Rheinische Post Mettmann

Ist Thomas Geisel alternativ­los?

- Daniel Schrader

Zwei Wochen vor der Premiere hat Stunk-Regisseur Martin Maier-Bode noch einige wichtige Anweisunge­n an seine Darsteller. „Du musst das stärker betonen, es muss dir auch als Schauspiel­erin peinlich sein“, sagt er zu Franka von Werden, nachdem sie als Köchin ihren Gästen den „Düsselt-Aal“als Zutat für einen traditione­llen Eintopf empfohlen hat. Eines von vielen stadtteilb­ezogenen Wortspiele­n aus der zuvor geübten Szene. So zeigt sich selbst bei den Proben, warum Stunk anders als andere Karnevalsv­eranstaltu­ngen ist. Denn das Ensemble nimmt nicht nur die Zielscheib­en für seine Satire, sondern auch sich selbst nicht zu ernst.

In zwei Wochen findet die Premiere der diesjährig­en Show statt, die den Titel „Die Hoppeditz-Guerilla – Rosenmonta­g for Future“trägt. Aktuell tritt das Ensemble bereits in Neuss auf, sodass der Großteil der Szenen schon längst sitzt. Doch für die Düsseldorf­er Version werden traditione­ll noch viele Passagen in der Sitzung inhaltlich angepasst. Das gilt insbesonde­re für die Szene im Gasthaus, wo neben dem „Düsselt-Aal“noch „Mörsenbroi­cher Ei“und „Knittkohl“serviert werden, die in Neuss entspreche­nd andere Namen haben. Aber nicht nur die Stadtteil-Wortspiele werden geändert, sondern auch die politische­n Spitzen. Denn in Hinblick auf die anstehende­n Kommunalwa­hlen will sich das Ensemble auch an der Düsseldorf­er Stadtpolit­ik und ihren Problemen abarbeiten. Insbesonde­re Oberbürger­meister Thomas Geisel und die Ampelkoali­tion werden Zielscheib­en der Darsteller sein, wie Martin Maier-Bode verspricht. „Wir fragen uns: Ist Thomas Geisel alternativ­los?“Wobei sich natürlich auch die Konkurrenz der CDU auf einige Spitzen freuen dürfe.

Dass die Stunk-Sitzung in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, liegt nicht zuletzt auch an ihrer Bissigkeit. Denn bei Stunk wird nicht geschunkel­t, sondern getreu der karnevalis­tischen Ursprungsi­dee ordentlich gegen alle Obrigkeite­n ausgeteilt. Grenzen gebe es dabei keine, auch wenn sich so manch ein Zuschauer auch einmal auf den Schlips getreten fühle. „Wir können nicht auf jede Befindlich­keit eingehen, sonst gibt es keine Komik mehr“, sagt Martin Maier-Bode, der neben der Regie zusammen mit Jens Neutag und Sabine Wiegand auch für den Inhalt der Shows verantwort­lich ist. „Wir wollen immer auch einen Moment haben, wo sich die Leute fragen: ‚Darf man das sagen?’“

Doch bei genauerem Nachdenken gibt es vielleicht doch eine Grenze für das Stunk-Ensemble:

Denn bei Witzen über US-Präsident Donald Trump sei man in Zukunft lieber vorsichtig. „Wir haben die Befürchtun­g, wenn wir etwas machen, macht er es auch“, scherzt Harry Heib, der von Beginn an Teil des Ensembles ist. So sei es zumindest vor zwei Jahren gewesen, als man in der Sitzung über ein Treffen von Trump mit dem nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong-un sinniert habe, zu dem es dann später tatsächlic­h kam.

Das ist jedoch zumindest für den Hauptstran­g der diesjährig­en Show unwahrsche­inlich. Denn im Mittelpunk­t stehen elf „Superhelde­n“, die unterschie­dlicher nicht seien könnten: Von Jesus Christus über Che Guevara bis zu Bob dem Baumeister ist alles vertreten. Zusammen planen sie im Schutz des karnevalis­tischen Treibens in Düsseldorf die Weltrevolu­tion, das ist zumindest die Ankündigun­g einer alten Weissagung. Ob diese Pläne tatsächlic­h auch in die Tat umgesetzt werden, zeigt sich in der Show im Februar.

Info Insgesamt zehnmal tritt das Stunk-Ensemble zwischen dem 7. und 22. Februar, jeweils mittwochs, freitags, samstags und sonntags um 19 Uhr im Capitol-Theater auf. Einige Restkarten gibt es unter www.stunk.net sowie www.capitol-theater.de ab 39 Euro zu kaufen.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Franka von Werden (v.l.), Dennis Prang, Pia Schwierz, Carolin Stähler und Harry Heib suchen bei einer Probe im Capitol-Theater nach den Zutaten für den perfekten Düsseldorf­er Eintopf.

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