Erster Trödel nach dem Shutdown
Händler und Besucher freuten sich über die Wiedereröffnung des Markts auf dem Aachener Platz. Groß war der Andrang aber nicht.
BILK Der Antik- und Trödelmarkt an der Ulenbergstraße ist eine regionale Institution. An die 20.000 Besucher begeben sich an guten Tagen auf Schnäppchenjagd oder genießen ein Stück Kuchen und ein Glas Wein bei Live-Musik im Café Sperrmüll. Die vielen Stammgäste haben ihr Samstagsritual in den vergangenen Wochen schmerzlich vermisst. Denn solche Besuchermassen sind in Corona-Zeiten eigentlich noch undenkbar – nur dank spezieller Hygieneauflagen erlaubten die Behörden am vergangenen Samstag immerhin die Öffnung des Marktes für maximal 1.700 Personen zur selben Zeit.
„Überglücklich“, seien die Händler gewesen, berichtete Veranstalter Artur Gerke. „Es war zwar nicht der Riesenandrang wie sonst. Aber das haben wir ja auch ein bisschen so gehofft.“Ansonsten wäre es wohl noch schwieriger geworden, dass ohnehin schon strikte Hygienekonzept überhaupt aufrecht halten zu können. Die obligatorische Handdesinfizierung am Eingang gehörte da noch zu den unproblematischeren Methoden. Und auch eine Maske gab es für jeden, der keine zur Hand hatte, kostenlos am Eingang. An die Maskenpflicht hielt sich jedoch nicht jeder, wie auch das Ordnungsamt bei einem Rundgang feststellte. Meist zeigten sich die Ordnungshüter noch kulant. Bis auf einige Unverbesserliche, denen ein 250 Euro hohes Bußgeld verordnet wurde, reichte eine Verwarnung meist aus. Die gastronomischen Stände waren klar vom Gelände abgesperrt, ungewöhnlich viele Kellner nahmen die Personalien auf und führten die Besucher an markierte Plätze. Im Innern des Zeltes zogen die meisten Händler ein Plastikvisier dem Mundschutz vor. „Bei dieser Wärme hält man das auch sonst nicht mehrere Stunden durch“, sagt Marcel Held.
Der Schmuck- und Kunsthändler zeigte sich froh, nach Monaten endlich wieder mit einer reduzierten Auslage starten zu können. Dass der große Andrang noch ausblieb, vermutete der Händler auch an der fehlenden Live-Musik im Zelt. „Das ist schon ein kleines Handicap für die Stimmung“, sagt Held, der mit Internetverkäufen die vergangenen
Wochen gut überstand. Die Einnahmen daraus seien inzwischen teilweise sogar höher als im Präsenzbetrieb. „Wenn den Leuten langweilig ist, sind die halt mehr im Internet unterwegs. Für die Händler, denen diese Möglichkeit nicht offenstand, war der Lockdown aber wirklich schwierig.“
In diese Kategorie fiel Sardool Singh.
„Man kann nichts einnehmen, aber die Kosten bleiben ja gleich“, sagt der Bekleidungshändler im Außenbereich. Glücklicherweise konnte er zum Neustart gleich viele Stammkunden wie Hubert Schlüter begrüßen, während sich dessen Frau Margaret ein neues Oberteil bei Singh aussuchte. „Es ist schön, wieder den gewohnten Samstag nachzugehen“,
Radschlägermarkt Auch der beliebte Trödel auf dem Gelände des Blumengroßmarktes an der Ulmenstraße steht in den Startlöchern. Mit einem speziellen Hygienekonzept öffnen die Stände erstmals am 12. Juli.
Termine Der Markt findet dann einmal im Monat statt. Alle Termine unter www.radschlaegermarkt-duesseldorf.de
sagt Schlüter, der sich mit den Hygienevorschriften vollends einverstanden zeigte. „Als Risikopatient macht man sich sonst natürlich Gedanken.“
Viel größer sei allerdings seine Sorge, dass mit den rasanten Lockerungen und Menschenansammlungen wie diesen das Risiko einer zweiten Welle erheblich steigen würde. „Und dann werden wir erst recht einen kompletten Lockdown durchleben müssen.“
Andere Besucher wiederum freute es sogar, dass der Aachener Platz nur derart reduziert besucht werden konnte. Janna Bonov genoss das Gefühl, mit ihrem Freund einen ungestörten Kaffee inmitten des Zelt-Cafés trinken zu können. „Ich mag keine großen Menschenmengen, deswegen komme ich eigentlich nur selten hier her“, sagt Bonov. „Dass man diesmal so viel Platz zur Verfügung hat, finde ich zur Abwechslung also sogar ganz angenehm.“