Jecker Nachwuchs erobert die Säle
Das Kölner Kinderdreigestirn absolviert in der Session mehr als 150 Auftritte. Unsere Zeitung hat die drei und ihr Gefolge aus Pagen und Gardisten einen Tag lang durch die Säle der Stadt begleitet.
KÖLN. Es ist kurz vor 11 Uhr in der Heimat, dem Quartier des Kinderdreigestirns im Festkomitee am Maar. Bevor es an diesem Tag losgeht, werden zusammen mit Gloria van Buuren-Wiese, die den jecken Nachwuchs auf seinen Touren betreut, noch einmal die sechs Auftritte an diesem Tag durch gesprochen. Zuletzt werden die Gardisten und Pagen noch auf die beiden Wagen verteilt und die Aufgaben vergeben.
Kurz danach sitzen alle zusammen in den Wagen und das erste Ziel in Deutz wird angefahren. „Das alles ist sehr aufregend, aber auch cool. Jeder Auftritt hat für mich seinen Reiz. Das gilt für die Blindensitzung genauso wie für den Besuch der Krankenhäuser oder der großen Säle“, freut sich Jungfrau Darleen. Die Neunjährige ist schon länger im Karneval aktiv und tanzt bei den Kölschen Dillendöppcher, der Kinder- und Jugendtanzgruppe der Altstädter.
Gegen 11.40 Uhr kommen die Wagen am Gymnasium Deutz an, wo die IG Deutzer Dienstagszug ihre Sitzung feiern. „In der ersten Reihe zu stehen, ist schon etwas ganz anderes, als bei der Garde dabei zu sein. Aber ohne diese würde das Kinderdreigestirn nicht funktionieren. Anfangs waren wir bei den Auftritten noch ziemlich aufgeregt, aber nach dem zehnten Termin hat sich das gelegt“, sagt Kinderbauer Emil, der im Vorjahr noch als Gardist an Bord war.
Auf der Bühne klappt alles perfekt, die Rede sitzt genauso gut wie das Lied und der Applaus dafür fällt laut und begeistert aus. „Ich wollte sehr gerne Prinz werden, da hat es auch geholfen, dass man als Gardist schon vorher Erfahrung gesammelt hat. Mir gefallen besonders die großen Auftritte im Sartory oder im
Gürzenich gut. Noch besser waren die Termine in der Arena“, sagt Kinderprinz Vincent I.
Nach dem Auftritt steht noch ein Fototermin in einer gut mit Jecken gefüllten Deutzer Kneipe an, bevor es die verdiente Mittagspause mit Fanta, Pizza und Eis in der Birreria/
gibt. „Das Kinderdreigestirn zu begleiten, ist so bunt wie der Karneval selbst. Da darf man alles erleben – von den großen Bühne bis zum Besuch im Hospiz oder im Kinderkrankenhaus. Wichtig ist es, die Kinder gut darauf vorzubereiten. Mit einem Besuch kann man Menschen, denen es nicht so gut geht, etwas Freude bringen und das Leben für einen Moment etwas bunter machen. Wir haben zum Beispiel eine Jugendeinrichtung besucht, in der Jugendliche leben, die keine Familie mehr haben. Für die war es ungewöhnlich, dass andere Kinder ein Zuhause haben. Da ergeben sich dann bei uns im Wagen auch Fragen, über die man diskutiert“, sagt van Buuren-Wiese.
Die nächste Station ist jetzt die Flora, wo die Ehrengarde ihre Kinderund Familiensitzung hat. Vor der Flora ergeben sich spannende Begegnungen mit Guido Cantz und Cat Ballou. In der Flora trifft das kleine auf das große Dreigestirn. „Ich finde Frank total cool. Es ist toll, mit ihm gemeinsam aufzutreten. Für mich ist er wie ein Onkel, dem kann man alles anvertrauen.“Auch Darleen ist begeistert: „Ralf hat selbst zwei Töchter. Mit dem kann man gut reden und auch mal kuscheln.“Vor dem Auftritt tauschen sich die Großen und Kleinen entsprechend intensiv aus und ziehen dann kurz vor 16 Uhr gemeinsam in den Saal ein.
Nach dem Auftritt ist Eile angesagt, denn um 16.30 Uhr werden die drei und ihr Gefolge schon bei der Nippeser Bürgerwehr im Sartory erwartet. „Ich finde es besonders toll, wenn ich die Fahne tragen darf. Das macht richtig Spaß. Mir hat bislang der Auftritt in der Arena am besten gefallen. Das war ganz groß“, sagt Gardist Severin (9). „Bei mir war es der Besuch im Kinderkrankenhaus. Es ist schön, Menschen, die traurig sind, eine Freude zu machen. Wir haben auch extra Geschenke wie Pins und Orden mitgebracht“, berichtet Pagin Cilia (9).
Auch vom Sartory müssen sich die Kinder zügig verabschieden, denn jetzt geht es zur Kindersitzung von Rocholomäus, wo um 17.15 Uhr, der Einzug in den Saal vorgesehen ist. Am Wochenende gibt es bis zu sechs oder sieben Auftritte, unter der Woche
zwei bis vier. „Zum Glück unterstützen uns unsere Lehrer und wir dürfen auch mal etwas später kommen oder früher gehen. So ist das nicht so anstrengend“, sagt Vincent, der am liebsten Englisch mag und der im Halbjahreszeugnis einen Notendurchschnitt von 1,1 vorweisen kann.
Bei Jungfrau Darleen sieht es mit 1,3 ähnlich gut aus: „Mir macht die Schule Spaß. Ich mag Englisch, Religion, Kunst, Musik, Deutsch, Mathe und inzwischen auch Sport. Alles eigentlich fast alles. Toll ist, dass ich am Karnevalsfreitag Geburtstag habe. Da freue ich mich vor allem auf den Sternmarsch.“Für die drei geht es jetzt kurz vor 18 Uhr zur Andacht mit den Familien in St. Ursula.
Dafür wurde extra eine Kerze gebastelt. Sie ist die kleine Version der Kerze, die beim Karnevalistengottesdienst im Dom angezündet worden ist. In St. Ursula empfängt Stadtdechant Robert Kleine die Gruppe. Er erbittet gemeinsam mit ihr den Segen Gottes für den Endspurt der Session.
Danach geht es bei starkem Regen zum Finale um 20 Uhr bei den Fidelen Zunftbrüdern im Maritim. Die letzte Fahrt führt das Kinderdreigestirn und seine Begleitung wieder zurück in die Heimat beim Festkomitee am Maarweg.