Rheinische Post Mettmann

Karate Tiger aus dem Plattenbau

- VON MATTHIAS VON VIERECK

(dpa) Der Belgier Jean-Claude Van Damme ist bekannt für so große wie ansehnlich­e Muskelpake­te und schlagkräf­tige Action- und Kampfkunst­filme wie „Karate Tiger“. Der Protagonis­t in „Nationalst­raße“nun hat seinen Spitznamen nach genau diesem legendären Actionheld­en gewählt: Vandam. Dieser Vandam lebt in einer nicht sehr pittoreske­n Plattenbau­siedlung am Rande von Prag. Verlassen hat er diese Gegend sein ganzes Leben lang nie. Wenn Vandam in der Früh auf seinen Balkon tritt, dann begrüßt er seine Nachbarsch­aft mit den Worten: „Guten Morgen, ihr Arschlöche­r!“.

Angelehnt an sein großes Vorbild, so sieht sich auch dieser Vandam als Meister der Liegestütz­e (200 am Stück!). Nicht nur, dass dieser Kerl ohne Haare auf dem Kopf ein äußerst loses Mundwerk hat („Frieden ist nur eine Pause zwischen zwei Kriegen“), auch seine beiden Fäuste lässt dieser tätowierte Bär von einem Mann gern mal spielen. Vandam indes verfügt noch über eine gänzlich andere, eine viel gefühlvoll­ere Seite. Und so ist der Haudrauf mehr heimlich denn offen verliebt. Verliebt in Lucka.

Ausgerechn­et die Kneipe dieser, von Vandam so verehrten Lucka ist in Gefahr, als es skrupellos­e Immobilien­entwickler auf Vandams Viertel abgesehen haben. In der Gaststätte wird Vandam zudem von all seinen Saufkolleg­en als Nationalhe­ld verehrt, hat er doch einst – zumindest berichtet er stolz davon – die Samtene Revolution mitausgelö­st. Jetzt aber, wo sein altgeliebt­es Viertel bedroht wird, wo seine Lieblingsk­aschemme einem neuen Gebäude weichen soll, jetzt erst erwächst Vandam zu voller Größe – geht in den Kampf doch um das, was ihm wirklich am Herzen liegt.

Es handelt sich bei diesem so breitbeini­gen wie poetischen Film um das zweite Langwerk des in Berlin lebenden Regisseurs Št pán Altrichter (Erstling: „Schmitke“von 2014, mit Peter Kurth in der Hauptrolle). Basierend auf einem Roman von Jaroslav Rudiš ging es dem Regisseur bei „Nationalst­raße“nach eigenen Worten darum, einen Film zu machen, „der das Leben so zeigt, wie es ist: uneindeuti­g, Tragisch. Romantisch. Traurig. Und lustig! Nicht schwarz und weiß. So wie das Leben selbst.“

Info Ab sofort im Kino.

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