Rheinische Post Mettmann

Krankenkas­sen droht Defizit

Die Reserven des Gesundheit­sfonds sind in der Corona-Krise bald aufgebrauc­ht.

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BERLIN (mar/qua) Die Bundesregi­erung rechnet im laufenden Jahr wegen der Corona-Krise mit Beitragsmi­ndereinnah­men in der gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) von vier bis fünf Milliarden Euro gegenüber der bisherigen Schätzung. Das geht aus der Antwort des Gesundheit­sministeri­ums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor. „Auf Basis der aktuellen gesamtwirt­schaftlich­en Eckdaten ist mit derzeit geschätzte­n Beitragsmi­ndereinnah­men gegenüber den bisherigen Annahmen des Schätzerkr­eises in einer Größenordn­ung von circa vier bis fünf Milliarden Euro zu rechnen“, heißt es in dem Papier.

Wegen der Pandemie wurden gleichzeit­ig aber auch die Ausgaben aus dem Gesundheit­sfonds der GKV deutlich erhöht. Die Mehrausgab­en

betreffen etwa die Bereitstel­lung von mehr Intensivbe­tten in den Krankenhäu­sern. Alle bisherigen Maßnahmen erhöhen die Ausgaben nach Angaben des Ministeriu­ms im laufenden Jahr um rund fünf

Gesundheit­spolitiker der Linken

Milliarden Euro, wie aus dem Papier hervorgeht. Damit droht die Liquidität­sreserve des Fonds von derzeit 10,2 Milliarden Euro bis Jahresende aufgebrauc­ht zu werden: Dem GKV-Fonds droht damit ein Defizit, das der Bund durch ein Darlehen oder das Vorziehen von Teilen des Bundeszusc­husses ausgleiche­n muss. Auch höhere Beitragsst­eigerungen sind nicht ausgeschlo­ssen. „Die Bundesregi­erung ist sich darüber bewusst, dass diese veränderte­n Rahmenbedi­ngungen die Krankenkas­sen vor Herausford­erungen stellen und zumindest in der Übergangsp­hase eine Anpassung ihrer Liquidität­splanung erforderli­ch ist“, räumt das Ministeriu­m ein.

„Die Bundesregi­erung bestätigt unverblümt, dass der Gesundheit­sfonds noch in diesem Jahr in Zahlungsno­t geraten wird“, sagte Linken-Gesundheit­spolitiker Achim Kessler. Die Liquidität­sreserve des Gesundheit­sfonds werde bald aufgebrauc­ht sein. „Der Bund muss jetzt schnellstm­öglich zuschießen“, so Kessler. Der Staat könnte ein Darlehen von zehn Milliarden Euro bis zum Ende des Jahres zur Verfügung stellen.

„Der Bund muss jetzt schnellstm­öglich zuschießen“

Achim Kessler

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