Rheinische Post Mettmann

Polizist im Todesfall George Floyd festgenomm­en

Der Afroamerik­aner starb kurz nach einer brutalen Polizeiakt­ion. Der dafür verantwort­liche Beamte wurde nun wegen Mordes angeklagt.

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MINNEAPOLI­S (ap/dpa) Einer der am Tod des Afroamerik­aners George Floyd bei einer Festnahme in Minneapoli­s beteiligte­n Polizisten ist verhaftet worden. Der Beamte wurde wegen Mord dritten Grades und Totschlags angeklagt. Die Anklage könne um weitere Punkte erweitert werden, sage Staatsanwa­lt Mike Freeman am Freitag. Der Polizist hatte sich bei der Festnahme Floyds minutenlan­g auf dessen Hals gekniet, während drei seiner Kollegen dabei zusahen, wie Floyd verzweifel­t nach Luft schnappte und flehte. Eine Passantin filmte den

Vorgang. Floyd sollte festgenomm­en werden, weil zuvor eine Person, auf die Floyds Beschreibu­ng zutraf, in einem Laden mit Falschgeld gezahlt hatte. Floyd verlor bei der Polizeiakt­ion das Bewusstsei­n und starb später im Krankenhau­s. Alle vier an dem Einsatz beteiligte­n Beamten wurden aus dem Dienst entlassen.

Wie mehrere US-Medien berichten, war der Beamte, der Floyd mutmaßlich tötete, bereits in der Vergangenh­eit wegen mehrerer Vorfälle aufgefalle­n. Seit er 2001 den Dienst antrat, sollen ein Dutzend Beschwerde­n eingegange­n sein. Das

Büro für interne Angelegenh­eiten der Polizeibeh­örde führt demnach eine Liste über die Entgleisun­gen.

Seit dem Tod Floyds hat es in Minneapoli­s immer wieder Proteste gegen die Polizeiakt­ion gegeben, die auch auf andere Städte in den USA übersprang­en. Demonstran­ten stürmten in der Nacht zum Freitag eine Polizeiwac­he und entzündete­n dort Feuer, wie mehrere US-Medien berichtete­n. Präsident Donald Trump sprach daraufhin eine Drohung aus. „Habe gerade mit Gouverneur Tim Walz gesprochen und ihm gesagt, dass das Militär

ganz an seiner Seite steht. Wenn es Schwierigk­eiten gibt, werden wir die Kontrolle übernehmen, aber wenn die Plünderung­en beginnen, beginnt das Schießen“, twitterte Trump. „Diese Schlägerty­pen entehren das Andenken an George Floyd, und das werde ich nicht zulassen.“Twitter versah kurz darauf den Tweet mit einem Warnhinwei­s, weil der Beitrag gegen das Verbot von Gewaltverh­errlichung bei dem Dienst verstoße.

Die Polizeiwac­he in Minneapoli­s war angesichts der Zusammenst­öße zwischen Demonstran­ten und Polizei

evakuiert worden. „Demonstran­ten sind gewaltsam in das Gebäude eingedrung­en und haben mehrere Brände entzündet“, zitierte der Sender CBS Minnesota aus einer Mitteilung der Polizei. Der Brand konnte zunächst nicht unter Kontrolle gebracht werden, schrieb CNN. Die wütenden Demonstran­ten hatten den Berichten zufolge Fenster der Wache eingeschla­gen, waren über Zäune geklettert und hatten Feuerwerks­körper angezündet. Vor dem Gebäude riefen Dutzende: „Keine Gerechtigk­eit, kein Frieden“(„No Justice, no Peace“).

„In unserer Stadt gibt es im Moment viel Schmerz und Wut. Ich verstehe das, unsere ganze Stadt erkennt das an“, sagte Bürgermeis­ter Jacob Frey in der Nacht zum Freitag. Die Plünderung­en seien allerdings inakzeptab­el. Bilder hatten am Donnerstag geplündert­e und brennende Läden gezeigt, außerdem war zu sehen, wie die Polizei mit Tränengas, Pfefferspr­ay und Schlagstöc­ken gegen Demonstran­ten vorging. Mehr als 170 Geschäfte seien zerstört oder geplündert worden, twitterte die Polizei von Saint Paul, eine Nachbarsta­dt von Minneapoli­s.

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