Die Finanzkrise der städtischen Unternehmen
Mit gewaltigen Summen muss die Stadt dem Flughafen, aber auch der Rheinbahn helfen. Messe und IDR stehen finanziell besser da.
DÜSSELDORF Die wirtschaftlich bedeutendsten städtischen Unternehmen geraten immer mehr in Bedrängnis. Vor allem dem Flughafen, der Messe und auch der Rheinbahn brechen die Einnahmen weg. Das setzt eine finanzielle Kettenreaktion in Gang, die letzlich noch größere Löcher in den Haushalt der Stadt reißt. Nicht nur fehlen wie von Messe und Flughafen Gewerbesteuereinnahmen in Millionenhöhe, die Stadt muss Rheinbahn und Flughafen auch noch Geld zuschießen. Eine positive Ausnahme ist da die städtische Immobilientochter Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG (IDR). Die wichtigsten Unternehmen mit einer mindestens 50-prozentigen Beteiligung in der Übersicht:
Flughafen Als „dramatisch“beschreibt Flughafenchef Thomas Schnalke schon seit Wochen die Lage. Dem Unternehmen geht schlichtweg das Geld aus. Die Situation wird verschärft, da der Flughafen im Gegensatz zur Messe nicht auf üppige Rücklagen zurückgreifen kann, im Gegenteil: Die Eigenkapitalquote liegt im Branchenvergleich bei niedrigen 13,4 Prozent. Nun muss die Stadt einspringen, die allerdings in den vergangenen Jahren auch von hohen Ausschüttungen profitiert hat. Zu jeweils 50 Prozent gehört der Flughafen der Stadt und der Airport Partners GmbH. Zunächst hatten sich die Gesellschafter geeinigt, auf die Ausschüttung von 63 Millionen Euro zu verzichten, jetzt legen sie mit einem zinslosen Darlehen, dessen Rückzahlung in den Sternen steht, in Höhe von 100 Millionen Euro nach. Für die Stadt heißt das unterm Strich: ein Minus von 80 Millionen Euro, und ausfallende Gewerbesteuereinnahmen wohl ebenfalls in zweistelliger Millionenhöhe.
Die Grünen fordern unterdessen, dass der Flughafen zwar gerettet werden müsse, aber er sich dann auch „finanziell, sozial und ökologisch nachhaltig aufstellt“. OB-Kandidat Stefan Engstfeld: „Billigflieger und Kapazitätserweiterung passen hier nicht ins Bild.“Von den privaten Gesellschaftern erwartet die Partei, „dass sie den finanziellen und inhaltlichen Weg in die Zukunft mitgehen oder Platz machen“.
Messe Die Messe ist die hochprofitable Vorzeigetochter Düsseldorfs. Die Stadt hält mit der Tochter IDR drei Viertel der Gesellschaftsanteile, 20 Prozent das Land, Mini-Anteile entfallen auf die Kammern. Sie waren die Einzigen, die jüngst im Gesellschafterausschuss nicht den Aufsichtsrat überstimmten. Der hatte angesichts der Corona-Krise entschieden, dass die Messe nur 6,5 Millionen Euro vom Jahresergebnis 2019 (56,6 Millionen Euro Gewinn nach Steuern) ausschütten soll. Geisel wollte 18,9 Millionen Euro und setzte dies durch. Die Geschäftsführung stimmte zu, allerdings mit saurer Miene. Geisel verweist auf das Eigenkapital der Messe in Höhe von 518 Millionen Euro. Allerdings wird dieses Jahr ein harter Einbruch erwartet, viele große Messen wie Drupa und Interpack finden nicht statt. Beim Umsatz wurden 474 Millionen Euro erwartet, nun dürften es weniger als 200 Millionen Euro werden. Den Gewinn nach Steuern von 82,2 Millionen Euro wird es nicht geben, man rechnet mit einem höheren zweistelligen Millionenbetrag an Verlust.
Rheinbahn Für die Rheinbahn ist ein Minusgeschäft nichts Neues. Bei 470 Millionen Euro lagen die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten am 31. Dezember 2019 laut Geschäftsbericht. Trotz der Kredite: Das Defizit wächst von Jahr zu Jahr kräftig. 2019 lag es bei 80,2 Millionen Euro, für dieses Jahr ging das Unternehmen schon vor der Pandemie und ihren Folgen von 87,2 Millionen Euro aus. Doch jetzt wird das Defizit angesichts eingebrochener
Fahrgastzahlen noch deutlich größer ausfallen. Von mindestens 40 Millionen Euro ist schon die Rede gewesen. Jedenfalls kommt auf die Stadt eine wesentlich höhere Belastung zu als gedacht. Hintergrund: Die Rheinbahn gehört zu 95 Prozent der „Holding der Landeshauptstadt
Düsseldorf GmbH“, eine 100-prozentige Tochter der Stadt.
IDR Immerhin: Nicht zu den Sorgenkindern der Stadt gehört die 100-prozentige Stadttochter, die Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz AG, die Immobilienprojekte umsetzt. Sie macht seit Jahren ordentliche Gewinne. Ihre Eigenkapitalquote liegt bei rund 30 Prozent, die Rücklage bei 32 Millionen Euro. Und die IDR schüttet auch kräftig an die Stadt aus. Sechs Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr, bei einem Gewinn von 18,5 Millionen
Euro 2018. Und für 2019 soll in diesem Jahr eine noch deutlich höhere Ausschüttung folgen. Um die Folgen der Pandemie muss sich das Unternehmen kaum sorgen. Bis auf einige Stundungen von Mieten gibt und gab es kaum Einschränkungen für das Geschäft.