Schlemmermeyer startet am Carlsplatz
Die Düsseldorfer Investmentgesellschaft 12.18 hatte die Kette 2019 übernommen. Der neue Stand auf dem Markt war ein wichtiges Herzensprojekt des im April gestorbenen 12.18-Mitgründers Kai Richter.
CARLSTADT Am Carlsplatz eröffnet an diesem Samstag eine Filiale von Schlemmermeyer. Die Düsseldorfer Investmentgesellschaft 12.18. hatte den Münchner Feinkost-Anbieter im vergangenen Jahr übernommen, der zuvor Insolvenz anmelden musste. 12.18. überzeugte die Gläubiger damals mit einem Zukunftskonzept, das unter anderem auf das Thema Regionalität setzt. Von den zwischenzeitlich einmal 55 Filialen sind inzwischen noch 16 übrig, davon eine in Düsseldorf im Untergeschoss des Carschhauses.
Dass Schlemmermeyer jetzt auch auf den Carlsplatz gezogen ist, war ein Herzensprojekt des im April an den Folgen einer Corona-Infektion gestorbenen Mitgründers und geschäftsführenden Gesellschafters von 12.18., Kai Richter. „Als wir ihn am 13. März das letzte Mal gesehen haben, hat er hier im Büro für alle Schlemmermeyer-Würstchen gegrillt“, sagt Jörg Lindner, geschäftsführender Gesellschafter von 12.18.
„Kai hat das Projekt mit großer Energie betrieben, er hatte großen Spaß daran und hat viele wichtige Gespräche dazu geführt“, sagt Jörg Lindner über seinen guten Freund. „Im Grunde mussten wir den Ball jetzt nur noch ins Tor schießen.“Ein Foto Kai Richters hängt nun auch in dem neuen Stand am Carlsplatz – aufgenommen an eben jenem Grillabend im März.
Schlemmermeyer wurde 1975 in München gegründet, das Stammhaus befindet sich dort auf dem
Viktualienmarkt. Die Filialen des Unternehmens, alle in Citylagen, verkaufen verschiedene Wurst-, Schinken- und Käsespezialitäten an, aber auch Quiches und Pasteten und warme Grill-Spezialitäten. Der Stand am Carlsplatz biete einen Ausschnitt aus dem großen Sortiment, so Geschäftsführer Jürgen Krins.
Jörg Lindner sagt, das Feinkostunternehmen passe gut ins Portfolio seiner Unternehmensgruppe – 12.18. betreibt und entwickelt unter anderem zehn Hotels in fünf Ländern
und legt dort Wert auf hochwertige Gastronomie und regionale Lebensmittel. Künftig sollen die Schlemmermeyer-Produkte in die dortigen Konzepte eingebunden werden. Im vergangenen Jahr hatte sich 12.18. schon mit 50 Prozent an der Gastro & System GmbH (ebenfalls München) beteiligt.
Insgesamt kam dem Unternehmen in der Corona-Krise seine breite Aufstellung zugute; immerhin ist 12.18. auch Entwickler. In den Hotels wird nun nach und nach der Betrieb
wieder anlaufen. Durchgehend geöffnet war lediglich das San Carlos in New York; wie es in den anderen Häusern weitergeht, hängt von den jeweiligen Regelungen vor Ort ab. In Mecklenburg-Vorpommern etwa darf man aktuell zu 60 Prozent ausgelastet sein („In diesem Rahmen sind wir ausgebucht.“), ab 15. Juni darf wieder ganz geöffnet werden. Die Nachfrage auf Sylt sieht Lindner regelrecht explodieren: „Ich habe Sorge, dass Sylt im August untergeht, weil einfach zu viele Leute drauf stehen.“Für das Hotel der Gruppe in Ibiza wartet er noch auf das genaue Datum, zu dem ausländische Gäste wieder anreisen dürfen.
Der Unternehmer, der selbst schon an Covid-19 erkrankt war, hält mit seiner Kritik an den deutschen Maßnahmen gegen Corona nicht hinter dem Berg. So rechnet er mit noch deutlich gravierenderen Folgen für die deutsche Wirtschaft als bisher spürbar: „Ich bin überzeugt, dass sich Kurzarbeit zur Arbeitslosigkeit entwickeln wird“, sagt er etwa. Auch die Mehrwertsteuersenkung werde wenig bringen, denn die Wirtschaft hänge nun einmal von der Konsumstimmung ab: „Die Sparquote ist extrem gestiegen; die Menschen lassen ihr Geld in der Tasche.“Die Konjunktive in der Sprache der Virologen irritieren Lindner: „Unternehmen können nicht im Konjunktiv arbeiten.“