So fühlen sich Senioren in der Stadt
Laut einer Studie ist Düsseldorf kein besonders gutes Pflaster für ältere Menschen. Vier Senioren geben ihre Einschätzung ab. Prognos befragte 401 Kreise und Kommunen
Düsseldorf – geht es nach dem Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos, ist die Landeshauptstadt für Senioren in einigen Bereichen keine besonders lebenswerte Stadt. Dies zeigt zumindest die aktuelle ZDF-Deutschlandstudie, in der Düsseldorf im landesweiten Vergleich unter dem Strich nur einen der letzten Plätze belegt. Die jeweiligen Kriterien wurden auf Grundlage eines Fragebogens bewertet, den die Kommunen beantworteten.
Doch wie genau entsprechen die Statistiken der Realität? Wir baten vier Senioren, uns einmal ihre Einschätzung zur Lebensqualität älterer Menschen in Düsseldorf zu erläutern. Alle haben sie in verschiedenen Stadtteilen gelebt, wohnen jetzt in einer seniorengerechten Wohnanlage und treffen sich regelmäßig im Stockumer Zentrum plus. Aus ihren Einschätzungen lassen sich keine Rückschlüsse auf ein stadtweites Bild ziehen – doch sie zeigen, dass dies auch nicht mit den Ergebnissen der Studie möglich ist.
Pflege Dass der Bedarf das Angebot an Pflegeplätzen in Düsseldorf weit übersteigt, ist einer der besonders kritischen Punkte. Und hier stimmen die Meinungen der Senioren mit denen der Studienmacher überein. „Es ist nicht so einfach, einen Platz dort zu bekommen, wo man ihn möchte“, sagt Angela Prinz, die selber viele Jahre ein Altenheim verwaltete. Sie kritisiert, dass die Stadt die Obhut über die Pflege in Düsseldorf zunehmend privaten Unternehmen wie neben vielen anderen – der Sana-Gruppe überlasse. „Altenpflege kann ein lukratives Geschäft sein, da dringen immer mehr auf den Markt. Wohlfahrtsverbände dürfen jedoch keinen Profit machen, was sich dann auch in geringeren Beiträgen widerspiegeln kann“, glaubt die 83-Jährige. Dieser Meinung
Deutschlandweit landete die Landeshauptstadt auf dem 250. Platz. In NRW auf Rang 43 (von 53). Zum Vergleich: Der benachbarte Kreis Mettmann belegte in Nordrhein-Westfalen den ersten Platz.
schließt sich das Ehepaar Vollmark an. „Wir haben keine Kinder, mussten uns also schon früh Gedanken machen, was später sein wird“, sagt Peter Vollmark. In der eigenen Wohnung irgendwie weiterleben oder in ein Altenheim ziehen, das wären dann meist die einzigen Möglichkeiten. Anlagen mit seniorengerechtem Service und Betreuung bei weitestgehender Aufrechterhaltung der eigenen Selbstständigkeit gebe es zu wenige. Dabei komme es darauf an, dass ältere Menschen weitestgehend ihre Selbstständigkeit aufrechterhalten können.
Wohnen Im Fall des Ehepaars Vollmark ist das neue Heim in der Hand einer Genossenschaft. Diesen solle die Stadt mehr Grundstücke anbieten. „So kann man auch eine Art Mietpreisbremse fördern. Denn die Genossenschaften dürfen ja auch keinen Gewinn machen“, sagt Peter Vollmark. Dementsprechend günstig sei auch ihre Miete im Vergleich. Zahlten sie vorher für ihre 90 Quadratmeter große Golzheimer Wohnung mehr als 1200 Euro im Monat, ist es bei jetzt 60 Quadratmetern nur noch knapp die Hälfte. „Unser Vermieter hat alle drei Jahre um fünf bis sechs Prozent erhöht, dabei sich jedoch legal am Mietspiegel orientiert“, sagt Peter Vollmark. Für Rentner sei Düsseldorf einfach zu teuer zum Wohnen. Und: „Heute nützt es auch nichts mehr, in andere Stadtteile wie Unteroder Oberbilk zu ziehen.“Für Senioren wie Ursula Czarnecki, die nur eine statt zwei Renten bezieht, sei eine innenstadtnahe Wohnung nicht mehr bezahlbar. Aufs Land zu ziehen, wo laut der Studie tendenziell die glücklichsten Senioren wohnen, sei für alle vier allerdings nie eine Option gewesen. „Die das machen, sind wohl kerngesund und brauchen nie einen Arzt“, meint Marie-Luise Vollmark augenzwinkernd.
Freizeit / Grünflächen Verwundert zeigten sich die Rentner über das schlechte Abschneiden im Bereich Freizeit und Grünflächen. „Wir sind hier im Norden zwar verwöhnt mit Grünflächen, aber auch in der Innenstadt gibt es schöne Parks“, sagt Prinz. Schade empfindet das Ehepaar Vollmark lediglich, dass sich immer mehr Vorgärten in steinerne Wüsten für Parkflächen verwandeln. Die Angebote der Zentren plus empfinden sie dagegen als großartig, allerdings seien die bei vielen Senioren noch nicht im Bewusstsein angekommen. Auch die Stadt biete genug Beschäftigungsmöglichkeiten und Veranstaltungen, wie beispielsweise den Kulturherbst für Senioren. Alle vier loben zudem städtische Dienstleistungsangebote wie das Pflegebüro als guten und wichtigen Service für Senioren.
Fazit Es ist nicht alles gut in der Landeshauptstadt, wenn es um die Lebensqualität von Senioren geht. Die Themen Pflege und bezahlbarer Wohnraum muss die Politik dringend priorisieren. Aber es ist bei weitem auch nicht alles so schlecht, wie bestimmte Daten der Studie nahe legen. Denn was eine Stadt letzten Endes lebenswert macht, ist die Möglichkeit, aktiv am Leben teilzunehmen. „Und da liegt Köln laut der Studie immer noch hinter uns“, resümiert Peter Vollmark schmunzelnd.