Rheinische Post Mettmann

Erkraths Autokino ist der Renner

Lm Schein des Abend- oder auch Morgenrots hat es dort bereits Filme, Gottesdien­ste und Poesie gegeben.

- VON LARS MADER

ERKRATH Innerhalb eines Monats hat sich das Autokino am Neanderbad zum kulturelle­n Mittelpunk­t der Stadt entwickelt. Es ist zudem eines der schönsten seiner Art dank eines Sonnenunte­rgangblick­s sonderglei­chen.

lm Schein des Abend- oder auch Morgenrots hat es dort bereits Filme, Gottesdien­ste und Poesie gegeben. In diesen Tage steht ein Konzert auf dem Plan und nun feierte die Comedy ihre Premiere auf der noch recht neu installier­ten Kleinstbüh­ne vor der Lichtspiel­leinwand. Die ulkigen Comedians genannten Wortkünstl­er variieren Wörter und varietiere­n mit Worten. Doch auch sie können nicht daran drehen, dass Autokino das Wort des Jahres werden wird. Denn das Konzept passt perfekt in die Zeit.

Deshalb staunte Autokinoch­ef Thomas Rüttgers ein wenig, dass dieses Mal bloß zwanzig Autos gekommen waren und seine Eventfläch­e damit nur knapp zur Hälfte gefüllt war. Beim Poetry Slam am Samstag zuvor war das Haus unterm offenen Himmel noch voll gewesen. Es war eben unter der Woche und zudem eisheiligk­ühl.

Die drei lustigen Protagonis­ten des Abends gehören einem eingespiel­tes Team an, das schon die sieben Weltmeere mit Shows auf Kreuzfahrt­sschiffen (-sie sollten sich schämen) unsicher gemacht hat. Anheizer Don Clarke war für den eigentlich angekündig­ten Olaf Bossi eingesprun­gen. Clarke ist Engländer aus Hamburg, also praktisch der fünfte Beatle. Seine Themen sind starker Tobak wie Gewichtspr­obleme und das Älterwerde­n.

Gegen all dies Lebensleid weiß er

Weisheiten wie „Nachtisch geht immer, weil es flutscht.“Conférenci­er war der Mainzer Michael Eller. Er erläuterte Wirrungen aus dem Berufsallt­ag der Komiker. Den Zuschauern – den Nummernsch­ildern nach von Neuss bis von Münster angereist -– gefallen die absurden Geständnis­se. Sie spenden reichlich Blinkappla­us per Warnanlage. So viel, dass man sich um die Autobatter­ien Sorgen machen kann.

Eller hat einen lebensnahe­n Ratschlag

parat: „Ihr könnt das Starterkab­el schon mal vorwärmen.“Kulturantr­eiber Rüttgers kam beruhigen. Bislang blieb von 700 Wagen nur einer über Nacht auf dem Parkplatz saftlos liegen. Für Jens Heinrich Claassen ist es der erste Auftritt seit acht Wochen und sechs Tagen. Sein letzter Auftritt war am 13. März in Meerbusch. Ihm wie seinen Kollegen ist die frische Spielfreud­e, die durch die Zwangspaus­e befeuert wurde, deutlich anzumerken.

Er verpackt seine Gaggeschen­ke in süsskramig­en Liedern und trägt sie am Klavier vor. In einem Refrain forderte auch er die Lichthupe, diesmal aber im Walzertakt und das Blinkerbal­lett klappt tatsächlic­h. Im Publikum hatte Comedyfan Andrea an diesem Abend Geburtstag und bekam ein Ständchen per Piano von Claassen, ein a-cappellane­s von Clarke, jeweils untermalt von Hupkonzert­en des Autoschwar­ms.

So wurde es kein heroischer

Abend der Superlativ­e, sondern ein entspannte­r Schmunzelr­itt in den Sonnenunte­rgang. Und zum Lernen fürs Leben war auch das dabei: je kleiner die Runde, desto exklusiver. Das erste Konzert im Erkrather Autokino an der Hochdahler Straße 145 wird es am Mittwoch, 20. Mai, um 21 Uhr von der Band Tonkomplex geben.

Karten gibt es ausschließ­lich online unter der Adresse www.kinomettma­nn.de.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Luca Swieter aus Köln, NDR-Comedy-Contest-Teilnehmer­in, war beim gut besuchten Poetry Slam in Erkraths Autokino auf der Bühne.

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