Von Abstand keine Rede
Das sommerliche Wetter hat die Menschen über Pfingsten ins Freie getrieben. In Düsseldorf und Köln war der Andrang so enorm, dass Mindestabstände oft nicht eingehalten wurden. Auch eine Schlauchboot-Demo in Berlin musste aufgelöst werden.
DÜSSELDORF Seit dem Wochenende sind in NRW die Corona-Regeln etwas gelockert: Vieles in Freizeit, Kultur und im Sport ist wieder erlaubt – aber unter Hygiene-Auflagen. Neu ist, dass sich Gruppen von bis zu zehn Personen im öffentlichen Raum treffen dürfen. In der Düsseldorfer Altstadt spazierten am Wochenende dann auch wieder viele größere Gruppen durch die Straßen und entlang des Rheinufers. Im Vergleich zu sommerlichen Samstagabenden vor der Pandemie war die Altstadt aber spürbar weniger besucht, dennoch kam es auch immer wieder zu größeren Ansammlungen, bei denen von Mindestabstand nichts zu sehen war. Das beste Beispiel war die Treppe am Burgplatz, einer der klassischen Treffpunkte der Altstadt. Die Menschen saßen eng an eng auf den Stufen und genossen mit Bier in der Hand den Sonnenuntergang – fast wie in alten Zeiten.
Ein Zeichen für eine Normalisierung war es auch, dass die Situation im Laufe des Abends zunehmend unübersichtlich wurde. Mit steigendem Promillespiegel wuchs die Unbekümmertheit. Von Polizei und Ordnungsamt, die Kontrollen angekündigt hatten, war wenig zu sehen. Vor allem in Fast-Food-Restaurants und vor den Imbissbuden kam es zu Gedränge. Auf engstem Raum warteten die Menschen aufs Essen, manchmal mit, manchmal ohne Maske. Schilder erinnerten an die gebotene Abstandsmarke von 1,5 Metern, wegen des großen Andrangs kamen die Mitarbeiter mit ihren Ermahnungen jedoch nicht hinterher.
In Köln sind nach Angaben des Ordnungsamtes die Corona-Regeln „im Großen und Ganzen“eingehalten worden. Es wurden von Freitag bis Sonntag allerdings 108 Verstöße verzeichnet, hieß es am Montag. Vor allem mit jungen Leuten habe es Probleme gegeben: „Bei diesen Gruppen stellen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes vermehrt fest, dass einige die Maßnahmen des Infektionsschutzes kaum noch ernst nehmen“, hieß es. Für die Mitarbeiter werde es zunehmend schwieriger, hier mit Argumenten zu überzeugen.
Oft müssten mehrere Teams zu Einsatzorten kommen, da sich die Personen „einen Spaß daraus machen, sich den Maßnahmen/Örtlichkeiten
zu entziehen“. Zudem verspürten die Mitarbeiter auf der Straße „eine aggressivere Stimmung als zu Beginn der Corona-Einschränkungen“. 28 Verstöße registrierte das Ordnungsamt der Stadt am Freitag, 18 am Samstag und 62 am Sonntag. Unter anderem hätten sich Bürger nicht an das Kontaktverbot oder Auflagen in den Parks wie das Grillverbot gehalten.
In Münster waren die Altstadt und der Wochenmarkt am Samstag zwar sehr voll, Mitarbeiter des Ordnungsamtes kontrollierten aber auf dem Marktgelände die Maskenpflicht. Die bei Besuchern beliebte Treppe am Aasee, normalerweise ein ähnlich stark frequentierter Treffpunkt wie die Burgtreppe in Düsseldorf, war noch gesperrt.
In Göttingen steht eine Shisha-Bar im Zentrum eines Corona-Ausbruchs. Was genau in der Bar passierte, ist noch unklar. Fest steht bisher nur: Die Bar hatte geöffnet, obwohl sie es wegen der Corona-Auflagen eigentlich noch nicht durfte. Und: Mehrere Menschen, die später an Covid-19 erkrankten, waren zuvor in der Bar. „Die Bar wurde geschlossen, nun wird ein Bußgeldverfahren geprüft“, sagte Stadtsprecherin Cordula Dankert.
Am Pfingstmontag arbeiten die Behörden in Göttingen weiter mit Hochdruck daran, alle Personen ausfindig zu machen, die mit den Erkrankten Kontakt hatten. Bis zum Mittag waren 310 Menschen identifiziert worden, darunter Dutzende Kinder und Jugendliche, die nun alle in strenge Quarantäne müssen. 36 Menschen wurden bisher positiv auf Sars-CoV-2 getestet, einer davon ist schwer erkrankt.
In Berlin hat eine Ansammlung von Hunderten Schlauchbooten zu Pfingsten die Berliner Polizei beschäftigt. Die Versammlung „Für die Kultur – Alle in einem Boot“am Sonntag habe von der Spree über den Landwehrkanal nach Kreuzberg geführt, teilte die Polizei am Montag mit. Zwischenzeitlich seien rund 300 bis 400 Boote zusammengekommen. Die Polizei sei mit rund 100 Kräften im Einsatz gewesen.
Rund 1500 Menschen hätten sich auf dem Wasser und an Land aufgehalten. Der Veranstalter habe die Versammlung „aufgrund der nicht eingehaltenen Abstände zueinander und von Beschwerden über zu laute Musik“nach einem Gespräch mit der Polizei am Abend beendet, hieß es im Polizeibericht. (mit dpa)