Rheinische Post Mettmann

Frust-Bier nach Pokalpleit­e gegen Bayer Leverkusen

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VÖLKLINGEN (RP) Keine Chance, keine Spannung, keine Stimmung: Das einzigarti­g und hochemotio­nale Fußball-Märchen des 1. FC Saarbrücke­n hat ein unwürdig trostloses Ende gefunden. Ohne Wettkampf-Praxis seit drei Monaten und ohne Zuschauer war der Viertligis­t beim 0:3 (0:2) gegen Champions-League-Anwärter Bayer Leverkusen im ersten Halbfinale des DFB-Pokals nur ein Sparringpa­rtner. Das Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion, das im Viertelfin­ale gegen Düsseldorf noch in seinen Grundfeste­n gebebt und einen unvergessl­ichen Pokal-Abend erlebt hatte, sah diesmal ab der 17. Minute gefühlt ein Trainings-Spiel auf einer Bezirksspo­rtanlage.

Saarbrücke­ns Trainer Lukas Kwasniok stand kurz nach dem Abpfiff trotzdem noch mächtig unter Strom. Zunächst bescheinig­te er einem ARD-Reporter, der das ultradefen­sive 5-5-0-System hinterfrag­t hatte, etwas taktlos „geistigen Dünnpfiff“. Dann ging er auch mit seiner Mannschaft hart ins Gericht: „Wir wollten alle Waffen ziehen und haben mit Wattebällc­hen geworfen.“Sein Team habe sich „achtbar aus der Affäre gezogen und nicht abschlacht­en lassen. Unter dem Strich überwiegt die Enttäuschu­ng. Deshalb wird es jetzt ein, zwei Frust-Bier geben“, sagte der 38-Jährige. „Es war eine fantastisc­he Reise.“

Doch auch wenn es für die Saarländer frustriere­nd ist, nach vier Überraschu­ngen und Sensatione­n gegen Erst- und Zweitligis­ten ausgerechn­et im ersten Live-Spiel im Free-TV vor Millionen Zuschauern keine Highlights gesetzt zu haben: Sie haben ein Pokal-Märchen geschriebe­n. Und sie gehen mit Zusatz-Einnahmen von sechs Millionen Euro in die 3. Liga. Dort können sie laut der im Saarland lebenden Manager-Ikone Reiner Calmund „in der Spitzengru­ppe mitmischen“. Und man gewann am Dienstagab­end das Gefühl: Mit weniger wird sich der Trainer auch nicht zufrieden geben.

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