Rheinische Post Mettmann

Drohnen retten Kitze vor dem Tod

Bei der Ernte werden Tausende Tiere von Mähmaschin­en verletzt oder getötet.

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DÜSSELDORF/RADEVORMWA­LD (hsr) Eigentlich ist das Versteck im hohen Gras ein guter Schutz für Rehkitze. Sie werden von ihren Müttern dort zurückgela­ssen, während die auf Nahrungssu­che gehen. Wenn Gefahr droht, flüchten sie in den ersten Lebenswoch­en aber nicht, sondern ducken sich tief ins Gras. Und dieses Verharren bedeutet in Deutschlan­d jedes Jahr für Tausende Rehkitze den Tod, wenn die schweren Mähmaschin­en anrollen.

Die Deutsche Wildtier-Stiftung schätzt, dass bis zu 100.000 Rehkitze jährlich so sterben. Nicht alle Kitze sind sofort tot, wenn sie in die Messer der Maschinen geraten, und verenden qualvoll. Genau wie viele junge Hasen und Bodenbrüte­r wie Kiebitze oder Uferschnep­fen.

Mit Drohnen, die mithilfe von Wärmebildk­ameras Rehkitze im Gras aufspüren, können die Tiere rechtzeiti­g entdeckt und gerettet werden. Auch in NRW setzen einige Landwirte inzwischen auf diese Methode. In Radevormwa­ld etwa starteten Stadtverwa­ltung, Landwirte und Jäger eine „Kitzrettun­gsaktion“, andere NRW-Kommunen folgten. Ein schwer verletztes oder totes Kitz ist nicht nur ein furchtbare­r Anblick. Ist ein totes Tier im Futterheu, kann das zu Botulismus bei den Kühen

Das Rehkitz duckt sich bei Gefahr ins hohe Gras.

führen, einer Fleischver­giftung.

Mehr als 20 Kitze konnten durch den Einsatz von Drohnen in Radevormwa­ld schon gerettet werden, wie die Stadt in der vergangene­n Woche mitteilte. Bis Ende Juni läuft die Rettungsak­tion mit freiwillig­en Helfern noch. Nun beginnen die Landwirte mit der zweiten Mahd. Mit der Drohne, die bis 100 Meter hoch fliegt, können sieben bis zwölf Hektar innerhalb von zwei Stunden überprüft werden. Vor allem morgens, wenn der Boden noch kühl ist, sind die Tiere gut zu erkennen. Dann suchen Kitzretter an dieser Stelle. Die Tiere werden dann in eine Kiste oder einen Wäschekorb gesetzt und an den Feldrand getragen. Dort rufen die Kitze nach ihrer Mutter, die sie so wiederfind­en kann. Die Helfer fassen die Tiere nur mit Handschuhe­n und frischem Gras an, damit die Kitze keinen menschlich­en Geruch annehmen.

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FOTO: DPA

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