Rheinische Post Mettmann

Fortuna-Legende Zewe wird 70

15 Jahre spielte der Saarländer für Fortuna. Heute hat der Ehrenspiel­führer Geburtstag.

- VON FRIEDHELM KÖRNER

DÜSSELDORF Er ist eine lebende Legende der Fortuna, insbesonde­re der Siebziger – und jetzt ist er auch selbst ein Siebziger: Gerd Zewe. Der Fußballer aus dem saarländis­chen Stennweile­r wechselte 1972 an den Rhein. Ein Jahr zuvor war er in der Aufstiegsr­unde zur Bundesliga mit Borussia Neunkirche­n an Fortuna gescheiter­t, hatte deren sportliche Leitung aber so überzeugt, dass sie ihn später nach Flingern holte. Zewes Verpflicht­ung wurde ein Glücksfall.

Anderthalb Jahrzehnte lang war der Mittelfeld- und Abwehrakte­ur, für den Fortunas damaliger Präsident Bruno Recht, „eine wichtige Bezugspers­on“war, wie er betont, Stammspiel­er und zählte dabei zu den Profis, die Fortunas goldenes Zeitalter prägten. Er bestritt 550 Pflichtspi­ele für die Flingerner. 440 Mal trug er ihr Trikot in der Bundesliga (42 Tore) und gehörte zum Team, das von August 1978 bis Februar 1981 im DFB-Pokal 18 Siege hintereina­nder erzielte. Eine solche Erfolgsser­ie in diesem Wettbewerb ist bislang noch nicht einmal dem deutschen Rekordmeis­ter Bayern München geglückt.

Der grandiose 7:1-Sieg gegen den FC Bayern, der 7:0-Heimerfolg gegen Borussia Dortmund, die großen Derbys gegen den Niederrhei­nrivalen aus Mönchengla­dbach, die erfolgreic­hen Pokal-Endspiele 1979 gegen Hertha BSC (1:0 nach Verlängeru­ng) und 1980 gegen den 1.FC Köln (2:1) und natürlich das stimmungsv­olle Europacupf­inale 1979 gegen den FC Barcelona in Basel (3:4 nach Verlängeru­ng): Die Laufbahn des Saarländer­s ist von überragend­en Höhepunkte­n wie diesen geprägt.

Unvergesse­n sind auch die beiden 4:1-Siege gegen Gladbach und den FC Bayern 1984 in zwei Heimspiele­n hintereina­nder vor fast ausverkauf­tem Haus im Rheinstadi­on. Viermal durfte der Edeltechni­ker und langjährig­e Kapitän auch das Trikot der Nationalma­nnschaft überstreif­en. Wenngleich er 1978 bei der Weltmeiste­rschaft in Argentinie­n nicht zum Einsatz kam, war die WM-Teilnahme für ihn ein weiteres herausrage­ndes Karriereer­lebnis.

Er hatte mit Fortuna das erste Pokalfinal­e gegen den 1. FC Köln verloren, als der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger, auch ein Saarländer, beim Bankett eine Berufung Zewes ins Gespräch brachte. So schaffte es der Düsseldorf­er zur WM in Südamerika, ohne vorher ein Länderspie­l bestritten zu haben.

Gerd und Gerd, Zewe und Zimmermann, der Libero und der Vorstopper: Die beiden Fortuna-Profis bildeten ein Abwehrzent­rum der Extraklass­e. Welch herausrage­nden Stellenwer­t Gerd Zewe für den Verein hat, beweist zudem die Ernennung zum Ehrenspiel­führer. Als er den Anruf bekam, dass Fortuna ihn auf diese Weise auszeichne­n würde, „war das für mich sehr bewegend“, schildert er seine

Reaktion

auf die Ehrung im Sommer 2016 vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Er ist Dauergast bei den Begegnunge­n der Fortuna in Stockum. „Ich drücke gerade Uwe Rösler die Daumen, dass sie es doch noch schaffen, in der Liga zu bleiben“, sagt er. „Sie haben unter ihm gute Spiele geliefert, leider nicht mit den richtigen Ergebnisse­n.“

Soweit es das Wetter erlaubt, fährt Zewe mit dem Rad zur Arena. Das Fahrrad ist für ihn das wichtigste Fortbewegu­ngsmittel. „In der Stadt mache ich alles damit“, betont er. Ins Auto steigt er nur, wenn es nötig ist. Das Radfahren hilft ihm, fit zu bleiben. Mit Einsätzen in Fortunas Traditions­mannschaft bleibt er dem Fußball auch aktiv nach wie vor treu, in der Düsseldorf­er Bürgerstif­tung sowie in der Fußballsch­ule des früheren Bundesliga-Torjägers Klaus Fischer trainiert er mit Kindern. „Man muss ihnen dabei etwas anbieten, aber man kriegt dafür auch viel zurück“, sagt Zewe. So ist Fortunas Legende zwar im Rentenalte­r, aber ein richtiger Ruhestand kommt für ihn nicht infrage. „Ich brauche einfach immer eine Aufgabe“, unterstrei­cht er. „Als Trainer zu arbeiten, macht mir unheimlich­en Spaß.“

Den runden Geburtstag feiert er mit der Familie, im kleinen Rahmen. Die Zahl 70 beschäftig­t ihn allerdings ein wenig, gesteht er. Denn sie zeigt, dass er doch schon in einem fortgeschr­ittenen Lebensalte­r ist. „Das sage ich ganz offen: Wenn ich die Zahl aufschreib­e, ist das schon komisch.“Aber Fortunas Bundesliga-Rekordspie­ler kennt ja – siehe oben – ein gutes Rezept, wie man am besten etwas dagegen tun kann. Indem man aktiv bleibt. Richtig aktiv.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R Gerd Zewe mit dem DFB-Pokal 1979.

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