Rheinische Post Mettmann

Hermine ist da

Die Geburt des Fohlens hat beim Reit- und Ponyclub in Eller nach dem Shutdown eine Aufbruchst­immung erzeugt.

- VON MARC INGEL

ELLER Als der Reit- und Ponyclub in Eller im Oktober vergangene­n Jahres Henriette kaufte, war die Stute eigentlich als neues Voltigier- und Schulpferd eingeplant. Der Club konzentrie­rt sich vor allem auf die Kinder- und Jugendarbe­it, bis zu 200 junge Reitfans kommen in normalen Zeiten in der Woche an die Karlsruher Straße. „Doch wir haben schnell gemerkt, dass Henriette dicker wurde“, erzählt die Vorsitzend­e Anne Ditsche-Höndgesber­g. Der Tierarzt bestätigte, was alle schon ahnten: Die Neunjährig­e war trächtig. „Wir haben kurz überlegt, Henriette wieder abzugeben, denn sie würde ja mindestens eine halbes Jahr ausfallen. Aber die Vorfreude auf ein Fohlen im Stall hat dann doch gesiegt. Das erste und bislang letzte kam bei uns vor 25 Jahren auf die Welt. Außerdem passte Henriette von ihrem Gemüt einfach zu uns“, berichtet Ditsche-Höndgesber­g.

In der Nacht von Karfreitag auf Ostersamst­ag war es dann soweit: Hermine wurde geboren. Hermine heißt so, weil Hermann im Verein als ihr Patenonkel ausgeguckt wurde. „Es gab eine interne Abstimmung, das Ergebnis war eindeutig“, so die Vorsitzend­e. Jetzt sind nicht nur Hermann und Hermine ein Herz und eine Seele, auch die vielen Kinder, die wegen Corona natürlich lange Zeit gar nicht oder nur selten den Hof betreten durften, können von dem Kaltblut gar nicht genug bekommen. Hermine ist gesund, tollt gerne über den Paddock, den eingezäunt­en Auslauf, ist oft aber auch noch hundemüde und legt sich dann spontan hin. „Das ist nicht anders als bei einem menschlich­en Baby, das benötigt anfangs ja auch viel Schlaf“, weiß die Vorsitzend­e. Wie gesagt: Ein halbes Jahr bleiben Mutter und Tochter zusammen, dann muss Henriette loslassen, und Hermine kommt auf die Wiese, wo sie dann auf sich allein gestellt ist. Erstaunlic­h für Laien: Schon eine Stunde nach der Geburt sind Pferde in der Lage, aufzustehe­n, wenig später können sie bereits galoppiere­n – auch wenn das bei Hermine noch ein wenig nach wildem Gehopse aussieht.

Für die 260 Mitglieder des Reitund Ponyclubs ist das Fohlen ein Segen, hat es doch eine Aufbruchst­immung in der harten Corona-Zeit erzeugt. Ferienkurs­e, Reitstunde­n und das auf Breitenspo­rt ausgericht­ete Voltigiert­raining durften von einem Tag auf den anderen nicht mehr stattfinde­n. „Dabei lebt der Verein, und damit auch unsere zehn Pferde, von den Einnahmen aus den sportliche­n Angeboten“, betont Ditsche-Höndgesber­g. „Auch wenn viele Eltern die Voltigiers­tunden weiter bezahlen, haben uns täglich einige hundert Euro in der Kasse gefehlt, wobei die Kosten natürlich weiter gelaufen sind.“Für Hermine war aber seit Ostern selbstvers­tändlich immer einer da, die Jugendlich­en, immer Geschwiste­r, haben sich mit der Wache abgewechse­lt.

Langsam läuft der Betrieb beim Reit- und Ponyclub wieder an, statt vier gibt es allerdings nur eine Reitstunde am Tag, zudem müssen die Kinder in der Lage sein, alleine in den Sattel zu kommen. „Wir sind natürlich froh, dass unsere Mitglieder uns in der schwierige­n Zeit die Treue gehalten haben, um die Krise auch finanziell bewältigen zu können“, sagt Anne Ditsche-Höndgesber­g. Bereut hat sie es jedenfalls ganz bestimmt nicht, Henriette zu behalten. „So eine überrasche­nde Geburt drückt die Sorgen jetzt erst mal in den Hintergrun­d“, sagt sie. Und Hermine, die ist derweil schon wieder eingeschla­fen.

Mehr Infos unter https://pagrelo.de. Auf https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldor­f gibt es eine Foto-Strecke von Hermine.

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RP-FOTO: MARC INGEL Hermine ist noch oft müde und muss sich hinlegen. Mama Henriette lässt sie dabei nie aus den Augen. Der Vater ist übrigens unbekannt.
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