Rheinische Post Mettmann

Deutschlan­d muss Europa mutiger machen

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Münchner Sicherheit­skonferenz tagt unter einem bedrückend­en Befund: Die Konflikte sind größer und die Mechanisme­n zu ihrer Lösung kleiner geworden. Als Außenminis­ter hatte Frank-Walter Steinmeier vor sechs Jahren mehr Verantwort­ung Deutschlan­ds in der Welt angekündig­t. Als Bundespräs­ident versuchte er, konkreter zu werden. Die von ihm angemahnte Konzentrat­ion auf die Rolle Deutschlan­ds in Europa ist eine bedenkensw­erte Konsequenz, wenn ringsumher die Ordnungssy­steme zerbröseln. Damit legt er zugleich die Messlatte hoch für die deutsche EU-Ratspräsid­entschaft in der zweiten Hälfte dieses Jahres.

Auch Außenminis­ter Heiko Maas stellte die besondere Verantwort­ung Deutschlan­ds für eine funktionie­rende EU in den Mittelpunk­t. Doch obwohl beide Politiker Deutschlan­ds Rolle pauschal von der Welt konkret auf Europa herunterho­lten, blieben sie zu diffus. Dass es vor allem Europas Verantwort­ung gewesen wäre, den Bürgerkrie­g in Syrien beenden zu helfen, ist den Europäern seit Jahren klar. Doch sie haben auf Washington (vergeblich) gewartet – und dann Moskau, Ankara und Teheran machen lassen. Die Folgen wie Verwerfung­en in Deutschlan­d als Ergebnis des Migrations­drucks aus Syrien haben sie sich teilweise selbst zuzuschrei­ben.

Es gab in den Reden gute Ansätze. Steinmeier warnte, in der Mitte Europas dürfe kein „ängstliche­s Herz“schlagen, wenn Deutschlan­d es mit Europa wirklich ernst meine. Maas erinnerte an Wegmarken der europäisch­en Welt: vom Westfälisc­hen Frieden über die Römischen Verträge bis zur Schlussakt­e von Helsinki. Bei diesen Feststellu­ngen darf es nicht bleiben. Nur mutige Schritte in Richtung mehr Europa können das Blatt wenden, nicht die Klage über Lücken, Brüche und Zerfall. Es muss einen Weg von Münster 1648 nach Berlin 2020 geben.

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