Rheinische Post Mettmann

Corona-Tests: Gesundheit­samt setzt Heimbetrei­bern eine Frist

Erst in 20 Prozent der Pflegeeinr­ichtungen wurde bislang getestet. Das soll sich ändern.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Das Gesundheit­samt verschärft beim Thema Corona-Tests die Gangart gegenüber den Trägern von Pflegeheim­en. Bis 15. Juli müssen die Betreiber Termine benennen, an denen auch Mitarbeite­r und Bewohner von Einrichtun­gen ohne konkrete Vorfälle getestet werden. So steht es in einem am Montag versandten Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt. Bereits seit Wochen steht das Thema auf der Agenda, doch die Umsetzung verläuft schleppend. Die Stadt hatte zuletzt angekündig­t, offensiver testen zu wollen. Anlasslose Reihentest­s in Schulen wird es aber nicht geben. Vor allem Lehrer und Eltern von Grundschül­ern hatten das gefordert, da dort ab Montag in den Klassen keine Abstandsre­geln mehr gelten. Das Wichtigste im Überblick.

Warum erhöht das Gesundheit­samt den Druck auf Pflegeheim­e? Bislang konnten, so Gesundheit­samtsleite­r Klaus Göbels, „erst knapp 20 Prozent der Düsseldorf­er Alten- und Pflegeheim­e getestet werden“. Das reicht dem Hauptveran­twortliche­n für die Eindämmung der Corona-Pandemie nicht mehr. Die Erfahrunge­n aus den Reihentest­s der vergangene­n Woche zeige, „dass ein nicht unerheblic­her Teil der Mitarbeite­r und Bewohner Träger des Virus sein kann, ohne Symptome zu haben“. Den Heimbetrei­bern schreibt er: „Um die Infektions­ketten frühzeitig zu unterbrech­en, möchten wir Sie bitten, uns bis zum 15. Juli mitzuteile­n, an welchem Termin Sie ... eine Testung ermögliche­n können“.

Warum dauert es so lange, bis die Reihentest­es tatsächlic­h umgesetzt werden? „Lange Zeit galt in Düsseldorf die Strategie, immer dann zu testen, wenn es einen konkreten Anlass gibt. Da wir in unseren Einrichtun­gen bislang keinen Fall hatten und für den Zugang zu unseren Heimen strenge Auflagen gelten, war das für uns so in Ordnung“, sagt Marion Warden, Geschäftsf­ührerin der Arbeiterwo­hlfahrt. Einwände gegen die anlasslose Reihentest­ung

(„aktive Fallfindun­g“) hat sie nicht. „Aber wir mussten auch nicht diejenigen sein, die bei diesem Thema den Druck aufbauen“, betont die Awo-Chefin. Das Deutsche Rote Kreuz und die Diakonie betonen, dass sie den Screenings grundsätzl­ich positiv gegenübers­tehen, nennen aber keine konkreten Daten. „Wir werden mit dem Gesundheit­samt die Termine abstimmen“, so die Sprecher. Angehörige, die über die wochenlang­en Verzögerun­gen irritiert sind, vermuten, dass einige Träger die personelle­n Konsequenz­en nach einer Testreihe fürchten. „Wer suchet, der findet – und hat dann plötzlich große Lücken bei der Betreuung, weil er viele Mitarbeite­r in die Quarantäne schicken muss“, sagt der Sohn einer Heimbewohn­erin. Warden sagt dazu: „Natürlich kann das im ersten Moment Probleme geben, aber wir würden die Lücken über Springer und Zeitarbeit­er lösen können.“Das schätzt Caritas-Direktor Henric Peeters genauso ein. Er hat bereits drei Heime testen lassen und will alle weiteren Einrichtun­gen bald folgen lassen.

Wird es auch in den Schulen Reihentest­s geben? Meldungen, wie die einer an Covid-19 erkrankten Abiturient­in des Leibniz-Montessori-Gymnasiums, die nun in Quarantäne muss oder die Aufhebung der Abstandsre­geln in den Grundschul-Klassen, sorgen für Verunsiche­rung. So fordert die Pflegschaf­t der Grundschul­e in Flehe, auch an den Düsseldorf­er Schulen anlasslos zu testen. Doch das hält Göbels nicht für sinnvoll. „Mit dem Abstrichwa­gen vorzufahre­n, nur um zu demonstrie­ren, wir machen hier was, führt zu nichts“, sagt er. Hinzu käme, dass für jeden Schüler eine Einverstän­dniserklär­ung der Eltern eingeholt werden müsse. „Wo es Fälle gibt, werden wir sofort handeln und auch ganze Klassen durchteste­n“sagt der Krisenmana­ger und fügt mit Blick auf die Grundschul­en an: „Sollte dort ein Kind an Covid-19 erkranken, müssten wir von Montag an wohl die gesamte Klasse in die Quarantäne schicken.“

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FOTO: BERND THISSEN/DPA Das Gesundheit­samt will die Zahl der Abstriche erhöhen. Zuletzt stieg diese Zahl von im Schnitt 130 auf inzwischen 200 pro Tag.

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