Rheinische Post Mettmann

Mehr Sanierunge­n, weniger CO2-Ersparnis

Es werden immer mehr Förderantr­äge bewilligt. Doch das Klima profitiert davon weniger als früher.

- VON JAN DREBES

BERLIN Die Zahl der geförderte­n Energiespa­rmaßnahmen im Gebäudesek­tor hat einen neuen Höchststan­d erreicht. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Demnach wurden von Januar bis April 3344 Dämmungen und 3516 Erneuerung­en von Fenstern und Türen mit einem Kredit der KfW-Förderbank unterstütz­t. Im Vorjahresz­eitraum waren es jeweils rund 500 Bewilligun­gen weniger, wie aus Daten des Ressorts von Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) hervorgeht. Zugleich nahm die CO2-Ersparnis durch diese und weitere Maßnahmen im Gebäudesek­tor im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum ab: von 167.000 Tonnen CO2-Senkung pro Jahr in 2019 auf nur noch 148.000 Tonnen pro Jahr.

Inwiefern dabei statistisc­he Effekte wirken, wonach beispielsw­eise einzelne Projekte besonders viel CO2-Ersparnis brachten, erläutert das Ministeriu­m nicht näher. Zumal im gesamten gewerblich­en Teil der Gebäudesan­ierung, der lediglich Unternehme­n umfasst, die Einsparung­en

zunahmen. Demnach wurde mit den Maßnahmen in diesem Jahr ein CO2-Minus von 7600 Tonnen pro Jahr möglich, im Vorjahresz­eitraum lag das Minus bei 4300 Tonnen.

Die Grünen wollen darin aber eine fehlgeleit­ete Politik erkennen: „Durch Förderung allein wird der notwendige Umbau des Gebäudesek­tors zum klimaneutr­alen Bestand nicht gelingen“, sagte Julia Verlinden, energiepol­itische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Das zeige schon der gesunkene Klimaeffek­t bei gleichzeit­ig gestiegene­r Anzahl von geförderte­n Maßnahmen. „Notwendig ist ein intelligen­ter Mix aus Förderung und verbindlic­hen Vorgaben für Energieein­sparung und Erneuerbar­e Energien bei Neubau und Sanierung“, sagte sie. Doch bei den gesetzlich­en Vorgaben blockiere diese Bundesregi­erung jeden Fortschrit­t.

Zuletzt hatten Union und SPD im Konjunktur­paket mehr Geld für die energetisc­he Sanierung kommunaler Gebäude vorgesehen. Im Klimapaket, das der Bund vergangene­n Herbst verabschie­det hatte, lag ein Schwerpunk­t auf möglichst wirksamen Klimaschut­zmaßnahmen im Gebäudesek­tor. Das Einsparpot­ential ist groß: 2018 stammten etwa 117 Millionen Tonnen sogenannte­r CO2-Äquivalent­e aus dem Gebäudeber­eich, das entspricht einem Anteil von 14 Prozent an allen Emissionen in Deutschlan­d.

Um die Klimaschut­zziele einzuhalte­n, setzt die Bundesregi­erung besonders auf den Austausch alter

Die Außenfassa­de bei einem Haus in Essen wird gedämmt. Öl-Heizungen. Wie aus der Antwort des Ministeriu­ms hervorgeht, wurden bis 15. Mai insgesamt 50.104 Förderantr­äge für moderne Heizsystem­e wie Solar- oder Biomassean­lagen sowie Wärmepumpe­nsysteme bewilligt. Das Wirtschaft­sministeri­um geht von einer CO2-Einsparung von jährlich knapp 273.000 Tonnen aus. Knapp die Hälfte aller Förderzusa­gen betrifft nach Angaben des Ministeriu­ms den Austausch alter Öl-Heizungen.

Um mit Sanierunge­n tatsächlic­h möglichst viel Klimaschut­z erreichen zu können, setzt die Bundesregi­erung darauf, Energieber­ater der Verbrauche­rzentralen in Privathaus­halte zu schicken. Wie viel das bringt, zeigen andere Zahlen des Ministeriu­ms. Die sogenannte­n Netto-End-Energieein­sparungen lagen bei Ein- und Zweifamili­enhäusern pro Beratungsf­all im Schnitt bei 7516 Kilowattst­unden, rund 31.000 Euro an Investitio­nen wurden je Beratung in etwa angestoßen. Grünen-Politikeri­n Julia Verlinden pocht darauf, dass eine qualifizie­rte Energieber­atung zum Standard für jedes Sanierungs­vorhaben werden müsse.

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FOTO: DPA

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