Rheinische Post Mettmann

Düsseldorf scheitert am Breitbanda­usbau

Die letzten Haushalte ohne schnelles Internet müssen länger warten – und die Stadt muss neu planen.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Die Stadt ist mit dem Versuch gescheiter­t, die letzten „weißen Flecken“beim Breitbanda­usbau zu schließen – nun verzögert sich der Ausbau um Jahre. Außerdem ist die 90-Prozent-Förderung des 15 Millionen Euro schweren Projekts zumindest vorerst verloren gegangen. Die Stadt Düsseldorf will nun die Bauarbeite­n selbst in die Hand nehmen. Die Stadtverwa­ltung bestätigte entspreche­nde Informatio­nen unserer Redaktion.

Der Ausbau sollte den 990 Adressen in Düsseldorf helfen, an denen nicht einmal eine Übertragun­g mit 30 Mbit pro Sekunde verfügbar ist. Zum Vergleich: An vielen Orten der Stadt ist über das TV-Kabelnetz bereits ein Tempo von 1000 Mbit pro Sekunde möglich. Da sich das Schließen der letzten weißen Flecken wirtschaft­lich nicht lohnt, sprang die öffentlich­e Hand ein. Düsseldorf erhielt im Dezember 2017 einen Förderbesc­heid in Höhe von 7,5 Millionen Euro vom Bund, dazu sollten sechs Millionen Euro vom Land kommen. Die restlichen 1,5 Millionen Euro sollte die Kommune zuschießen. Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) lobte den Glasfasera­usbau als „wichtigen Wirtschaft­sfaktor für Düsseldorf“. Damals war von einem Baubeginn schon im Jahr 2018 die Rede.

Aus dem Programm ist aber nichts geworden. Nach der Ausschreib­ung kristallis­ierte sich die Telekom als einziger aussichtsr­eicher Bewerber heraus, die Verhandlun­gen scheiterte­n aber im November des vergangene­n Jahres an unterschie­dlichen Vorstellun­gen zu Kosten, Zeitplan und Verfahren.

Nun muss die Stadt komplett von vorne starten – und auch die Förderung neu beantragen. „Der Zeitplan aus 2017 war ambitionie­rt“, heißt es aus dem Presseamt auf Anfrage. Schon das Vergabever­fahren habe länger gedauert als damals geplant.

Düsseldorf startet den nächsten Versuch mit einer anderen Strategie: Jetzt will die Stadt die notwendige­n Datenleitu­ngen selbst bauen. Der Betrieb soll dann durch einen geeigneten Betreiber sichergest­ellt werden. Aktuell geht die Verwaltung von einem Baubeginn im Frühjahr 2021 und einem Bauzeitrau­m von rund 36 Monaten aus. Bautechnis­che Mehrkosten entstünden zwar nicht, allerdings sei der „verwaltung­sinterne Aufwand“höher. Außerdem sei die Stadt nun in der Bauherrenf­unktion.

Ratsherr Frank Grenda (Piratenpar­tei) sieht sich in seiner Kritik bestätigt: Er hatte schon bei der Ratsentsch­eidung im Oktober 2017 vergeblich gefordert, dass die Stadt den Ausbau in Eigenregie erledigen soll.

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