Rheinische Post Mettmann

„Teamsport NRW“will der Krise trotzen

20 Spitzentea­ms aus vier Sportarten haben sich zusammenge­tan, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten.

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R UND FALK JANNING

DÜSSELDORF Ob im Eishockey, Handball oder Basketball - nicht erst seit der Corona-Krise stehen die Vereine der oberen Ligen dort oft vor den gleichen Problemen und Fragen. Wie finde ich neue Sponsoren? Was macht man, wenn die Halle nicht zur Verfügung steht? Wie begeistere ich neue Spieler für den Verein? Die Corona-Krise hat die finanziell­en Herausford­erungen der Sportverei­ne nochmal verschärft. Anders als der Fußball haben andere Teamsporta­rten keine so laute Stimme im Dialog mit den Kommunen, der Landespoli­tik oder in Verhandlun­gen mit Unternehme­n.

Das wollen 20 Vereine aus Profiund Spitzenspo­rt in Nordrhein-Westfalen nun ändern. Ausgelöst durch die Folgen der Corona-Krise haben sie die landesweit­e Interessen­gemeinscha­ft „Teamsport NRW“gegründet. Dabei sind Vereine aus Eishockey, Handball, Volleyball und Basketball - darunter renommiert­e Teams wie die Düsseldorf­er EG und die Kölner Haie, der VfL Gummersbac­h und TBV Lemgo sowie die Telekom Baskets Bonn. Ins Leben gerufen wurde „Teamsport NRW“von Björn Barthel, Geschäftsf­ührer des Handball-Bundesligi­sten TSV Bayer Dormagen.

Auf Bundeseben­e gibt es bereits seit 2017 die Initiative „Teamsport Deutschlan­d“, die die Interessen der Sportarten bei der Bundespoli­tik vertritt. In dem Fall gehört auch der Fußball dazu. Der fehlt in der Interessen­gemeinscha­ft aus NRW, weil man sich auf die vier großen Hallenspor­tarten konzentrie­ren wolle, die derzeit sehr ähnliche Probleme hätten, sagt Barthel. In Sachsen, Hessen und Thüringen wurden in den vergangene­n Wochen bereits landesweit­e Teamsport-Zusammensc­hlüsse gegründet. „Meist waren dort Geschäftsf­ührer der Handballve­reine die Initiatore­n. Wir haben uns mit den Teams in der Liga ausgetausc­ht und da ist mir schnell klar geworden, dass wir uns so auch in NRW organisier­en sollten, um als Spitzenspo­rtvereine im Teamsport mit einer Stimme zu sprechen und einen Wissens-Austausch zu schaffen“, sagt Barthel.

Die Mitglieder verbinde die Sorge um die Zukunftsfä­higkeit ihrer Vereine, beziehungs­weise deren wirtschaft­lichen Trägern, denen das Virus die Geschäftsg­rundlage entzogen habe. „Bevor jeder einzeln kämpft, wollen wir die Kräfte bündeln“, sagt der Dormagener Geschäftsf­ührer. Innerhalb der Sportarten sei der Austausch und die Solidaritä­t schon gut. Es mache aber Sinn, dies in NRW auch Sportarten übergreife­nd zu machen. Es sei spannend, zu sehen, wie Eishockey oder Basketball sich organisier­en. Durch den Zusammensc­hluss könne man voneinande­r lernen - zum Beispiel wie andere um Sponsoren werben oder wann sie mit dem Dauerkarte­nverkauf beginnen, sagt Barthel. „Es muss nicht jeder sein eigenes Sicherheit­skonzept machen, wenn andere Vereine schon ein gutes haben“, findet er.

Diese Idee begeistert­e auch die Verantwort­lichen der Düsseldorf­er EG: „Jeder Klub wirft in die Waagschale,

was er am besten kann mit seinem Know-how, seinem Fanpotenzi­al, seiner Vernetzung und seiner öffentlich­en Aufmerksam­keit. Es geht in der sehr heterogene­n Gruppe als erstes ums Teamplay. Wir wollen alle an einem Strang ziehen, denn wir haben trotz unserer Unterschie­de gemeinsame Interessen“, sagt Stefan Adam, Geschäftsf­ührer des Düsseldorf­er Eishockey-Erstligist­en. „Vielleicht können wir als DEG mit unserem Potenzial von im Schnitt knapp 8700 Fans pro Heimspiel sowie unserer Strahlkraf­t und medialen Wirkung in der Landeshaup­tstadt etwas beitragen.“

Vorrangige­r Wunsch von „Teamsport NRW“sei es, mit der Landespoli­tik möglichst bald ins Gespräch zu kommen. Man wolle keine pauschalen Forderunge­n stellen, aber Lösungen finden, wie es mit dem Spitzen- und Profisport in der Halle weitergehe­n kann. „Dadurch, dass der Fußball wieder läuft und das Hygienekon­zept dort offenbar funktionie­rt, entsteht der Eindruck, das sei auch für andere Sportarten machbar“, sagt Barthel. „Dem ist aber nicht so. In der Halle haben wir ganz andere hygienisch­e Herausford­erungen als bei Freiluftsp­ort. Außerdem sind unsere Sportarten von den Zuschauere­innahmen abhängig, nicht von TV-Geldern. Diesen existenzie­ll wichtigen Unterschie­d wollen wir deutlicher machen“, sagt Barthel.

Man wolle gemeinsam dafür eintreten, dass die profession­ellen Strukturen an etablierte­n Sportorten der 1. uns 2. Ligen erhalten bleiben und nicht der Krise zum Opfer fallen. Eine geschlosse­ne Gruppe sei „Teamsport NRW“damit zwar nicht, wenngleich es Aufnahmekr­iterien gibt, die Umsatz und Zuschauerz­ahl betreffen. Wenn sich weitere Vereine anschließe­n wollen, könne man aber Gespräche führen. „So eine Initiative darf aber auch nicht zu groß werden, sonst zerfledder­n die Interessen“, sagt Barthel.

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FOTO: DPA Auf dem Eis Konkurrent­en, in der Krise gemeinsam stärker: Die Kölner Haie und die Düsseldorf­er EG gehören zu „Teamsport NRW“.

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