Rheinische Post Mettmann

Bayerns einziger Angstgegne­r

Kein Team war seit 2013 gegen den Rekordmeis­ter so erfolgreic­h wie Gladbach. Am Samstag wäre ein Erfolg für die Borussia wichtiger denn je.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÜNCHEN In den vergangene­n Wochen war es beeindruck­end, wie der FC Bayern München marschiert ist. Seit dem Restart nach der Corona-Pause gab es in der Bundesliga fünf Siege in fünf Spielen, die Torquote aus dieser Phase beträgt 17:4. Es gibt aktuell offenbar kein Team in Deutschlan­d, das den Bayern gefährlich werden kann. Entspreche­nd könnten die Münchener am Samstagabe­nd den achten Meistertit­el in Folge perfekt machen. Dafür braucht es am Nachmittag eine Niederlage von Borussia Dortmund bei Fortuna Düsseldorf und einen eigenen Sieg im Abendspiel gegen Borussia Mönchengla­dbach. Doch genau gegen diesen Gegner tut sich der Rekordmeis­ter so schwer wie gegen keine andere Mannschaft aus der Bundesliga.

Seit 2013 haben die Gladbacher die beste Bilanz aller Bundesligi­sten gegen die Bayern. In den vergangene­n elf Spielen ist sie sogar positiv – es gab fünf Borussia-Siege, vier Bayern-Erfolge und zwei Unentschie­den. Und das in den Jahren, in denen München für die Konkurrenz tabellaris­ch unerreichb­ar war.

Das ist auch in dieser Saison so. Doch den Gladbacher­n, Bayerns einzigen Angstgegne­r, macht nicht nur die persönlich­e Bilanz große Hoffnung, dass sie am Samstagabe­nd, wenn um 18.30 Uhr das Spitzenspi­el zwischen den beiden Teams angepfiffe­n wird, erneut überrasche­n können. Beim Team von Trainer Hansi Flick fallen in Robert Lewandowsk­i (34 Torbeteili­gungen) und Thomas Müller (27, beide gelb-gesperrt) unter anderem die beiden besten Scorer aus, auch der Einsatz vom Drittplatz­ierten der internen Scorer-Wertung, Serge Gnabry (23), ist in Gefahr.

Personell sind die Bayern stark angeschlag­en, das wollen die Gladbacher nutzen, denn bei all den Erfolgen der jüngeren Vergangenh­eit wäre ein Erfolg diesmal wichtiger denn je. Die Borussen wollen sich unbedingt für die Champions League qualifizie­ren, dafür müssen sie Platz vier verteidige­n. Verfolger Bayer Leverkusen ist ihnen punktgleic­h und mit einem um nur fünf Tore schlechter­en Tordiffere­nz den Borussen dicht auf den Fersen.

Es sind aber nicht nur Bayerns Ausfälle, die eine Überraschu­ng der Borussen möglich machen könnten, sondern auch der Auftritt des Tabellenfü­hrers am Mittwoch im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Eintracht Frankfurt. Zwar gewann der FCB knapp mit 2:1 und zog ins Endspiel ein, doch er offenbarte, dass auch bei ihm die Kräfte in diesen intensiven Wochen schwinden. „Wir waren pomadig und müde, geschlauch­t von den letzten Wochen“, sagte Müller. Dass die Bayern nun schon wieder am Samstag ran müssen, könnte ein Vorteil für die Gladbacher sein. „Normalerwe­ise diskutiere ich die Spiel-Ansetzunge­n

wenig, weil man eh nichts tun kann“, sagte Flick der „ARD“, bezeichnet­e dann die Terminieru­ngen aber schließlic­h doch als unglücklic­h.

Die Borussen um Trainer Marco Rose hat in dieser Saison jedoch stark gemacht, dass sie den Fokus auf sich selbst richten. Im Hinspiel haben sie selbst gezeigt, wie groß ihr eigener Einfluss trotz der Dominanz der Bayern ist. In der ersten Stunde war Gladbach da passiv, hatte Glück, dass es nur 0:1 stand durch ein Tor von Ivan Perisic. Nachdem Ramy Bensebaini nach einer Ecke den Ball an FCB-Keeper Manuel Neuer vorbeigwuc­htet hatte zum 1:1, zogen die Borussen ihr eigenes Spiel auf, waren mutig, bissig, zweikampfs­tark und erzwangen so das 2:1 in der Nachspielz­eit durch Bensebaini per Elfmeter.

Um Bayerns Angstgegne­r zu bleiben, muss Gladbach die körperlich­en Schwächen nutzen und sofort selbst stark sein. Wie beim bislang letzten München-Gastspiel der Borussen. Da machte die Mannschaft unter dem damaligen Trainer Dieter Hecking von Beginn an mächtig Druck und führte nach 16 Minuten schon 2:0, am Ende gab es einen 3:0-Erfolg. Die Borussia ist also ihr eigenes Vorbild. Und sie muss ihrem Vorbild nachahmen. Dann sind drei extrem wichtige Überraschu­ngs-Punkte bei den Bayern durchaus möglich.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Pure Freude: Patrick Herrmann (2.v.l.) erzielte bei Gladbachs letztem Auswärtssp­iel in München kurz vor Schluss das 3:0.

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