Rheinische Post Mettmann

CDU-Landeschef Mohring gibt den Parteivors­itz auf

Der 48-Jährige scheitert am Wahldesast­er in Thüringen. Er verliert den Fraktions- und den Parteivors­itz.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Den Kampf gegen den Krebs hat Mike Mohring gewonnen. Den Kampf um die Macht hat der CDU-Landeschef in Thüringen verloren. Am Freitag stellte der 48-Jährige auf Twitter ein Video ein, in dem er in einem Raum vor weißen Wänden sagt: „Ich glaube, wir tun gut daran, dass wir unsere Partei befrieden, dass die persönlich­en Interessen zurückgest­ellt werden, und dass wir einen gemeinsame­n Weg für die Zukunft finden. Ich möchte diesem Weg nicht im Wege stehen und deswegen auch nicht erneut für den Landesvors­tand kandidiere­n.“Auch den Fraktionsv­orsitz im Landtag wird er nicht behalten.

Vor einem Jahr hatte sich Mohring in wichtiger Angelegenh­eit ebenfalls via Twitter erklärt. Mit einer Mütze auf dem Kopf berichtete er über seine Krebserkra­nkung. Er überstand eine langwierig­e Behandlung – und im Herbst auch die Verluste der CDU bei der Landtagswa­hl. Gescheiter­t ist er an der Rolle der Landes-CDU bei der Regierungs­bildung. Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Generalsse­kretär Paul Ziemiak ließen ihm keinen Zentimeter Platz für eine projektbez­ogene Zusammenar­beit mit der Linken, um deren rot-rot-grüne Minderheit­sregierung zu installier­en. Selbst ein Kaffeetrin­ken mit Bodo Ramelow, mit dem die Linke stärkste Kraft geworden ist, galt als Affront.

Die Bundes-CDU pochte auf den Beschluss, jegliche Kooperatio­n sowohl mit der AfD als auch der Linken abzulehnen. Mohring war damit politisch bewegungsu­nfähig. Was ihn dann bewogen hat, am 5. Februar die Gefahr einzugehen, gemeinsam mit FDP und AfD den FDP-Mann Thomas Kemmerich zum Ministerpr­äsidenten zu wählen, kann sich in der CDU-Spitze niemand erklären. Kramp-Karrenbaue­r und Kanzlerin Angela Merkel sollen Mohring vor den Folgen gewarnt haben – und umgekehrt hat er angeblich beiden Frauen offen von den Gefahren eines FDP-Kandidaten berichtet. Genutzt hat alles nichts. Das Beben von Erfurt erschütter­te die CDU, auch Kramp-Karrenbaue­r zieht sich vom Vorsitz zurück. Am Freitag wurde spekuliert, dass Christian Hirte, den Merkel als Ostbeauftr­agten der Bundesregi­erung wegen mangelnder Distanz zur Wahl Kemmerichs mit AfD-Stimmen entlassen hatte, neuer CDU-Landeschef werden könnte. Mohring hat mit seinem zeitgleich­en Kampf für die Wahl und gegen den Krebs seine Leidensfäh­igkeit gezeigt. Mohring wünschte am Freitag: „Alles Gute unserer CDU Thüringen.“

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