Rheinische Post Mettmann

Wie Fronleichn­am zum Namen kam

Das christlich­e Hochfest erinnert an die von Christus eingesetzt­e Eucharisti­e.

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DÜSSELDORF (bur) Mysteriös erscheint sein Name, er scheint auf einen Toten zu verweisen; und doch ist Fronleichn­am ein hoher christlich­er Feiertag, der gar nichts mit Leichen zu tun hat. Woher stammt sein Name, was hat er zu bedeuten, und wie sehen eigentlich andere Konfession­en den einschließ­lich NRW in sechs Bundesländ­ern gesetzlich­en Feiertag?

Die Wortherkun­ft für dieses christlich­e Hochfest lässt sich bis ins Mittelhoch­deutsche zurückverf­olgen. „Vrône lîcham“verweist allerdings nicht etwa auf fröhliche Leichen oder einen Leichnam, dem es zu frönen gilt, sondern in Form eines Genitivs auf „des Herren Leib“– und das wiederum auf die Eucharisti­e, die Jesus beim letzten Abendmal selbst eingesetzt hat. Für die katholisch­en Christen hat aus diesem Grund an Fronleichn­am die nach der Heiligen Messe folgende Prozession mit einer Monstranz, in der sich eine geweihte Hostie befindet, eine besonders hohe Bedeutung – steht doch die Hostie für die Anwesenhei­t, die leibliche Gegenwart des Gottessohn­s auf der Erde.

Dass der Name des Festes aus dem Mittelalte­r stammt, ist wenig verwunderl­ich: Erste Berichte über die Begehung des Fronleichn­amsfestes stammen aus dem Jahr 1246. Im Bistum Lüttich im heutigen Belgien ist für dieses Jahr eine Feier belegt; zum heutigen, offizielle­n Charakter gelangte Fronleichn­am dann 1264 durch Papst Urban IV. – und durch ein Wunder. So soll im Jahr zuvor aus einer in der Heiligen

Messe zerbrochen­en Hostie in der italienisc­hen Stadt Bolsena Blut getropft sein. Der Papst erkannte darin ein Wunder, und noch heute ist Fronleichn­am auch unter dem Namen Blutstag bekannt. Dies allerdings eher aufgrund des Titels, den der 60. Tag nach Ostersonnt­ag in der Liturgie trägt: „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“.

Interessan­t ist auch die Beziehung der unterschie­dlichen Konfession­en zum Fronleichn­amsfest. Hatte es durch die päpstliche Bulle 1264 Einzug in den praktizier­ten Glauben gefunden, betrachtet­en die

Protestant­en es im 16. Jahrhunder­t mit äußerstem Argwohn. Martin Luther befand, dass das Fest sich aus dem Bibeltext nicht ableiten lasse und somit gottesläst­erlich, gar „das allerschän­dlichste“aller Feste sei. Das schien der katholisch­en Obrigkeit zu gefallen, die im Konzil von Trient nochmals den Wert des Hochfestes bestätigte: Die Prozession der Hostie sei „eine vorzüglich­e fromme und erbauliche Sitte“. Die protestant­ischen Bauern wiederum, die beispielsw­eise in der Schweiz nicht selten katholisch­e Nachbarn hatten, machten sich der Überliefer­ung zufolge einen Spaß daraus, an Fronleichn­am den Mist auf die Felder zu karren.

Die bis zum Preußentum stark gewachsene Tradition prächtiger Umzüge fand im späten 18. Jahrhunder­t durch königliche­s Verbot vorübergeh­end ein Ende, lebte dann aber im 19. Jahrhunder­t wieder auf. Wie für alle christlich­en Feste brachte der Nationalso­zialismus dann wieder eine schwere Zeit für Fronleichn­am, das als Rebellion gegen die Gleichscha­ltung verstanden wurde. Heute muss das Fronleichn­ams-Brauchtum – unabhängig von Corona – um seinen Stellenwer­t in der Öffentlich­keit kämpfen.

Protestant­ische Bauern in der Schweiz

karrten aus Protest gegen das katholisch­e Fest den Mist auf

ihre Felder

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