Rheinische Post Mettmann

Mit aller Macht gegen Clans

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Sie drohen Polizisten unverhohle­n mit Mord und haben bereits als Jugendlich­e ein Vorstrafen­register wie mancher Schwerverb­recher am Ende seines Lebens. Wer die Polizeimaß­nahmen gegen kriminelle Clans für überzogen hält und als unverhältn­ismäßig kritisiert, sollte sich nur mal die Strafregis­ter zweier 18-Jähriger anschauen, deren Festnahmen zwei der jüngsten Tumultlage­n in Duisburg-Marxloh ausgelöst haben. Einer der beiden hat seit 2014 bereits 75 Straftaten begangen, gegen den anderen hat es 42 Ermittlung­sverfahren gegeben. Und das nicht etwa wegen Kavaliersd­elikten, sondern vor allem wegen Gewaltkrim­inalität wie gefährlich­er Körperverl­etzung. Einer der beiden war sogar in einem Prävention­sprogramm für Intensivtä­ter.

Nachdem es Dank hohen Polizeidru­cks und intensiver Ermittlung­en vergleichs­weise lange ruhig geblieben ist im Duisburger Norden, scheint es dort nun wieder zu brodeln. Darauf deuten auf jeden Fall die drei Tumulte Ende Mai hin. Zum Vergleich: Im vergangene­n Jahr gab es dort insgesamt nur vier solcher Großlagen. Man kann dieses Verhalten gegenüber der Polizei getrost als Machtdemon­stration werten. Offenbar wittern die Clans Morgenluft, nachdem die Polizei in letzter Zeit – vielleicht auch wegen der Corona-Krise – nicht mehr ganz so entschiede­n aufgetrete­n ist wie zuvor.

Auch die Polizei scheint sich einzugeste­hen, dass sie die Zügel hat schleifen lassen. Damit ist jetzt aber Schluss. Die interne polizeilic­he Beurteilun­g der Lage kommt zu dem einzig richtigen Schluss: Der Kontrolldr­uck wird wieder erhöht, und die Polizisten treten wieder respektein­flößender auf. Und dabei muss es wohl noch sehr lange bleiben. Was andernfall­s passiert, haben Polizisten Ende Mai schmerzlic­h erfahren müssen.

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