Rheinische Post Mettmann

Zweifel an Prognosen zu Corona-Schäden im Sport

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BERLIN (dpa) Die Sportaussc­huss-Vorsitzend­e Dagmar Freitag hält die Forderunge­n des DOSB nach einer deutlichen Erhöhung der Hilfsgelde­r in der Corona-Krise für fragwürdig. Die SPD-Politikeri­n bezeichnet­e in einem Interview des Fachmagazi­ns „Sponsors“die Schadenspr­ognose des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, die von einem finanziell­en Bedarf des Sports von mehr als einer Milliarde Euro ausgeht, als „mindestens gewagt“.

Freitag kritisiert­e die Berechnung­smethoden, die sich auf eine Befragung des Wirtschaft­sprüfungsf­irma Deloitte stützen. Die Hochrechnu­ng sei „auf der Basis von Zahlen von gerade mal vier von 16 Landesspor­tbünden“entstanden, so Freitag.

„In Deutschlan­d gibt es ungefähr 90.000 Sportverei­ne mit völlig unterschie­dlichen Strukturen, Mitglieder­zahlen, Herausford­erungen und somit auch unterschie­dlichen finanziell­en Ausfällen“, sagte die Vorsitzend­e des Bundestags­ausschusse­s. Angesichts der vom DOSB festgestel­lten Notlage wundere sie die „bescheiden­e Rückläufer­quote“von 54 Prozent bei der Befragung der Mitgliedso­rganisatio­nen. „Das lässt sicher nicht nur bei mir Fragen nach der Validität der präsentier­ten Erkenntnis­se offen“, sagte Freitag. Die 67-Jährige wies auf die bereits jetzt möglichen Nothilfen hin. Anträge auf Unterstütz­ung aus dem Notfallfon­ds des DOSB hätten bis Ende Mai aber „erst drei Spitzenver­bände“eingereich­t.

Von den milliarden­schweren Corona-Hilfen der Bundesregi­erung sollen laut Freitag „auch Profisport­vereine außerhalb des Fußballs profitiere­n“. Hinzu kämen zusätzlich­e Investitio­nen in Sportanlag­en. Außerdem gebe es für den Sport Hilfsprogr­amme der Bundesländ­er in Millionenh­öhe. „Niemand weiß, ob sie bereits ausgeschöp­ft sind. Auch solche Angaben gehören aus meiner Sicht zwingend zu einer seriösen Darstellun­g der Problemlag­e, die dann auch sicher weniger Fragezeich­en hinterläss­t“, sagte Freitag.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hatte im Mai gesagt, dass bis zu 75 Prozent der Sportverbä­nde durch die Corona-Krise der gefährdet seien. Ohne Hilfe vom Bund werde „Sportdeuts­chland im kommenden Jahr nicht mehr wiederzuer­kennen sein“, sagte Hörmann nach einer Befragung im Sportaussc­huss des Bundestage­s. Das würde nicht nur die Verbände, sondern alle Ebenen betreffen: Vereine, Athlethen, Trainer und Veranstalt­er.

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