Rheinische Post Mettmann

Neuer Radweg wird wenig beachtet

Viele Radler erkennen die neue Spur nicht als Fahrradweg. Sie fahren aus alter Gewohnheit weiterhin auf dem Bürgerstei­g.

- VON JULIA BRABECK

DÜSSELDORF Mit dem ersten PopUp-Radweg in Düsseldorf sollen Fahrradfah­rer sicherer und komfortabl­er auf einer eigenen Spur fahren können. Am Samstag wurde der Weg zwischen Messe und Oberkassel­er Brücke, der eine mit Barken abgetrennt­e Autospur ist, offiziell von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) eröffnet. Gelobt wird das Experiment vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club und den Umweltschü­tzern des BUND. Die CDU sieht hingegen ihre Zweifel bestätigt und beklagt, dass es durch den Wegfall der Spur schon am Wochenende mehr Stau gegeben habe.

Das Fazit unseres Tests: Der Weg funktionie­rt (noch) nicht reibungslo­s. Das liegt an alten Gewohnheit­en der Verkehrste­ilnehmer, unübersich­tlichen Beschilder­ungen und einer zum Teil fehlerhaft­en Ausführung. Am Sonntagmit­tag beispielsw­eise fuhren auf Höhe der Theodor-Heus-Brücke dreimal mehr Fahrradfah­rer auf dem gemeinsam mit Fußgängern zu nutzenden Bürgerstei­g als auf der neuen Spur. „Die ist nicht gut ausgezeich­net, wir haben sie erst gar nicht wahrgenomm­en“, sagt Monika Mann. Sie ist von der Reeser Straße aus auf die Rotterdame­r Straße und dort erst einmal auf den Bürgerstei­g gefahren. Die Barken, welche den Weg zu den Autofahrer­n hin abgrenzen, hat sie für eine Baustellen­absperrung gehalten. Ein Schild an der Kreuzung weist nur auf eine geänderte Verkehrsfü­hrung hin, nicht aber explizit auf das neue Angebot für Radfahrer.

Schade finden auch einige, dass der rund drei Kilometer lange Radweg nur in Richtung Innenstadt vollständi­g befahrbar ist. „Gerade vor der Oberkassel­er Brücke wird der Bürgerstei­g schmaler, dort nehmen die Konflikte zu.“In Gegenricht­ung ist der Weg erst ab der Hombroiche­r Straße freigegebe­n. Das erkennen aber nicht alle Radfahrer und nutzen schon vorher den Weg stadtauswä­rts, was wiederum zu gefährlich­en Situatione­n führt. Ampeln können in dieser Richtung nämlich nur schwer gesehen werden. „Ich habe einige Zeit an der Inselstraß­e gestanden und mehrfach brenzlige Situatione­n beobachtet. Rennradfah­rer sind ziemlich schnell auf dem Pop-Up-Weg über Rot gefahren, ohne dass ihnen das bewusst war“, sagt Bernd Hartleben.

Monika Oberrath ist nur eine von vielen Fußgängern, die sich wünschen würden, dass weniger Radfahrer auf dem Bürgerstei­g fahren. „Ich wäre vorhin beinahe wieder einmal über den Haufen gefahren worden.“Sie glaubt aber nicht, dass die Sperrung einer Autospur dauerhaft Sinn macht. „Das ist hier ohnehin ein Nadelöhr. Wenn Messe ist oder mehr Menschen aus dem Home Office zurück kehren, wird das nicht funktionie­ren.“Begrüßt wird das Experiment von Antonio Meffe, Miteigentü­mer des Fortuna-Büdchens, in dessen Umfeld sich immer sehr viele Menschen aufhalten. „Wenn die neue Spur funktionie­ren würde, ginge es hier entspannte­r zu. Allerdings müsste diese besser ausgezeich­net werden, denn viele Radfahrer fahren noch nicht dort entlang. Dafür hat sich schon ein Auto darauf verirrt.“Der 55-Jährige Paul aus Stockum wiederum nutzt mit Absicht weiter den Bürgerstei­g. „Wenn ich auf dem neuen Weg fahre, muss ich auch an jeder Ampel halten. Auf dem Bürgerstei­g

Bernd Hartleben

Monika Oberrath

ist das nur am Robert-LehrUfer der Fall. Das ist komfortabl­er.“

Auch die neue Parkregelu­ng an der Cecilienal­lee wird noch nicht angenommen. Damit die Autofahrer dort nicht den Radweg queren müssen, wurden die Parkbuchte­n gesperrt und dafür eine Fahrspur zum Parken freigegebe­n. 35 Autos standen dennoch Sonntagmit­tag in den Buchten. Die Absperrgit­ter waren beiseite geräumt worden.

Mindestens bis zum 31. August kann der neue Radweg ausprobier­t werden. Also auch in der Zeit, in der auf dem Messegelän­de der Freizeitpa­rk Düsselland zu einem Besuch

Walter Norman einlädt. Auf dem viel befahrenen Stück zwischen Homberger Straße und Oberkassel­er Brücke wird der Radweg allerdings zunächst nur am Wochenende (freitags, 18 Uhr sonntags, 22 Uhr) markiert. In den Ferien soll er komplett bleiben. Die Kosten für Auf- und Abbau summierten sich bis Ende August auf 70.000 Euro.

Den Antrag für den Pop-Up-Radweg haben alle drei Ampel-Partner im Stadtrat, also SPD, Grüne und FDP gestellt. Die FDP lehnt das Projekt inzwischen aber ab. Sie befürchtet, dass es nicht nur bei einem befristete­n Experiment bleiben soll.

 ?? FOTO: ENDERMANN/HALLMANN (3) ?? Auf der Fahrbahn zwischen Messe und Oberkassel­er Brücke können Radfahrer auf drei Kilometern ungestört fahren. Barken trennen die verschiede­nen Verkehrste­ilnehmer. Für Autos bleibt so wenig Platz.
FOTO: ENDERMANN/HALLMANN (3) Auf der Fahrbahn zwischen Messe und Oberkassel­er Brücke können Radfahrer auf drei Kilometern ungestört fahren. Barken trennen die verschiede­nen Verkehrste­ilnehmer. Für Autos bleibt so wenig Platz.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany