes Risiko, dass wir die nächste Generation für unsere Vergangenheit ausbilden und nicht für deren Zukunft.“Die Menschen hielten sich an dem fest, was sie am besten kennen, sagte Schleicher.
Leistungsstarke Schüler aus wohlhabenderen Verhältnissen nannten im Schnitt viermal häufiger ambitionierte und mit höherer Bildung verbundene Berufsziele als Schüler mit vergleichbaren Leistungen aus bescheideneren Verhältnissen, hieß es in der Studie. Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen hätten „auch wesentlich häufiger eine falsche Vorstellung von dem für ihren anvisierten Beruf notwendigen Bildungsweg“.
Ferner gibt es auch mit Blick auf die Geschlechter einen Unterschied bei den Berufswünschen. Jungen, die bei Pisa-Untersuchungen in Naturwissenschaften gut abschnitten, interessierten sich häufiger für einen Beruf im Bereich Naturwissenschaften oder Ingenieurwesen als Mädchen. Mädchen, die hier gut abschnitten, ziehe es dagegen eher ins Gesundheitswesen.