Prozess um Betriebsrat bei Flaschenpost
In Düsseldorf wollen Mitarbeiter einen Betriebsrat gründen. Dann kam es zu Kündigungen – und einer Klage.
DÜSSELDORF Am Düsseldorfer Standort des Getränke-Lieferdienst Flaschenpost eskaliert momentan die Situation. Acht von zehn Teambzw. Schichtleitern wurden überraschend entlassen, angeblich wegen schlechter Leistungen. Den kürzlich gewählten Wahlvorstand, der die Betriebsratswahl vorbereiten soll, versuchte Flaschenpost wiederum, per einstweiliger Verfügung zu kippen.
Am Freitag kam es zum Treffen vor Gericht. „Der Arbeitgeber wehrt sich vehement gegen die Gründung eines Betriebsrats“, sagte Ulrich Karthaus, Anwalt des Wahlvorstands. Flaschenpost-Anwalt Tobias Brors betonte hingegen, dies habe nichts mit der Betriebsratswahl zu tun, genauso wie das Unternehmen grundsätzlich nichts gegen Betriebsräte habe. „Wir halten es aber für sinnvoll, noch einmal auf den Startpunkt zurückzugehen“, sagte Brors. So könnte mit einer Frist von vier Wochen eingeladen werden, damit auch wirklich alle Mitarbeiter davon wüssten. Die Flaschenpost-Mitarbeiter hatten die Wahl mehr als eine Woche im Voraus angekündigt. Der Richter hielt das offenbar für ausreichend und wies den Antrag ab (11 BVGa 4/20). Die Betriebsratswahl kann weiter gehen.
Es dürfte allerdings nicht der letzte Gerichtstermin gewesen sein. Flaschenpost kündigte bereits an, die Situation durch Arbeitsgerichte klären zu lassen. Und auch die gekündigten Team- und Schichtleiter wollen sich offenbar wehren. „Wir werden gegen die Kündigungen juristisch vorgehen“, kündigte Zayde Torun von der Gewerkschaft NGG an, an die sich die Betroffenen gewandt haben. Sie kann das Vorgehen von Flaschenpost nicht nachvollziehen. „Es gab vorher keine Beschwerden oder gar Abmahnungen – und plötzlich soll alles schlecht sein?“, wundert sich Torun. Ein Teamleiter sei sogar erst vier Tage im Amt gewesen. „An anderen Standorten gab es diese Maßnahmen nicht.“
Im Düsseldorfer Lager gab es zuletzt Probleme, etwa im Pfandbereich. Flaschenpost hat daher eine Art Interventionstruppe geschickt.
„Manchmal sind unternehmerische Entscheidungen notwendig, um grundlegende Standards aufrechtzuerhalten“, sagte eine Sprecherin. In Mitarbeiterkreisen werden die Probleme hingegen auf den permanenten Personalmangel zurückgeführt. Rund 1000 Aufträge müssen angeblich pro Tag in Düsseldorf bearbeitet werden, oft sei das Personal jedoch nur auf 700 bis 800 Aufträge ausgelegt. Flaschenpost wollte sich dazu nicht äußern.
Abhilfe könnte ein weiterer Standort schaffen. Mitte März soll angeblich ein Lager in Langenfeld eröffnen. Von dort könnten auch Düsseldorfer Haushalte beliefert werden. Flaschenpost will sich zu konkreten Standorten nicht äußern.