Rheinische Post Mettmann

Blamabel

Leverkusen­er Brücke

- Gottfried Kilian Mettmann

Spannseile zuverlässi­g halten. Antwort: Wenn ein oder zwei beim Ziehen davonfluts­chen, macht das gar nichts. Aus Zeitgründe­n blieben meine Bemühungen dann stecken. 25 Jahre später hörte ich im zuständige­n Normungsau­sschuss von den Bauberater­n der einschlägi­gen Organisati­onen: Die abschließe­nde Verfüllung der Spannbeton­kanäle mit der erforderli­chen Paste ist in der Praxis eine einzige Katastroph­e. Nach dem, was zu hören war, bleibt so gesehen der spektakulä­re Brückenein­sturz von Genua kein Rätsel. Aber auch so lesen wir von Brückenspe­rrungen und –reparature­n immer wieder in der Zeitung. Pfusch am Bau ist verbreitet. In Deutschlan­d hat er sich seit den 60er Jahren systematis­ch ausgebreit­et, als Niedrigpre­ise vor Qualität den Vorzug erhielten. Ob das Bauen dadurch wirtschaft­licher wurde, ist keinesfall­s verbürgt.

Das chinesisch­e Werkstoffq­ualitäten oft nicht unseren Standards entspreche­n, ist altes Wissen. Warnungen aus der Wirtschaft und den Verbänden gab es genug. Nun so zu tun, als ob das alles nur an den Chinesen und an Porr läge, ist genau so schlecht wie die Beschaffun­g für die Bundeswehr. Eindeutige Materialbe­schreibung­en, Bearbeitun­gsmethoden, Prüfverfah­ren und Abnahmezus­tändigkeit­en, müssen schon im Ausschreib­ungstext stehen. Wer nur eine Brücke bestellt und sonst nichts weiß, wird auch nur eine Brücke bekommen. Wenn es stimmt, das eine Produktion­süberwachu­ng vor Ort vereinbart war, die behindert und verhindert wurde, war dies der späteste Kündigungs­termin. Zugeben muss man, dass die Brücke sehr gut zur Familie der letzten deutschen Großprojek­te passt. Berliner Flughafen, Stuttgarte­r

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