Rheinische Post Mettmann

Warten auf die zweite Corona-Welle

- VON THOMAS PETER

Der Leiter des Gesundheit­samts ist der Ansicht, dass der Kreis Mettmann die Pandemie verhältnis­mäßig gut überstande­n hat. Bis auf weiteres sollen Probeentna­hmestellen und Corona-Praxen aber aufrechter­halten werden.

KREIS METTMANN In der ersten Sitzung des Gesundheit­sausschuss­es seit dem Beginn der Corona-Pandemie hat Rudolf Lange, Leiter des Gesundheit­samtes, einen Bericht zur Lage im Kreis Mettmann gehalten. Optimisten könnten es auch einen „Rückblick“nennen, denn angesichts niedriger Fallzahlen und vieler Lockerunge­n sprach Lange vielfach im Perfekt.

Falls keine „Zweite Welle“mehr kommt, hat der Kreis Mettmann die Pandemie verhältnis­mäßig gut überstande­n. Dafür gab es klopfende Anerkennun­g von den Ausschussm­itgliedern. Lange erklärte, seit der letzten Sitzung am 2. März wegen der unwirklich anmutenden Ereignisse ein wenig das Zeitgefühl verloren zu haben. Er erinnerte an den ersten Corona-Ausbruch im Kreis Heinsberg, dem wenig später der erste Fall im Kreis Mettmann, nämlich in Erkrath, folgte.

Ein verstärkte­s Aufflammen der Fallzahlen habe es dann durch die Reiserückk­ehrer, vor allem aus Italien und dem berüchtigt­en Ischgl, gegeben. Dem Kreis als Träger des Gesundheit­samtes sei in der Krisensitu­ation eine wichtige Rolle zugekommen. „Wir haben das Gesundheit­samt in aller Kürze auf 80, 90, 100 Stellen ausgebaut; so genau kann man das gar nicht mehr sagen“, so Lange.

Die Krise zu managen sei nur dank verschiede­ner Maßnahmen möglich gewesen: Auf der einen Seite die Einstellun­g des allgemeine­n Verwaltung­sbetriebs, auf der anderen Seite die Unterstütz­ung durch den medizinisc­hen Dienst der Krankenver­sicherunge­n. Allein die Corona-Hotline habe zeitweise rund 35 Telefonplä­tze der Kreisverwa­ltung belegt und bis zu 1500 Telefonate am Tag geführt.

In Spitzenzei­ten habe der Kreis bis zu 200 Krankheits­fälle gleichzeit­ig zu betreuen gehabt. „Auf jeden Krankheits­fall kommen durchschni­ttlich 20 bis 30 Personen, mit

denen der Infizierte Kontakt hatte“, erklärt Lange. So musste der Kreis Mettmann für tausende Menschen häusliche Quarantäne anordnen, die von den kommunalen Ordnungsäm­tern durchgeset­zt wurden.

Wegen der Behandlung von Covid-19-Patienten und der Kontaktbes­chränkunge­n

sei die allgemeine medizinisc­he Versorgung weitgehend zusammenge­brochen. „Wir haben die Krankenhäu­ser früh aufgeforde­rt, den Betrieb herunterzu­fahren“, berichtet Lange.

So habe man die Pandemie im Kreis Mettmann relativ gut in den Griff bekommen. „Wir haben Glück gehabt, dass es bei uns nicht so gelaufen ist wie in Italien“, sagt Lange. Das liege daran, dass die Politik gerade noch rechtzeiti­g mit strengen Regeln die Notbremse gezogen habe. Inzwischen seien die Zahlen rückläufig. „Wir hatten im Kreis eine im Landesverg­leich durchschni­ttliche Betroffenh­eit“.

Dass die Todeszahle­n pro 100.000 Einwohner höher lagen als etwa in Düsseldorf, liege vor allem an der Altersstru­ktur. „Der Kreis Mettmann hat den höchsten Anteil an älteren Einwohnern in NRW“, weiß Pressespre­cherin

Daniela Hitzemann. „Wenn Sie Pech haben, schleppt jemand das Virus in ein Seniorenhe­im ein, dann entstehen sogenannte Cluster“, erklärt Lange.

Aktuell besteht die Verordnung, dass örtliche Beschränku­ngen nur wiedereing­eführt werden müssen, wenn die Zahl der Neuerkrank­ungen 50 Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen überschrei­tet – im Kreis Mettmann sind es drei bis vier.

„Ich sehe diese Kennzahl kritisch“, kommentier­t Rudolf Lange. Bis auf weiteres sollen die zwei „Probeentna­hmestellen“und die beiden „Corona-Praxen“des Kreises aufrechter­halten werden, auch wenn die Nachfrage gesunken sei. „Wir warten jetzt, ob die ‚Zweite Welle‘ kommt“, sagte Lange im Gesundheit­sausschuss des Kreises Mettmann.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Mit einem solchen Stäbchen wird ein Abstrich von der Zunge eines Patienten aufgenomme­n, der dann im Labor auf das Coronaviru­s untersucht wird.
RP-ARCHIVFOTO: STEPHAN KÖHLEN Mit einem solchen Stäbchen wird ein Abstrich von der Zunge eines Patienten aufgenomme­n, der dann im Labor auf das Coronaviru­s untersucht wird.
 ?? ARCHIVFOTO: KÖHLEN ?? Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreis-Gesundheit­samtes.
ARCHIVFOTO: KÖHLEN Dr. Rudolf Lange, Leiter des Kreis-Gesundheit­samtes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany