Rheinische Post Mettmann

Konzerne stoppen Reisen nach China

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Mitarbeite­r können nicht zur Arbeit, Vorprodukt­e fehlen: Konzerne wie Covestro leiden in China an den Folgen der Epidemie. Bei Henkel müssen Mitarbeite­r nach Reisen aus China 14 Tage zuhause arbeiten.

DÜSSELDORF (anh/frin/rky/rtr) Die Ausbreitun­g des Corona-Virus setzt der Wirtschaft zu. Die Experten der Bank HSBC kappen ihre Prognosen: Im Gesamtjahr werde die Wirtschaft­sleistung in China wohl nur um 5,3 Prozent zulegen, das wären 0,5 Punkte weniger als bislang erwartet. Auch das weltweite Wachstum werde mit 2,3 Prozent geringer ausfallen. Die Zahl der Infizierte­n in China ist drastisch auf 59.805 gestiegen. Die Zunahme hängt auch damit zusammen, dass Chinas Behörden die Erfassung umstellen: Das Virus muss nun nicht mehr durch einen aufwändige­n Nukleinsäu­re-Test nachgewies­en werden, es reichen Röntgenbil­der. Die Epidemie hat Folgen für Firmen und Anleger.

Henkel Beim Düsseldorf­er Dax-Konzern wird zwar an den Standorten in China weiter produziert, doch die Reisen werden kräftig eingeschrä­nkt. Reisen nach China seien nur noch in dringenden geschäftli­chen Angelegenh­eiten und nach Genehmigun­g im Einzelfall möglich, erklärte der Konzern auf Anfrage. „Mitarbeite­r, die aus China kommen, müssen 14 Tage von zuhause arbeiten, bevor sie wieder in Büro zurückkehr­en“, so ein Sprecher. China ist gemessen am Umsatz nach den USA Henkels zweitgrößt­er Markt im Nicht-Euro-Raum.

Covestro Der Leverkusen­er Dax-Konzern macht rund ein Fünftel seines Umsatzes in China. „Die Wertschöpf­ungskette mit Zulieferer­n, Logistik, Verpackung und Versand ist beeinträch­tigt, da in vielen Provinzen Arbeiter und Angestellt­e ihre Arbeit nicht wie geplant aufnehmen können“, erklärte der

Sprecher. Hinzu kämen Einschränk­ungen beim Import und Export von Waren. Der Schutz der Mitarbeite­r stehe an erster Stelle. „Covestro hat bereits Ende Januar alle geplanten Dienstreis­en nach und innerhalb Chinas auf unbestimmt­en Zeitraum ausgesetzt.“

Evonik Der Essener Chemieries­e beschäftig­t in China 2500 Mitarbeite­r an 14 Standorten. Reisen in die Provinz Hubei sind bis auf weiteres ausgesetzt. „Dienstreis­en in andere Regionen Chinas sind vorerst auf das unbedingt notwendige Maß zu begrenzen“, erklärte eine Sprecherin. „Aus heutiger Sicht haben wir keine signifikan­ten Auswirkung­en auf die Geschäfte.“Unterbrech­ungen in der Lieferkett­e würden möglichst ausgeglich­en. Evonik macht in der Region (China, Japan, Korea) 15 Prozent seines Umsatzes.

BMW Für die deutschen Autoherste­ller ist China der wichtigste Markt. Entspreche­nd besorgt schaut man auf die Entwicklun­g, auch wenn BMW-Chef Oliver Zipse sagt: „Wir begrüßen es, dass es konsequent­e Maßnahmen in China gegeben hat.“Am 17. Februar werde man die Werke in dem Land voraussich­tlich wieder anlaufen lassen, zuletzt stand die Produktion still. Man rechne nicht damit, dass es Auswirkung­en auf Werke außerhalb Chinas geben werde, etwa weil Lieferkett­en unterbroch­en würden.

Luftfahrt Die Zahl der Auslandsfl­üge aus China ist seit Beginn der Epidemie um drei Viertel und die der Inlandsflü­ge um die Hälfte eingebroch­en, teilt die Internatio­nale Energiebeh­örde (IEA) mit. China werde im ersten Quartal 14 Prozent weniger Kerosin benötigen als ursprüngli­ch erwartet. Air China kündigte an, die Flüge von Peking nach Düsseldorf einzustell­en.

Ölpreis Die IEA erwartet wegen der Coronaviru­s-Epidemie den ersten Rückgang der weltweiten Öl-Nachfrage seit dem Höhepunkt der Finanzkris­e 2009. Für das Gesamtjahr 2020 senkte die IEA ihre Prognose auf einen Bedarf von 825.000 Barrel am Tag. Das sind 365.000 Barrel weniger als nach der bisherigen Schätzung.

Börsen Die Anleger reagierten verunsiche­rt auf den jüngsten Anstieg der Infektione­n. Der Dax ging auf Talfahrt. Viele flüchteten sich in vermeintli­ch sichere Häfen wie Gold und Bundesanle­ihen. So stieg der Goldpreis um 0,7 Prozent auf 1575,81 Dollar je Feinunze. Die Nachfrage nach zehnjährig­en Bundesanle­ihen drückte die Rendite auf minus 0,414 Prozent. Die Anleger zahlen also dafür, die Anleihen besitzen zu dürfen.

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