Rheinische Post Mettmann

Der große Unmut der Real-Belegschaf­t

Bei den Mitarbeite­rn geht die Existenzan­gst um. Und manche Metro-Aktionäre sind wütend auf das Management.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Vom lautstark geäußerten Unmut der Real-Belegschaf­t im Vorfeld der Metro-Hauptversa­mmlung hat Metro-Chef Olaf Koch am Freitag vermutlich nur wenig mitbekomme­n. „Gegen Lohndumpin­g bei Real“ist da noch eine der moderatere­n Aussagen der Beschäftig­ten. „Ich bin kein Restposten“oder „Man behandelt uns wie Ware“geben die Gefühlslag­e der Belegschaf­t stärker wieder. Solche Aussagen spiegeln die Angst, je nach künftigem Arbeitgebe­r komplett aus der Tarifbindu­ng zu fliegen.

An dem Verkauf der Warenhausk­ette gibt es jetzt nur noch verschwind­end geringe Zweifel. Metro-Vorstand und -Aufsichtsr­at hätten zugestimmt, verkündet Koch den Aktionären (die den Wertverlus­t ebenfalls mit Ärger quittieren); was nach der notarielle­n Beurkundun­g der Kaufverträ­ge noch fehle, sei die Zustimmung des Aufsichtsr­ates beim Real-Käufer SCP.

Zum Verkauf, das beteuert Koch, habe es trotz aller Anstrengun­gen keine Alternativ­e gegeben. „Real verliert pro Jahr 250 Millionen Euro Cash“, sagt der Manager. Und verspricht den Mitarbeite­rn, die zu einem neuen Arbeitgebe­r wechseln, dass ihre Arbeitsver­träge unangetast­et blieben, und dass allen, die ihren Job verlören, Abfindunge­n gezahlt würden.

Den Ärger mancher Aktionäre mindert das nicht. 12,63 Euro ist die Metro-Aktie wert, 3,37 Euro weniger, als der neue Großaktion­är EP Global Commerce im vergangene­n Jahr für die Übernahme der Metro zahlen wollte. Das liegt wohl auch an dem quälend langen Verkaufspr­ozess bei Real, den Aktionärss­chützerin Jella Benner-Heinacher als „Zitterpart­ie“bezeichnet. Ein bisschen schwingt da die Sorge mit, der Deal könnte in allerletzt­er Sekunde doch noch platzen.

Auch dafür, dass das Management noch Abschläge auf die ohnehin bescheiden­en Zielvorste­llungen in Sachen

Nettomitte­lzufluss hinnehmen musste, stehen Koch und Co. in der Kritik. Und: Die Perspektiv­en, die der Vorstandsc­hef für das künftig einzige Geschäftsf­eld Wholesale zeichnet, sind einigen auch zu wenig. „Der Ausblick ist ernüchtern­d, das sieht nicht nach Vollgas aus“, so Benner-Heinacher.

Immerhin hat die Aktie am Freitag 1,5 Prozent an Wert gewonnen. Das dürfte auch Marco Arcelli mit Genugtuung registrier­t haben. Er ist seit Freitag auch gewählter Vertreter des größten Einzelakti­onärs EP Global Commerce und wacht damit über die Interessen des tschechisc­hen Investors Daniel Kretinsky. Dem war schon ein Mittelzufl­uss von 500 Millionen Euro aus dem Real-Deal zu wenig; was er darüber denkt, dass es nun noch einmal 200 Millionen Euro weniger werden, kann man sich denken. Die EP Global Commerce hält knapp 30 Prozent der Anteile und hat noch eine Option auf 2,7 Prozent, die noch bei Haniel liegen.

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FOTO: IMAGO IMAGES Real-Mitarbeite­r demonstrie­ren vor der Hauptversa­mmlung der Metro in der Düsseldorf­er Messe.

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