Rheinische Post Mettmann

Bodzek fürchtet nichts außer dem Friseur

Fortunas routiniert­er Mittelfeld­spieler lässt sich auch vom 0:5 in München nicht schrecken.

- VON BERND JOLITZ

Adam Bodzek war stets das beste Beispiel für einen Fußballer, der bei den Fachleuten höchstes Ansehen genießt, bei der breiten Masse aber häufig Kritik erntet. Fortunas Routinier ist eben keiner, der für die Galerie zaubert, er hält mit harter Arbeit und von vielen unbemerkt den Laden zusammen. Beim 0:5 gegen den großartig aufgelegte­n FC Bayern gelang das selbst ihm nicht, aber in den Partien zuvor erarbeitet­e sich der 34-Jährige endlich einmal auch in der Öffentlich­keit großes Lob. „Bodze Maschine“und „Bodze – Köln 2:0, Bodze – Schalke 2:0“waren nur zwei Beispiele; letzteres in Anspielung darauf, dass Fortuna in diesen Partien keinen Treffer kassierte, so lange der Mittelfeld­spieler auf dem Rasen stand.

„Ich fühle mich gut und denke auch, dass die Leistung okay ist“, sagt Bodzek. „Aber mit den Kommentare­n geht es immer von heute auf morgen; mal sind sie gut, dann sind sie wieder schlecht. Für mich ist das Feedback von Trainern und Mannschaft­skollegen am wichtigste­n.“Das des Trainers könnte kaum besser sein. „Als ich kam, war Bodze noch verletzt. Doch je mehr Informatio­nen

und Erfahrunge­n ich sammelte, desto klarer wurde mir, dass wir neben Kevin Stöger einen Stabilisat­or im Mittelfeld brauchen“, erklärt Uwe Rösler. „Einen, der die Räume zumacht, der die Geographie auf dem Platz ausfüllt. Genau das macht er sehr gut. Ich habe dann auch sehr schnell dem Verein signalisie­rt, dass ich auf jeden Fall mit Adam weitermach­en möchte. Er ist topmotivie­rt, gibt im Spiel und in jedem Training immer alles.“

Bodzek macht kein Geheimnis daraus, dass auch er seine bislang neuneinhal­bjährige Zeit bei Fortuna gern fortsetzen würde. „Wir sind in Gesprächen, aber noch gibt es nichts zu verkünden“, berichtet er und gibt zudem einen Einblick in seine Gefühlswel­t während des Kampfs um den Klassenerh­alt. „Meine Zuversicht ist groß. Wir haben eine gute Stimmung in der Mannschaft und jeder spürt, dass wir es schaffen können. Bayern müssen wir jetzt schnell abhaken und dann gegen Hoffenheim die Punkte einfahren.“

Die Wahrschein­lichkeit, dass er am Samstag wieder auf dem Platz steht, ist dabei groß. „Adam ist nicht nur ein wichtiger Spieler, er ist auch ein Vorbild für diese Kultur, die ich hier verfestige­n möchte: Wir trainieren so, wie wir auch spielen wollen“, erklärt Rösler. „Ein hoher Standard im Training gibt uns auch die beste Chance, gute Leistungen zu bringen. Dafür brauche ich Leute, die so vornweg gehen, wie Bodze das macht. Wir müssen ihn nur gesund halten und deshalb, in seinem Alter, die Belastung etwas steuern.“

Bliebe nur noch zu klären, warum Bodzek mit 34 Jahren plötzlich eine wehende Haarpracht zur Schau trägt, die er mit einem Bändchen im Zaum hält. Stand da etwa Teamkolleg­e Dawid Kownacki Pate? Dafür hat der Familienva­ter nur ein Schmunzeln übrig: „Zu frühen Duisburger Zeiten habe ich schon einmal ein Haarband getragen, aber diesmal ist es einfach Corona geschuldet. Es gab nicht die Möglichkei­t, zum Friseur zu gehen, und ich wollte es auch gar nicht, um nichts zu riskieren. Irgendwann werden die Haare dann so lang, dass sie einem ins Gesicht fallen. Das Band war keine modische Idee, sondern nur ein Mittel, irgendetwa­s zu sehen auf dem Platz.“Schaden kann das nicht.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES/SVEN SIMON/FRANK HOERMANN ?? Adam Bodzek (ganz rechts) im Kopfballdu­ell mit Bayerns Angreifer Joshua Zirkzee. Links Andre Hoffmann.
FOTO: IMAGO IMAGES/SVEN SIMON/FRANK HOERMANN Adam Bodzek (ganz rechts) im Kopfballdu­ell mit Bayerns Angreifer Joshua Zirkzee. Links Andre Hoffmann.

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