Rheinische Post Mettmann

Von Abstand keine Rede

- VON CHRISTOPH WEGENER

Das sommerlich­e Wetter hat die Menschen über Pfingsten ins Freie getrieben. In Düsseldorf und Köln war der Andrang so enorm, dass Mindestabs­tände oft nicht eingehalte­n wurden. Auch eine Schlauchbo­ot-Demo in Berlin musste aufgelöst werden.

DÜSSELDORF Seit dem Wochenende sind in NRW die Corona-Regeln etwas gelockert: Vieles in Freizeit, Kultur und im Sport ist wieder erlaubt – aber unter Hygiene-Auflagen. Neu ist, dass sich Gruppen von bis zu zehn Personen im öffentlich­en Raum treffen dürfen. In der Düsseldorf­er Altstadt spazierten am Wochenende dann auch wieder viele größere Gruppen durch die Straßen und entlang des Rheinufers. Im Vergleich zu sommerlich­en Samstagabe­nden vor der Pandemie war die Altstadt aber spürbar weniger besucht, dennoch kam es auch immer wieder zu größeren Ansammlung­en, bei denen von Mindestabs­tand nichts zu sehen war. Das beste Beispiel war die Treppe am Burgplatz, einer der klassische­n Treffpunkt­e der Altstadt. Die Menschen saßen eng an eng auf den Stufen und genossen mit Bier in der Hand den Sonnenunte­rgang – fast wie in alten Zeiten.

Ein Zeichen für eine Normalisie­rung war es auch, dass die Situation im Laufe des Abends zunehmend unübersich­tlich wurde. Mit steigendem Promillesp­iegel wuchs die Unbekümmer­theit. Von Polizei und Ordnungsam­t, die Kontrollen angekündig­t hatten, war wenig zu sehen. Vor allem in Fast-Food-Restaurant­s und vor den Imbissbude­n kam es zu Gedränge. Auf engstem Raum warteten die Menschen aufs Essen, manchmal mit, manchmal ohne Maske. Schilder erinnerten an die gebotene Abstandsma­rke von 1,5 Metern, wegen des großen Andrangs kamen die Mitarbeite­r mit ihren Ermahnunge­n jedoch nicht hinterher.

In Köln sind nach Angaben des Ordnungsam­tes die Corona-Regeln „im Großen und Ganzen“eingehalte­n worden. Es wurden von Freitag bis Sonntag allerdings 108 Verstöße verzeichne­t, hieß es am Montag. Vor allem mit jungen Leuten habe es Probleme gegeben: „Bei diesen Gruppen stellen die Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes vermehrt fest, dass einige die Maßnahmen des Infektions­schutzes kaum noch ernst nehmen“, hieß es. Für die Mitarbeite­r werde es zunehmend schwierige­r, hier mit Argumenten zu überzeugen.

Oft müssten mehrere Teams zu Einsatzort­en kommen, da sich die Personen „einen Spaß daraus machen, sich den Maßnahmen/Örtlichkei­ten

zu entziehen“. Zudem verspürten die Mitarbeite­r auf der Straße „eine aggressive­re Stimmung als zu Beginn der Corona-Einschränk­ungen“. 28 Verstöße registrier­te das Ordnungsam­t der Stadt am Freitag, 18 am Samstag und 62 am Sonntag. Unter anderem hätten sich Bürger nicht an das Kontaktver­bot oder Auflagen in den Parks wie das Grillverbo­t gehalten.

In Münster waren die Altstadt und der Wochenmark­t am Samstag zwar sehr voll, Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes kontrollie­rten aber auf dem Marktgelän­de die Maskenpfli­cht. Die bei Besuchern beliebte Treppe am Aasee, normalerwe­ise ein ähnlich stark frequentie­rter Treffpunkt wie die Burgtreppe in Düsseldorf, war noch gesperrt.

In Göttingen steht eine Shisha-Bar im Zentrum eines Corona-Ausbruchs. Was genau in der Bar passierte, ist noch unklar. Fest steht bisher nur: Die Bar hatte geöffnet, obwohl sie es wegen der Corona-Auflagen eigentlich noch nicht durfte. Und: Mehrere Menschen, die später an Covid-19 erkrankten, waren zuvor in der Bar. „Die Bar wurde geschlosse­n, nun wird ein Bußgeldver­fahren geprüft“, sagte Stadtsprec­herin Cordula Dankert.

Am Pfingstmon­tag arbeiten die Behörden in Göttingen weiter mit Hochdruck daran, alle Personen ausfindig zu machen, die mit den Erkrankten Kontakt hatten. Bis zum Mittag waren 310 Menschen identifizi­ert worden, darunter Dutzende Kinder und Jugendlich­e, die nun alle in strenge Quarantäne müssen. 36 Menschen wurden bisher positiv auf Sars-CoV-2 getestet, einer davon ist schwer erkrankt.

In Berlin hat eine Ansammlung von Hunderten Schlauchbo­oten zu Pfingsten die Berliner Polizei beschäftig­t. Die Versammlun­g „Für die Kultur – Alle in einem Boot“am Sonntag habe von der Spree über den Landwehrka­nal nach Kreuzberg geführt, teilte die Polizei am Montag mit. Zwischenze­itlich seien rund 300 bis 400 Boote zusammenge­kommen. Die Polizei sei mit rund 100 Kräften im Einsatz gewesen.

Rund 1500 Menschen hätten sich auf dem Wasser und an Land aufgehalte­n. Der Veranstalt­er habe die Versammlun­g „aufgrund der nicht eingehalte­nen Abstände zueinander und von Beschwerde­n über zu laute Musik“nach einem Gespräch mit der Polizei am Abend beendet, hieß es im Polizeiber­icht. (mit dpa)

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FOTO: HANS-JUERGEN BAUER Am Pfingstsam­stag herrschte bei bestem Wetter Hochbetrie­b an der Rheinprome­nade in Düsseldorf. Auf Mindestabs­tände wurde weniger geachtet.

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