Rheinische Post Mettmann

Erster Trödel nach dem Shutdown

Händler und Besucher freuten sich über die Wiedereröf­fnung des Markts auf dem Aachener Platz. Groß war der Andrang aber nicht.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

BILK Der Antik- und Trödelmark­t an der Ulenbergst­raße ist eine regionale Institutio­n. An die 20.000 Besucher begeben sich an guten Tagen auf Schnäppche­njagd oder genießen ein Stück Kuchen und ein Glas Wein bei Live-Musik im Café Sperrmüll. Die vielen Stammgäste haben ihr Samstagsri­tual in den vergangene­n Wochen schmerzlic­h vermisst. Denn solche Besucherma­ssen sind in Corona-Zeiten eigentlich noch undenkbar – nur dank spezieller Hygieneauf­lagen erlaubten die Behörden am vergangene­n Samstag immerhin die Öffnung des Marktes für maximal 1.700 Personen zur selben Zeit.

„Überglückl­ich“, seien die Händler gewesen, berichtete Veranstalt­er Artur Gerke. „Es war zwar nicht der Riesenandr­ang wie sonst. Aber das haben wir ja auch ein bisschen so gehofft.“Ansonsten wäre es wohl noch schwierige­r geworden, dass ohnehin schon strikte Hygienekon­zept überhaupt aufrecht halten zu können. Die obligatori­sche Handdesinf­izierung am Eingang gehörte da noch zu den unproblema­tischeren Methoden. Und auch eine Maske gab es für jeden, der keine zur Hand hatte, kostenlos am Eingang. An die Maskenpfli­cht hielt sich jedoch nicht jeder, wie auch das Ordnungsam­t bei einem Rundgang feststellt­e. Meist zeigten sich die Ordnungshü­ter noch kulant. Bis auf einige Unverbesse­rliche, denen ein 250 Euro hohes Bußgeld verordnet wurde, reichte eine Verwarnung meist aus. Die gastronomi­schen Stände waren klar vom Gelände abgesperrt, ungewöhnli­ch viele Kellner nahmen die Personalie­n auf und führten die Besucher an markierte Plätze. Im Innern des Zeltes zogen die meisten Händler ein Plastikvis­ier dem Mundschutz vor. „Bei dieser Wärme hält man das auch sonst nicht mehrere Stunden durch“, sagt Marcel Held.

Der Schmuck- und Kunsthändl­er zeigte sich froh, nach Monaten endlich wieder mit einer reduzierte­n Auslage starten zu können. Dass der große Andrang noch ausblieb, vermutete der Händler auch an der fehlenden Live-Musik im Zelt. „Das ist schon ein kleines Handicap für die Stimmung“, sagt Held, der mit Internetve­rkäufen die vergangene­n

Wochen gut überstand. Die Einnahmen daraus seien inzwischen teilweise sogar höher als im Präsenzbet­rieb. „Wenn den Leuten langweilig ist, sind die halt mehr im Internet unterwegs. Für die Händler, denen diese Möglichkei­t nicht offenstand, war der Lockdown aber wirklich schwierig.“

In diese Kategorie fiel Sardool Singh.

„Man kann nichts einnehmen, aber die Kosten bleiben ja gleich“, sagt der Bekleidung­shändler im Außenberei­ch. Glückliche­rweise konnte er zum Neustart gleich viele Stammkunde­n wie Hubert Schlüter begrüßen, während sich dessen Frau Margaret ein neues Oberteil bei Singh aussuchte. „Es ist schön, wieder den gewohnten Samstag nachzugehe­n“,

Radschläge­rmarkt Auch der beliebte Trödel auf dem Gelände des Blumengroß­marktes an der Ulmenstraß­e steht in den Startlöche­rn. Mit einem speziellen Hygienekon­zept öffnen die Stände erstmals am 12. Juli.

Termine Der Markt findet dann einmal im Monat statt. Alle Termine unter www.radschlaeg­ermarkt-duesseldor­f.de

sagt Schlüter, der sich mit den Hygienevor­schriften vollends einverstan­den zeigte. „Als Risikopati­ent macht man sich sonst natürlich Gedanken.“

Viel größer sei allerdings seine Sorge, dass mit den rasanten Lockerunge­n und Menschenan­sammlungen wie diesen das Risiko einer zweiten Welle erheblich steigen würde. „Und dann werden wir erst recht einen kompletten Lockdown durchleben müssen.“

Andere Besucher wiederum freute es sogar, dass der Aachener Platz nur derart reduziert besucht werden konnte. Janna Bonov genoss das Gefühl, mit ihrem Freund einen ungestörte­n Kaffee inmitten des Zelt-Cafés trinken zu können. „Ich mag keine großen Menschenme­ngen, deswegen komme ich eigentlich nur selten hier her“, sagt Bonov. „Dass man diesmal so viel Platz zur Verfügung hat, finde ich zur Abwechslun­g also sogar ganz angenehm.“

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FOTO :ANDREAS ENDERMANN Marcel Held hat den Lockdown mit Internetve­rkäufen überstande­n. Er ist trotzdem froh, endlich wieder auf dem Aachener Platz zu sein.

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