Bayerns einziger Angstgegner
Kein Team war seit 2013 gegen den Rekordmeister so erfolgreich wie Gladbach. Am Samstag wäre ein Erfolg für die Borussia wichtiger denn je.
MÜNCHEN In den vergangenen Wochen war es beeindruckend, wie der FC Bayern München marschiert ist. Seit dem Restart nach der Corona-Pause gab es in der Bundesliga fünf Siege in fünf Spielen, die Torquote aus dieser Phase beträgt 17:4. Es gibt aktuell offenbar kein Team in Deutschland, das den Bayern gefährlich werden kann. Entsprechend könnten die Münchener am Samstagabend den achten Meistertitel in Folge perfekt machen. Dafür braucht es am Nachmittag eine Niederlage von Borussia Dortmund bei Fortuna Düsseldorf und einen eigenen Sieg im Abendspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Doch genau gegen diesen Gegner tut sich der Rekordmeister so schwer wie gegen keine andere Mannschaft aus der Bundesliga.
Seit 2013 haben die Gladbacher die beste Bilanz aller Bundesligisten gegen die Bayern. In den vergangenen elf Spielen ist sie sogar positiv – es gab fünf Borussia-Siege, vier Bayern-Erfolge und zwei Unentschieden. Und das in den Jahren, in denen München für die Konkurrenz tabellarisch unerreichbar war.
Das ist auch in dieser Saison so. Doch den Gladbachern, Bayerns einzigen Angstgegner, macht nicht nur die persönliche Bilanz große Hoffnung, dass sie am Samstagabend, wenn um 18.30 Uhr das Spitzenspiel zwischen den beiden Teams angepfiffen wird, erneut überraschen können. Beim Team von Trainer Hansi Flick fallen in Robert Lewandowski (34 Torbeteiligungen) und Thomas Müller (27, beide gelb-gesperrt) unter anderem die beiden besten Scorer aus, auch der Einsatz vom Drittplatzierten der internen Scorer-Wertung, Serge Gnabry (23), ist in Gefahr.
Personell sind die Bayern stark angeschlagen, das wollen die Gladbacher nutzen, denn bei all den Erfolgen der jüngeren Vergangenheit wäre ein Erfolg diesmal wichtiger denn je. Die Borussen wollen sich unbedingt für die Champions League qualifizieren, dafür müssen sie Platz vier verteidigen. Verfolger Bayer Leverkusen ist ihnen punktgleich und mit einem um nur fünf Tore schlechteren Tordifferenz den Borussen dicht auf den Fersen.
Es sind aber nicht nur Bayerns Ausfälle, die eine Überraschung der Borussen möglich machen könnten, sondern auch der Auftritt des Tabellenführers am Mittwoch im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt. Zwar gewann der FCB knapp mit 2:1 und zog ins Endspiel ein, doch er offenbarte, dass auch bei ihm die Kräfte in diesen intensiven Wochen schwinden. „Wir waren pomadig und müde, geschlaucht von den letzten Wochen“, sagte Müller. Dass die Bayern nun schon wieder am Samstag ran müssen, könnte ein Vorteil für die Gladbacher sein. „Normalerweise diskutiere ich die Spiel-Ansetzungen
wenig, weil man eh nichts tun kann“, sagte Flick der „ARD“, bezeichnete dann die Terminierungen aber schließlich doch als unglücklich.
Die Borussen um Trainer Marco Rose hat in dieser Saison jedoch stark gemacht, dass sie den Fokus auf sich selbst richten. Im Hinspiel haben sie selbst gezeigt, wie groß ihr eigener Einfluss trotz der Dominanz der Bayern ist. In der ersten Stunde war Gladbach da passiv, hatte Glück, dass es nur 0:1 stand durch ein Tor von Ivan Perisic. Nachdem Ramy Bensebaini nach einer Ecke den Ball an FCB-Keeper Manuel Neuer vorbeigwuchtet hatte zum 1:1, zogen die Borussen ihr eigenes Spiel auf, waren mutig, bissig, zweikampfstark und erzwangen so das 2:1 in der Nachspielzeit durch Bensebaini per Elfmeter.
Um Bayerns Angstgegner zu bleiben, muss Gladbach die körperlichen Schwächen nutzen und sofort selbst stark sein. Wie beim bislang letzten München-Gastspiel der Borussen. Da machte die Mannschaft unter dem damaligen Trainer Dieter Hecking von Beginn an mächtig Druck und führte nach 16 Minuten schon 2:0, am Ende gab es einen 3:0-Erfolg. Die Borussia ist also ihr eigenes Vorbild. Und sie muss ihrem Vorbild nachahmen. Dann sind drei extrem wichtige Überraschungs-Punkte bei den Bayern durchaus möglich.