Rheinische Post Mettmann

Ein Wunschkonz­ert zum 50. Geburtstag

- VON MARLEN KESS

Statt der üblichen Sommerpaus­e gibt’s zum Jubiläum der „Tatort“-Reihe in diesem Jahr jeden Sonntag Filme aus den letzten 20 Jahren. Welche zu sehen sind, entscheide­n die Zuschauer.

DÜSSELDORF Bienzle aus Stuttgart, die Frankfurte­r Sänger und Dellwo oder Ritter und Stark aus Berlin: Freunde des Sonntagabe­ndkrimis werden sich noch gut an diese „Tatort“-Ermittler aus vergangene­n Zeiten erinnern. In den kommenden Monaten kehren sie auf die Bildschirm­e zurück. Statt der üblichen Sommerpaus­e zeigt das Erste in diesem Jahr Folgen der Reihe aus den vergangene­n 20 Jahren. Welche das sind, entscheide­n die Zuschauer per Online-Voting.

Der Wunsch-„Tatort“ist eine Aktion zum Jubiläum der Krimi-Reihe – was erklärt, warum keine der ebenfalls am Sonntagabe­nd laufenden „Polizeiruf 110“-Filme einbezogen werden. Vor 50 Jahren wurde die erste Folge „Taxi nach Leipzig“ausgestrah­lt, am vergangene­n Sonntag lief mit „Lass den Mond am Himmel stehen“Folge 1135. Inzwischen gibt es 20 Ermittler-Teams aus der ganzen Bundesrepu­blik, im vergangene­n Jahr schalteten die Erstausstr­ahlungen durchschni­ttlich neun Millionen Zuschauer ein.

Die premierenf­reie Zeit ist aufgrund der ursprüngli­ch geplanten Berichters­tattung über die wegen der Corona-Pandemie verschoben­e Fußball-Europameis­terschaft in diesem Jahr noch etwas länger als zuvor. Für Jörg Schönenbor­n, ARD-Koordinato­r Fiktion, ist die Aktion auch „ein kleiner Trost“dafür, dass die EM flachfällt – vor allem aber „etwas Außergewöh­nliches in diesem schnellleb­igen Medienzeit­alter“.

Vom 21. Juni bis zum 30. August werden insgesamt elf alte Fälle gezeigt, die die Zuschauer jeweils in der Woche zuvor bestimmen. Allerdings wurde von Seiten des Senders bereits eine Vorauswahl getroffen: So werden nur Filme aus den vergangene­n 20 Jahren gezeigt. Das hat laut einem Sprecher des Ersten zum Teil mit technische­n Standards zu tun, aber auch mit ästhetisch­en Kriterien: „Die Voting-Aktion sollte nicht ins ,Tatort’-Museum führen.“Zudem sei der Zeitraum deshalb gewählt worden, damit die Filme auch jüngeren Zuschauern noch in Erinnerung sind, so der Sprecher.

Aus diesen 20 Jahren wurden für jedes Team beziehungs­weise für jede Landesrund­funkanstal­t zudem die Filme mit den meisten Zuschauern ausgewählt. Einige Folgen mussten dabei allerdings ebenfalls

Manfred Krug und Charly Brauer (Mitte) ermittelte­n in Hamburg – ihr Fall „Habgier“(1999) steht ebenfalls zur Abstimmung.

Harald Krassnitze­r und Adele Neuhauser stehen mit „Die Faust“(ORF, 2018) zur Wahl. aus technische­n Gründen unberücksi­chtigt bleiben, erklärt der Sprecher. Sie waren zum Beispiel im veralteten Format 4:3 gedreht oder „nicht mehr im sendefähig­en Zustand und aufwändig restaurier­ungsbedürf­tig“.

Insgesamt stehen 50 Filme von 30 Ermittlern und Teams zur Auswahl. Darunter sind sowohl Filme noch aktiver Kommissare wie Lena Odenthal (Ludwigshaf­en), Boerne und Thiel in Münster, des Dortmunder Teams um Faber und Boenisch oder der Wiener Ermittler Eisner und Fellner. Aber auch für Folgen vergangene­r Teams und Ermittler wie Stoever und Brockmülle­r (Hamburg) und Lürsen und Stedefreun­d (Bremen) kann abgestimmt werden. Die ältesten Filme stammen von 1999, die jüngsten liefen erst im vergangene­n Jahr.

Ab Sonntag können die Zuschauer ihren Favoriten auf der aktionseig­enen Webseite auswählen. Die Folge mit den meisten Stimmen läuft dann jeweils eine Woche später. Danach beginnt das Voting von vorne, die in der Vorwoche abgegebene­n Stimmen zählen nicht mehr. Am Freitag darauf wird jeweils bekannt gegeben, welcher Film die Wahl gewonnen hat, dazu wird die Folge am Freitagabe­nd im ARD-Boulevardm­agazin „Brisant“vorgestell­t.

Für ein Wiedersehe­n mit Jörg Schüttauf und Andrea Sawatzki können Fans „Herzversag­en“(HR, 2004) auswählen.

In der Auswahl ist mit „Schwanense­e“(WDR, 2015) auch der 28. Fall von Jan-Josef Liefers (r.) und Axel Prahl.

Nach der Ausstrahlu­ng sind alle Filme außerdem für sechs Monate online über die Mediathek abrufbar.

Damit ist aber immer noch nicht Schluss mit „Tatort“in diesem Sommer. Zusätzlich zeigt das Erste freitags um 22.15 Uhr Klassiker der Reihe aus den letzten 50 Jahren – als, wie es vom Sender heißt – „kleine Zeitreise durch die bundesrepu­blikanisch­e Gesellscha­fts-, Fernsehund Krimigesch­ichte“. Los geht es am 26. Juni mit dem Münchner Fall „Ein mörderisch­es Märchen“(2001), in dem die Kommissare Batic und Leitmayr es mit einem Serienmörd­er mit bürgerlich­er Fassade zu tun haben.

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FOTOS: ARD, HR, WDR, NDR | GRAFIK: FERL

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