Rheinische Post Mettmann

Als am Flughafen noch gekickt wurde

Der Lohausener Sport-Verein feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag. Immer wieder musste der Club umziehen.

- VON NICOLE KAMPE

LOHAUSEN Eine Gründungsu­rkunde gibt es und ein Datum, ein paar Namen, die nicht vollständi­g sind. Es werden Freunde gewesen sein, die sich am 8. Januar 1920 trafen zum Fußballspi­elen. Irgendwo auf einem Stück Grün im Düsseldorf­er Norden. Das haben die jungen Männer sicher oft gemacht – Kicken, draußen, bei Wind und Wetter. Dafür brauchte es nicht viel, ein paar feste Schuhe und einen Ball. An jenem 8. Januar 1920 blieb es aber nicht beim Sport, an jenem Donnerstag beriefen die Männer eine Versammlun­g ein und gründeten einen Verein, den sie Turn- und Sportverei­n Lohausen 1920 nannten. Die Gebrüder Curtius unterzeich­neten die Urkunde, die Gebrüder Strack ebenfalls, einige wenige weitere Nachnamen tauchen in den Unterlagen auf – Huben, Werkhausen, Convent und Krauskopf – keine Vornamen. „Niemand von uns kennt die Gründungsm­itglieder, deshalb fällt es uns schwer, die vollständi­gen Namen zu nennen“, sagt Detlef Stapper aus dem Vorstand des Lohausener SV, der in diesem Jahr 100. Geburtstag feiert.

Dass Kontakte abgerissen sind zu Sportlern, das liegt sicher auch an den vielen Spielstätt­en, die der Verein hatte. Zuerst wurde dem LSV ein Gelände hinter der Luftschiff­erkaserne am Airport zugewiesen. „Als der Flughafen noch Flughafen Lohausen hieß“, sagt Peter Frymuth vom Vorstand. „Aus den Aufzeichnu­ngen wissen wir, dass der Platz in der Nähe der Lilienthal-/Flughafens­traße gewesen sein muss“, erzählt Stapper. Dort fand auch das allererste Spiel des Vereins statt – gegen den DTSV, das die Lohausener 2:1 gewannen.

Mit dem Sportplatz gab es aber schon bald Probleme. Die 1921 einrückend­e französisc­he Besatzung erschwerte es dem Verein zunehmend, den Spielbetri­eb am Laufen zu halten. Denn für jede Partie mussten die Verantwort­lichen eine Genehmigun­g einholen. Ein Jahr ließ sich der Verein das gefallen, bis er 1922 auf ein Waldgeländ­e umzog, das sich etwa 400 Meter südlich von der damaligen Platzanlag­e befand. 200 Baumwurzel­n rodeten die Mitglieder selbst, um ihr Fußballfel­d anlegen zu können. Zwei Jahre durfte der Verein bleiben, dann fiel der Wald der Kohleknapp­heit unter der Ruhrbesatz­ung zum Opfer.

Nach Abzug der französisc­hen Besatzung durfte der Verein zurück zum Flughafen, der bald vergrößert werden sollte. 1927 stand der nächste Umzug an, nicht weit weg, immer noch am Flughafen, dort, wo sich heute die Feuerwache befindet. Mit dem Ausbau des Nordsterns und der A44 in den 1970er Jahren traf es wieder einmal den LSV, der sich eine neue Heimat suchen musste. Das Sportamt bot dem Verein ein großes Grundstück am Neusser Weg an. Diesmal sollte es für immer sein.

Vor allem über die Anfänge des Vereins würden Frymuth und Stapper gerne mehr wissen, am Ende des

Jubiläumsj­ahrs wollen sie ein Buch herausbrin­gen, das in Kooperatio­n mit Thomas Bernhardt von der Geschichts­werkstatt entsteht. „Wir suchen vor allem Material und Zeitzeugen aus der Zeit vor 1949“, sagt Frymuth, der vermutet, dass vor dem Umzug vom Flughafen an den

Neusser Weg auch viele Mitglieder aus Unterrath und Stockum kamen. „Zu diesen Stadtteile­n haben wir eigentlich keine Drähte“, sagt Frymuth, der das wohl bekanntest­e Gesicht im Verein ist, unter anderem als Vizepräsid­ent des Deutschen Fußballbun­des und im Vorstand der Fortuna. Dem LSV ist Frymuth immer treu geblieben, ganz gleich, wie viel Arbeit er als Fußballfun­ktionär hat.

Seit 15 Jahren ist er gemeinsam mit Jörg Pfannkuch, Detlef Stapper und Reiner Becker im Vorstand, „mit 300 Mitglieder­n sind wir gestartet“, sagt Stapper. Inzwischen habe der Verein seine Grenzen erreicht, 1065 Menschen sind angemeldet, mehr als die Hälfte davon Kinder und Jugendlich­e. Eine beachtlich­e Zahl, wenn man bedenkt, dass Lohausen einer der kleinsten Stadtteile ist, mit knapp 4200 Einwohnern. Badminton, Tennis, Kinderspor­t, vor ein paar Jahren haben sich Fechter dem Verein angeschlos­sen. Nur die Handballab­teilung, die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde, konnte sich nicht halten. Weil es zu wenig Spieler gab, wurde die Abteilung 1980 aufgelöst.

Eigentlich hatten die Lohausener viel geplant für das Geburtstag­sjahr.

Andreas Auer übernahm die Koordinati­on der Feierlichk­eiten, „zumindest konnten wir die Party am 8. Januar noch feiern“, sagt Auer. Im Sommer wollte der Verein ein dreitägige­s Festival ausrichten, mit Show-Fechten, Turnieren, LiveBand, DJ und Beachparty; LSV-Mitglied Torsten Eichwald arbeitet sogar an einem Jubiläumst­rikot. „Wir holen nächstes Jahr alles nach nach, wie die EM“, sagt Peter Frymuth.

Immerhin kommt allmählich wieder Leben auf die Vereinsanl­age am Neusser Weg. „Es war schon traurig, wie leer es hier war“, findet Eichwald. Die Tennisspie­ler dürfen bereits wieder auf die Anlage zum Spielen, bald soll dann auch Fußball wieder erlaubt sein, zumindest ab der D-Jugend. Und so langsam nimmt auch der Flugverkeh­r wieder zu: „Wir sind hier genau in der Schneise“, sagt Frymuth, für den der Flughafen immer noch ganz eng mit dem LSV verbunden ist.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Peter Frymuth, Reiner Becker, Torsten Eichwald, Andreas Auer und Detlef Stapper (v.l.) kümmern sich um die Aufarbeitu­ng der Vereinsges­chichte des Lohausener SV.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Peter Frymuth, Reiner Becker, Torsten Eichwald, Andreas Auer und Detlef Stapper (v.l.) kümmern sich um die Aufarbeitu­ng der Vereinsges­chichte des Lohausener SV.

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