Rheinische Post Mettmann

Lernen, wie man eine Familie wird

Die Elternschu­le des Krankenhau­ses unterstütz­t junge Eltern bis zum ersten Geburtstag des Kindes.

- VON SANDRA GRÜNWALD

METTMANN Sogenannte Pekip-Kurse helfen Babys und Eltern. Wir sprachen mit Johanna Klugstedt, Pekip-Gruppenlei­terin und Leiterin der Elternschu­le, sowie Pekip-Gruppenlei­terin Claudia Kassel-Kettler über ihre Arbeit mit jungen Familien.

Frau Klugstedt, mit welchen Herausford­erungen sehen sich junge Eltern konfrontie­rt?

Klugstedt Es ist wichtig, den Blick darauf zu lenken, dass Elternscha­ft eine Zeit der Rollenwand­lung ist. Aus einer Frau wird eine Mutter, aus einem Mann ein Vater, gemeinsam wird aus einem Paar eine Familie. Jede Veränderun­g kann auch von Krisen begleitet sein. Die Krisen zeigen sich im Umgang mit frei verfügbare­r Zeit und Geld, aber auch in der Sexualität des Paares und seiner Abgrenzung zur Ursprungsf­amilie. Einerseits dreht sich jetzt alles um das Baby und gleichzeit­ig müssen die Eltern mehr leisten als ihre Eltern und Großeltern. Heute beträgt die Arbeitszei­t einer verheirate­ten Mutter 30 Wochenstun­den, die des Vaters 42. Gemeinsam ist das Elternpaar 72 Stunden im Beruf aktiv, der Familienal­ltag verdichtet sich, der Stress nimmt zu.

Pekip fördert die Familienwe­rdung. Was sind die Aufgaben einer Gruppenlei­terin?

Kassel-Kettler Kindern angemessen­e Bewegungsa­ngebote zu machen, sie nicht zu unter- oder überforder­n, und Eltern auf den Entwicklun­gsstand ihrer Kinder aufmerksam zu machen. Wir sensibilis­ieren die Eltern für die Fähigkeite­n und Bedürfniss­e ihrer Kinder und ermögliche­n einen Austausch. Das erste Jahr als Eltern bringt die Partnersch­aft oft an die Grenzen.

Klugstedt Das Alleinstel­lungsmerkm­al des Pekip ist eine sozialpäda­gogische Familienbi­ldung. Mir ist wichtig, dass die Eltern lernen, angemessen und im Sichtkonta­kt auf ihr Baby zu reagieren. Eine sichere Bindung, das sogenannte Urvertraue­n des Kindes, wird im ersten Lebensjahr gelegt und vertieft. Deshalb ist diese Zeit so wertvoll. dass sich durch Wiederholu­ngen im Gehirn etwas festigt.

Klugstedt Deshalb setzen wir Spielzeug wiederholt ein und singen die gleichen Lieder. Babys mögen das. Es entspannt sie, und irgendwann erkennen sie auch Texte und können sie mit eigenen Gesten begleiten. Es ist nicht notwendig, ständig etwas Neues zu machen. schwierige Geburt ein Geburtstra­uma erlitten hatte und einer speziellen Begleitung bedurfte. Oder Kinder bewegen sich unrund. Hier können gezielte Bewegungsü­bungen weiterhelf­en.

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ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY Johanna Klugstedt, Leiterin der Elternschu­le.
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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Claudia Kassel-Kettler ist Familien-Expertin.

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