„Teamsport NRW“will der Krise trotzen
20 Spitzenteams aus vier Sportarten haben sich zusammengetan, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten.
DÜSSELDORF Ob im Eishockey, Handball oder Basketball - nicht erst seit der Corona-Krise stehen die Vereine der oberen Ligen dort oft vor den gleichen Problemen und Fragen. Wie finde ich neue Sponsoren? Was macht man, wenn die Halle nicht zur Verfügung steht? Wie begeistere ich neue Spieler für den Verein? Die Corona-Krise hat die finanziellen Herausforderungen der Sportvereine nochmal verschärft. Anders als der Fußball haben andere Teamsportarten keine so laute Stimme im Dialog mit den Kommunen, der Landespolitik oder in Verhandlungen mit Unternehmen.
Das wollen 20 Vereine aus Profiund Spitzensport in Nordrhein-Westfalen nun ändern. Ausgelöst durch die Folgen der Corona-Krise haben sie die landesweite Interessengemeinschaft „Teamsport NRW“gegründet. Dabei sind Vereine aus Eishockey, Handball, Volleyball und Basketball - darunter renommierte Teams wie die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie, der VfL Gummersbach und TBV Lemgo sowie die Telekom Baskets Bonn. Ins Leben gerufen wurde „Teamsport NRW“von Björn Barthel, Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten TSV Bayer Dormagen.
Auf Bundesebene gibt es bereits seit 2017 die Initiative „Teamsport Deutschland“, die die Interessen der Sportarten bei der Bundespolitik vertritt. In dem Fall gehört auch der Fußball dazu. Der fehlt in der Interessengemeinschaft aus NRW, weil man sich auf die vier großen Hallensportarten konzentrieren wolle, die derzeit sehr ähnliche Probleme hätten, sagt Barthel. In Sachsen, Hessen und Thüringen wurden in den vergangenen Wochen bereits landesweite Teamsport-Zusammenschlüsse gegründet. „Meist waren dort Geschäftsführer der Handballvereine die Initiatoren. Wir haben uns mit den Teams in der Liga ausgetauscht und da ist mir schnell klar geworden, dass wir uns so auch in NRW organisieren sollten, um als Spitzensportvereine im Teamsport mit einer Stimme zu sprechen und einen Wissens-Austausch zu schaffen“, sagt Barthel.
Die Mitglieder verbinde die Sorge um die Zukunftsfähigkeit ihrer Vereine, beziehungsweise deren wirtschaftlichen Trägern, denen das Virus die Geschäftsgrundlage entzogen habe. „Bevor jeder einzeln kämpft, wollen wir die Kräfte bündeln“, sagt der Dormagener Geschäftsführer. Innerhalb der Sportarten sei der Austausch und die Solidarität schon gut. Es mache aber Sinn, dies in NRW auch Sportarten übergreifend zu machen. Es sei spannend, zu sehen, wie Eishockey oder Basketball sich organisieren. Durch den Zusammenschluss könne man voneinander lernen - zum Beispiel wie andere um Sponsoren werben oder wann sie mit dem Dauerkartenverkauf beginnen, sagt Barthel. „Es muss nicht jeder sein eigenes Sicherheitskonzept machen, wenn andere Vereine schon ein gutes haben“, findet er.
Diese Idee begeisterte auch die Verantwortlichen der Düsseldorfer EG: „Jeder Klub wirft in die Waagschale,
was er am besten kann mit seinem Know-how, seinem Fanpotenzial, seiner Vernetzung und seiner öffentlichen Aufmerksamkeit. Es geht in der sehr heterogenen Gruppe als erstes ums Teamplay. Wir wollen alle an einem Strang ziehen, denn wir haben trotz unserer Unterschiede gemeinsame Interessen“, sagt Stefan Adam, Geschäftsführer des Düsseldorfer Eishockey-Erstligisten. „Vielleicht können wir als DEG mit unserem Potenzial von im Schnitt knapp 8700 Fans pro Heimspiel sowie unserer Strahlkraft und medialen Wirkung in der Landeshauptstadt etwas beitragen.“
Vorrangiger Wunsch von „Teamsport NRW“sei es, mit der Landespolitik möglichst bald ins Gespräch zu kommen. Man wolle keine pauschalen Forderungen stellen, aber Lösungen finden, wie es mit dem Spitzen- und Profisport in der Halle weitergehen kann. „Dadurch, dass der Fußball wieder läuft und das Hygienekonzept dort offenbar funktioniert, entsteht der Eindruck, das sei auch für andere Sportarten machbar“, sagt Barthel. „Dem ist aber nicht so. In der Halle haben wir ganz andere hygienische Herausforderungen als bei Freiluftsport. Außerdem sind unsere Sportarten von den Zuschauereinnahmen abhängig, nicht von TV-Geldern. Diesen existenziell wichtigen Unterschied wollen wir deutlicher machen“, sagt Barthel.
Man wolle gemeinsam dafür eintreten, dass die professionellen Strukturen an etablierten Sportorten der 1. uns 2. Ligen erhalten bleiben und nicht der Krise zum Opfer fallen. Eine geschlossene Gruppe sei „Teamsport NRW“damit zwar nicht, wenngleich es Aufnahmekriterien gibt, die Umsatz und Zuschauerzahl betreffen. Wenn sich weitere Vereine anschließen wollen, könne man aber Gespräche führen. „So eine Initiative darf aber auch nicht zu groß werden, sonst zerfleddern die Interessen“, sagt Barthel.