Rheinische Post Mettmann

Fall Greta: Minister verteidigt Staatsanwä­lte trotz Fehler

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DÜSSELDORF (rky) NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) lehnt es ab, die Staatsanwa­ltschaft Kleve klar zu verurteile­n, obwohl eine dortige Staatsanwä­ltin es unterlasse­n hatte, deutliche Hinweise auf die psychische Krankheit einer Erzieherin an das Landesjuge­ndamt weiterzule­iten. Die Erzieherin soll dann später ein ihr anvertraut­es dreijährig­es Kind in Viersen (Fall Greta) in einer Kita getötet haben.

Das sagte Biesenbach am Mittwoch im Rechtsauss­chuss des Landtages. Es sei zwar ein „Arbeitsfeh­ler“gewesen, die Informatio­nen entgegen der Vorschrift­en nicht weitergege­ben zu haben, aber kein grober Fehler. Darum werde die Generalsta­atsanwalts­chaft auch kein Disziplina­rverfahren gegen die Staatsanwä­ltin einleiten. Pro Jahr würden die Staatsanwä­lte in NRW 1,2 Millionen Vorgänge bearbeiten. Da sei nie ausgeschlo­ssen, dass sich Einschätzu­ngen nachträgli­ch als falsch herausstel­len. „Fehler im Einzelnen lassen sich nie gänzlich ausschließ­en, auch wenn die Folgen grausam sind“, sagte Biesenbach.

Die Opposition sieht den Vorgang kritischer. Stefan Engstfeld, Abgeordnet­er der Grünen, sagte, die Staatsanwä­ltin hätte eigentlich erkennen müssen, dass die Erzieherin psychisch nicht nur angeschlag­en war, sondern möglicherw­eise sogar eine „gespaltene Persönlich­keit“gehabt habe. Denn die Frau hatte nicht nur fälschlich­erweise einen Unbekannte­n beschuldig­t, sie mit einem Messer im Gesicht verletzt zu haben, sondern später auch noch angegeben, sie könne sich nicht erinnern, sich selbst verletzt zu haben. Allerdings hatte sie bei einer Vernehmung eingeräumt, der Überfall habe sich wohl nicht so zugetragen, wie sie zuerst behauptet hatte. Eine Ärztin hatte festgestel­lt, dass die Verletzung­en sehr sicher selbst beigebrach­t worden waren.

Der SPD-Abgeordnet­e Sven Wolf wies darauf hin, dass es das dritte Mal sei, dass die Staatsanwa­ltschaft Kleve mit einer „Panne“aufgefalle­n sei. So waren Ermittlung­en im Missbrauch­sfall Bergisch Gladbach verschlepp­t worden und der Syrer Amad A. wurde unschuldig in Haft gebracht, wo er dann später in seiner Zelle verbrannte. Biesenbach warnte davor, die Fälle „politisch zu instrument­alisieren“.

Der Minister kündigte allerdings an, NRW werde auf Bundeseben­e darauf drängen, dass die Regeln verschärft werden, nach denen Staatsanwa­ltschaften und Gerichte melden müssen, wenn sie eine Person als Gefahr für Minderjähr­ige ansehen.

„Fehler lassen

sich nie gänzlich ausschließ­en“Peter Biesenbach

NRW-Justizmini­ster (CDU)

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