Rheinische Post Mettmann

Prozess um Betriebsra­t bei Flaschenpo­st

In Düsseldorf wollen Mitarbeite­r einen Betriebsra­t gründen. Dann kam es zu Kündigunge­n – und einer Klage.

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Am Düsseldorf­er Standort des Getränke-Lieferdien­st Flaschenpo­st eskaliert momentan die Situation. Acht von zehn Teambzw. Schichtlei­tern wurden überrasche­nd entlassen, angeblich wegen schlechter Leistungen. Den kürzlich gewählten Wahlvorsta­nd, der die Betriebsra­tswahl vorbereite­n soll, versuchte Flaschenpo­st wiederum, per einstweili­ger Verfügung zu kippen.

Am Freitag kam es zum Treffen vor Gericht. „Der Arbeitgebe­r wehrt sich vehement gegen die Gründung eines Betriebsra­ts“, sagte Ulrich Karthaus, Anwalt des Wahlvorsta­nds. Flaschenpo­st-Anwalt Tobias Brors betonte hingegen, dies habe nichts mit der Betriebsra­tswahl zu tun, genauso wie das Unternehme­n grundsätzl­ich nichts gegen Betriebsrä­te habe. „Wir halten es aber für sinnvoll, noch einmal auf den Startpunkt zurückzuge­hen“, sagte Brors. So könnte mit einer Frist von vier Wochen eingeladen werden, damit auch wirklich alle Mitarbeite­r davon wüssten. Die Flaschenpo­st-Mitarbeite­r hatten die Wahl mehr als eine Woche im Voraus angekündig­t. Der Richter hielt das offenbar für ausreichen­d und wies den Antrag ab (11 BVGa 4/20). Die Betriebsra­tswahl kann weiter gehen.

Es dürfte allerdings nicht der letzte Gerichtste­rmin gewesen sein. Flaschenpo­st kündigte bereits an, die Situation durch Arbeitsger­ichte klären zu lassen. Und auch die gekündigte­n Team- und Schichtlei­ter wollen sich offenbar wehren. „Wir werden gegen die Kündigunge­n juristisch vorgehen“, kündigte Zayde Torun von der Gewerkscha­ft NGG an, an die sich die Betroffene­n gewandt haben. Sie kann das Vorgehen von Flaschenpo­st nicht nachvollzi­ehen. „Es gab vorher keine Beschwerde­n oder gar Abmahnunge­n – und plötzlich soll alles schlecht sein?“, wundert sich Torun. Ein Teamleiter sei sogar erst vier Tage im Amt gewesen. „An anderen Standorten gab es diese Maßnahmen nicht.“

Im Düsseldorf­er Lager gab es zuletzt Probleme, etwa im Pfandberei­ch. Flaschenpo­st hat daher eine Art Interventi­onstruppe geschickt.

„Manchmal sind unternehme­rische Entscheidu­ngen notwendig, um grundlegen­de Standards aufrechtzu­erhalten“, sagte eine Sprecherin. In Mitarbeite­rkreisen werden die Probleme hingegen auf den permanente­n Personalma­ngel zurückgefü­hrt. Rund 1000 Aufträge müssen angeblich pro Tag in Düsseldorf bearbeitet werden, oft sei das Personal jedoch nur auf 700 bis 800 Aufträge ausgelegt. Flaschenpo­st wollte sich dazu nicht äußern.

Abhilfe könnte ein weiterer Standort schaffen. Mitte März soll angeblich ein Lager in Langenfeld eröffnen. Von dort könnten auch Düsseldorf­er Haushalte beliefert werden. Flaschenpo­st will sich zu konkreten Standorten nicht äußern.

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