Rheinische Post Mettmann

6:1 – Frustabbau gegen Paderborn

Der BVB deklassier­t den ostwestfäl­ischen Kontrahent­en nach Startschwi­erigkeiten.

- VON THOMAS ESSER

PADERBORN (dpa) Die 45-minütige Fußballsho­w tat Lucien Favre sichtlich gut. Fröhlich klatschte der Trainer von Borussia Dortmund seine Spieler mit der Faust ab und konnte fünf Tage nach der bitteren Niederlage im Liga-Gipfel gegen den FC Bayern wieder lachen. Bis die Enttäuschu­ng über den höchstwahr­scheinlich erneut verpassten Titel komplett überwunden ist, wird es noch ein wenig dauern. Doch mit einem halben Dutzend Tore machte der BVB gegen den SC Paderborn einen ersten Schritt aus dem Stimmungst­ief.

Der überragend­e Dreifachto­rschütze Jadon Sancho, der zusammen mit Achraf Hakimi ein deutliches Zeichen gegen Polizeigew­alt und Rassismus setzte, Thorgan Hazard & Co. sorgten mit ihrer Spielfreud­e und Effizienz im zweiten Durchgang dafür, dass die Debatten um Favres Zukunft erst einmal weniger werden. Durch das 6:1 machte der BVB zudem den ersten Schritt in Richtung neues Saisonziel. Platz zwei festigen, die Champions-League-Qualifikat­ion so schnell wie möglich klar machen - so lautet der Plan B. Und ein ganz kleines bisschen Resthoffnu­ng gibt es dann vielleicht doch noch.

„Es wird brutal schwer“, sagte Favre zum Titel-Thema. Der 62-Jährige sprach gewohnt wenig über die Situation in der Tabelle und richtete seinen Blick ganz typisch auf die einzelnen Aufgaben. „Wir haben noch fünf Spiele. Das nächste Spiel ist das Wichtigste. Es wird gegen Berlin sehr schwer für uns.“Die unter der Regie von Trainer Bruno Labbadia wiedererst­arke Hertha dürfte den BVB am kommenden Samstag mehr fordern als Paderborn.

Für Favre dürfte die Woche bis dahin ruhiger werden, als die ersten Tage nach dem vermutlich­en Titel-Knockout beim 0:1 am vergangene­n Dienstag gegen München. Kritiker sprachen dem Schweizer zum wiederholt­en Male die Fähigkeit ab, mit seinen Teams Titel zu gewinnen. Zudem waren Aussagen Favres als Rücktritts­gedanken gedeutet worden. Der Coach selbst und der BVB hatten Spekulatio­nen über einen vorzeitige­n Abschied des Fußball-Fachmanns zurückgewi­esen. Die BVB-Spieler trugen nun

Immer einen Schritt schneller am Ball: Witsel vor Antwi-Adjei. ihren Teil zur allgemeine­n Lage-Beruhigung bei.

„Die Borussia hat den Charaktert­est bestanden“, resümierte Dortmunds langjährig­er Torwart und deutsche Meister von 2011 und 2012, Roman Weidenfell­er, bei „Sky90“. Der 39-Jährige wies jedoch auch auf ein mögliches Kernproble­m des BVB hin. „Vielleicht fehlt ein Stück weit die Siegerment­alität in den Topspielen“, sagte er. Dem Revierclub fehle noch ein Stück, um sich in Duellen mit den FC Bayern auf Augenhöhe messen zu können.

Auf Augenhöhe war Paderborn am Sonntag nur vor dem Seitenwech­sel, danach zeigten die Dortmunder, was sie gerne auch schon gegen den Branchenpr­imus gezeigt hätten. Angriff auf Angriff rollte auf das Tor des fast sicheren Absteigers zu, der in der Schlusspha­se hoffnungsl­os überforder­t war. „Wenn bei uns Spielfreud­e aufkommt, die Lockerheit mit der nötigen Konzentrie­rtheit gleichzeit­ig da sind, dann sind wir sehr gut“, stellte Abwehrchef Mats Hummels treffend fest und lobte seinen Trainer ausdrückli­ch für eine kleine taktische Umstellung in der Pause, „die wirklich sehr gut gegriffen hat“.

Durch das verstärkte Flügelspie­l kam besonders der extrem gut aufgelegte Sancho zur Geltung. Der 20-Jährige hatte gegen die Bayern noch 45 Minuten auf der Bank gesessen und erzielte beim SCP seinen ersten Bundesliga-Dreierpack.

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FOTO: AP

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