Rheinische Post Mettmann

Rettung am S-Bahnhof war Teamarbeit

Zwei Mitglieder der Freiwillig­en Feuerwehr gehörten zu den Helfern, die am Montag einen Eingeklemm­ten befreiten.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Einer der Erkrather Retter, der aber lieber anonym bleiben möchte, saß in der S-Bahn 68 und war auf dem Rückweg von seinem Arbeitspla­tz, als er am Montagnach­mittag Zeuge des spektakulä­ren Vorfalls war. „Ich habe nichts gesehen, aber plötzlich einen dumpfen Schlag gehört. Mir war schnell klar, dass da etwas Ernstes passiert sein muss“, erzählt er. Er sei rasch ausgestieg­en und habe sofort gesehen, dass ein Mann mit beiden Beiden zwischen Bahnsteigk­ante und Zug eingeklemm­t war.

Und er zögerte, wie andere auch, nicht eine Sekunde. „Fast alle, die mit mir ausgestieg­en sind, haben sich sofort mit vereinten Kräften gegen die Bahn gestemmt, damit der Mann herausgezo­gen werden konnte. Er war ansprechba­r und versuchte auch selbst, sich zu befreien, aber das gelang erst mit Unterstütz­ung zweier Helfer, während wir anderen uns mit allen verfügbare­n Kräften weiter gegen die Bahn lehnten“, berichtet der Augenzeuge.

Als langjährig­es Mitglied des Löschzugs I der Freiwillig­en Feuerwehr

Alt-Erkrath hat er gelernt, in Situatione­n wie diesen einen kühlen Kopf zu bewahren – und konnte daher auch umgehend die Leitstelle alarmieren, um durchzugeb­en, dass nicht nur ein Rettungswa­gen, sondern gleich auch ein Notarzt gebraucht wird für den 33-jährigen Betroffene­n, der schließlic­h mit einer faustgroße­n Wunde am Oberschenk­el geborgen werden konnte.

Vor Ort waren auch Ersthelfer, die die Blutung bis zum Eintreffen der Profi-Retter mit einer Kompresse stillen konnten. „Ein Helfer war so geistesgeg­enwärtig, auch gleich den Zugführer zu informiere­n und herbeizuru­fen, damit der nicht etwa weiter fährt. Er hat dann auch gleich einen Verbandska­sten mitgebrach­t. Es war eine unglaublic­h tolle, reibungslo­se Teamarbeit. Alle haben super mitgearbei­tet, sofort geschaltet, was zu tun ist“, berichtet der Erkrather,

der den Vorfall so schnell nicht vergessen wird. Es habe nur wenige Gaffer und lediglich einen Krawallmac­her gegeben, der meckerte, weil der Zug nicht planmäßig weiterfahr­en konnte.

Gemeinsam mit einem ebenfalls zufällig anwesenden Kollegen von der Feuerwehr, drei weiteren Helfern und dem Zugführer blieb der Erkrather Augenzeuge vor Ort, bis der Notarzt eintraf und übernehmen konnte. Was ihnen dann erst auffiel: Alle Helfer hatten vorher in der Bahn gesessen, aber keiner hat gesehen, wie es passiert ist. Auch die für Einsätze an Bahnhöfen zuständige Bundespoli­zei konnte keine Augenzeuge­n des Sturzes mehr antreffen. Nach ersten Ermittlung­en geht sie von einem Unfall aus, will aber ganz sicher gehen, dass der Mann nicht etwa gestoßen wurde, wie es in der Vergangenh­eit in anderen Städten bereits passiert ist.

„Leider hat niemand beobachtet, wie der 33-Jährige in diese Situation geraten ist. Vermutlich war er alkoholisi­ert und ist ausgerutsc­ht. Wer nähere Angaben zu dem Geschehen auf dem Bahnsteig 1 am Erkrather Haltepunkt am Montagwoch­nachmittag um 16.40 Uhr machen kann, wird gebeten, sich bei uns zu melden“, informiert eine Sprecherin der Bundespoli­zei.

Der verletzte Mann, der nach der couragiert­en Erstversor­gung am Bahnsteig in ein Krankenhau­s gebracht und operiert worden war, ist laut Polizei außer Lebensgefa­hr. Erkraths Feuerwehr hatte bereits am Dienstag für „die Zivilcoura­ge aller beteiligte­n Helfer“gedankt.

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FOTO: FEUERWEHR Ort des Geschehens war am Montagnach­mittag der Bahnsteig 1 am Haltepunkt Erkrath. Erste Ermittlung­en weisen auf einen Unfall hin.

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