Rheinische Post Mettmann

Menschen brauchen auch Kneipen

- VON GREGOR MAYNTZ

Es ist eine leicht verständli­che Formulieru­ng, die zugleich viel über den aktuellen Zustand dieser Gesellscha­ft verrät. Versammlun­gen seien möglich, „wenn sie aus berufliche­n, gewerblich­en oder dienstlich­en Gründen und nicht aus geselligen Anlässen erfolgen“, heißt es auf der Homepage der NRW-Landesregi­erung. Damit gilt für ein Grundbedür­fnis des Menschen weiterhin der Ausnahmezu­stand. Für den Menschen als soziales und eben auch geselliges Wesen.

Die ersten Rettungsbe­mühungen des Staates trugen dem nur unzureiche­nd Rechnung und entbehrten zum Teil auch innerer Logik. Restaurant­s konnten sich im Shutdown mit Außer-Haus-Verkauf ein paar Euros sichern. Kneipen nicht. Dennoch reduzierte der Gesetzgebe­r den Mehrwertst­euersatz nur auf Speisen, nicht auf Getränke. Widersprüc­hlich auch die Motivation: Gerade noch senkte der Staat die Mehrwertst­euer, um den Unternehme­n zu helfen, nun senkt er die Mehrwertst­euer in der Erwartung, dass die Firmen das an die Verbrauche­r weitergebe­n.

Das wirkt noch nicht wie ein durchdacht­es Konzept. Nötig erscheint vielmehr, die Strategie aus dem Beginn der Krise aufzugreif­en. Da wurden diejenigen Personengr­uppen identifizi­ert, die durch die Ausbreitun­g der Infektion besonderes gefährdet wurden. Also Ältere eher als Jüngere, Menschen mit Vorerkrank­ungen eher als Gesunde. Berufstäti­ge mit bestimmten sozialen Kontakten eher als solche ohne. Darauf aufbauend wurden dann Vorkehrung­en in die Wege geleitet. Dieses Prinzip empfiehlt sich nun auch für Branchen und einzelne Firmengrup­pen. Noch macht die Koalition die Hilfe an Umsätzen in fixen Monatsverg­leichen fest. Der Erhalt von wichtigen Orten der Geselligke­it ist damit nicht gesichert. Da braucht es schon genauere Risikobewe­rtungen.

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