„Wohnen verdrängt die Handwerksbetriebe“
Kammergeschäftsführer Axel Fuhrmann wirbt im Planungsausschuss um mehr Rücksicht aufs Gewerbe.
„Die Betriebe haben kaum noch Luft zum Atmen.“Das ist das Fazit von Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, als er am Mittwoch im Planungsausschuss darauf hinwies, dass immer mehr Handwerksbetriebe aus der wachsenden Stadt verdrängt werden. Zu Beginn zitierte er aus der Rheinischen Post, die über das Aus der Gerresheimer Eisdiele Ghirloni berichtet hatte. Der Kleinunternehmer hatte sich nicht nur über die steigende Miete beklagt, sondern auch gesagt, dass seine Produktionsstätte an der Gräulinger Straße schließen muss – das Haus wird für neue Wohnungen abgerissen.
Kein Einzelfall. Wo einmal die Schraubenfabrik Max Mothes war, entstehen nun in Bilk Wohnungen. Fuhrmann befürchtete, dass die benachbarte Metallbauwerkstatt irgendwann vertrieben wird. „Wenn die Menschen nur fünf Meter weiter ihren Balkon haben, sind die Konflikte programmiert.“Der Kammer-Manager appellierte an Politik und Verwaltung, bei der Umnutzung von Flächen darauf zu achten, dass auch Gewerbe integriert wird. Als Negativbeispiel nannte er die Karolinger Höfe, wo mal Auto Becker war – und wo es jetzt nur Wohnungen, aber keine Handwerker mehr gibt. Auf diese sei eine Stadt und erst recht die (alternde) Bevölkerung aber angewiesen.
Die Politiker nahmen die Anregungen ernst, sahen die Lage aber nicht so schwarz wie Fuhrmann. Das alte Stadtentwicklungskonzept habe in diesem Punkt Schwächen
gehabt, wurde eingeräumt, im neuen Raumwerk D aber werde auf die Mischung der Nutzungen geachtet, Handwerker und sonstiges Gewerbe sollen ihren Platz erhalten. Planungsdezernentin Cornelia Zuschke berichtete zudem, dass es zuweilen auch Handwerker selbst seien, die Flächen abgäben, weil sie für eine Wohnnutzung mehr Geld bekommen. Versöhnlich war am Ende die Idee, auch ein Handlungskonzept Handwerk aufzulegen oder dieses mit dem Wohnkonzept zu verbinden.
POLIZEI UND GERICHT