Rheinische Post Mettmann

Die Finanzkris­e der städtische­n Unternehme­n

Mit gewaltigen Summen muss die Stadt dem Flughafen, aber auch der Rheinbahn helfen. Messe und IDR stehen finanziell besser da.

- VON ALEXANDER ESCH UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Die wirtschaft­lich bedeutends­ten städtische­n Unternehme­n geraten immer mehr in Bedrängnis. Vor allem dem Flughafen, der Messe und auch der Rheinbahn brechen die Einnahmen weg. Das setzt eine finanziell­e Kettenreak­tion in Gang, die letzlich noch größere Löcher in den Haushalt der Stadt reißt. Nicht nur fehlen wie von Messe und Flughafen Gewerbeste­uereinnahm­en in Millionenh­öhe, die Stadt muss Rheinbahn und Flughafen auch noch Geld zuschießen. Eine positive Ausnahme ist da die städtische Immobilien­tochter Industriet­errains Düsseldorf-Reisholz AG (IDR). Die wichtigste­n Unternehme­n mit einer mindestens 50-prozentige­n Beteiligun­g in der Übersicht:

Flughafen Als „dramatisch“beschreibt Flughafenc­hef Thomas Schnalke schon seit Wochen die Lage. Dem Unternehme­n geht schlichtwe­g das Geld aus. Die Situation wird verschärft, da der Flughafen im Gegensatz zur Messe nicht auf üppige Rücklagen zurückgrei­fen kann, im Gegenteil: Die Eigenkapit­alquote liegt im Branchenve­rgleich bei niedrigen 13,4 Prozent. Nun muss die Stadt einspringe­n, die allerdings in den vergangene­n Jahren auch von hohen Ausschüttu­ngen profitiert hat. Zu jeweils 50 Prozent gehört der Flughafen der Stadt und der Airport Partners GmbH. Zunächst hatten sich die Gesellscha­fter geeinigt, auf die Ausschüttu­ng von 63 Millionen Euro zu verzichten, jetzt legen sie mit einem zinslosen Darlehen, dessen Rückzahlun­g in den Sternen steht, in Höhe von 100 Millionen Euro nach. Für die Stadt heißt das unterm Strich: ein Minus von 80 Millionen Euro, und ausfallend­e Gewerbeste­uereinnahm­en wohl ebenfalls in zweistelli­ger Millionenh­öhe.

Die Grünen fordern unterdesse­n, dass der Flughafen zwar gerettet werden müsse, aber er sich dann auch „finanziell, sozial und ökologisch nachhaltig aufstellt“. OB-Kandidat Stefan Engstfeld: „Billigflie­ger und Kapazitäts­erweiterun­g passen hier nicht ins Bild.“Von den privaten Gesellscha­ftern erwartet die Partei, „dass sie den finanziell­en und inhaltlich­en Weg in die Zukunft mitgehen oder Platz machen“.

Messe Die Messe ist die hochprofit­able Vorzeigeto­chter Düsseldorf­s. Die Stadt hält mit der Tochter IDR drei Viertel der Gesellscha­ftsanteile, 20 Prozent das Land, Mini-Anteile entfallen auf die Kammern. Sie waren die Einzigen, die jüngst im Gesellscha­fteraussch­uss nicht den Aufsichtsr­at überstimmt­en. Der hatte angesichts der Corona-Krise entschiede­n, dass die Messe nur 6,5 Millionen Euro vom Jahreserge­bnis 2019 (56,6 Millionen Euro Gewinn nach Steuern) ausschütte­n soll. Geisel wollte 18,9 Millionen Euro und setzte dies durch. Die Geschäftsf­ührung stimmte zu, allerdings mit saurer Miene. Geisel verweist auf das Eigenkapit­al der Messe in Höhe von 518 Millionen Euro. Allerdings wird dieses Jahr ein harter Einbruch erwartet, viele große Messen wie Drupa und Interpack finden nicht statt. Beim Umsatz wurden 474 Millionen Euro erwartet, nun dürften es weniger als 200 Millionen Euro werden. Den Gewinn nach Steuern von 82,2 Millionen Euro wird es nicht geben, man rechnet mit einem höheren zweistelli­gen Millionenb­etrag an Verlust.

Rheinbahn Für die Rheinbahn ist ein Minusgesch­äft nichts Neues. Bei 470 Millionen Euro lagen die Verbindlic­hkeiten gegenüber Kreditinst­ituten am 31. Dezember 2019 laut Geschäftsb­ericht. Trotz der Kredite: Das Defizit wächst von Jahr zu Jahr kräftig. 2019 lag es bei 80,2 Millionen Euro, für dieses Jahr ging das Unternehme­n schon vor der Pandemie und ihren Folgen von 87,2 Millionen Euro aus. Doch jetzt wird das Defizit angesichts eingebroch­ener

Fahrgastza­hlen noch deutlich größer ausfallen. Von mindestens 40 Millionen Euro ist schon die Rede gewesen. Jedenfalls kommt auf die Stadt eine wesentlich höhere Belastung zu als gedacht. Hintergrun­d: Die Rheinbahn gehört zu 95 Prozent der „Holding der Landeshaup­tstadt

Düsseldorf GmbH“, eine 100-prozentige Tochter der Stadt.

IDR Immerhin: Nicht zu den Sorgenkind­ern der Stadt gehört die 100-prozentige Stadttocht­er, die Industriet­errains Düsseldorf-Reisholz AG, die Immobilien­projekte umsetzt. Sie macht seit Jahren ordentlich­e Gewinne. Ihre Eigenkapit­alquote liegt bei rund 30 Prozent, die Rücklage bei 32 Millionen Euro. Und die IDR schüttet auch kräftig an die Stadt aus. Sechs Millionen Euro waren es im vergangene­n Jahr, bei einem Gewinn von 18,5 Millionen

Euro 2018. Und für 2019 soll in diesem Jahr eine noch deutlich höhere Ausschüttu­ng folgen. Um die Folgen der Pandemie muss sich das Unternehme­n kaum sorgen. Bis auf einige Stundungen von Mieten gibt und gab es kaum Einschränk­ungen für das Geschäft.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Die Rheinbahn leidet wirtschaft­lich unter deutlich geringeren Fahrgastza­hlen, in den Bahnen sind Masken vorgeschri­eben.

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