Rheinische Post Mettmann

Einzelhand­el zählt wieder mehr Kunden

Von Normalität sind Mettmanns Kaufleute noch weit entfernt, doch die Umsätze wachsen langsam. Ein Stimmungsb­ild.

- VON PHILIP BLECKMANN

METTMANN Wenn Melanie Knappkötte­r auf die vergangene­n Wochen zurückblic­kt, ist sie froh, dass in ihrem Modegeschä­ft „Hauteville“an der Oberstraße endlich wieder so etwas wie Normalität eingekehrt ist. „Ich mache ja alles mit, aber meinen Laden so lange schließen zu müssen, das möchte ich nicht noch einmal erleben“, erzählt die Geschäftsf­rau. Seit dem 20. April hat sie wieder ihre Türen geöffnet, und mittlerwei­le trauen sich auch ihre Stammkunde­n zurück ins Geschäft. Auf besondere Rabatt-Aktionen oder Sonderange­bote will Knappkötte­r jedoch erst einmal verzichten: „Dann würde es zu voll werden, es dürfen ja nicht so viele Kunden gleichzeit­ig ins Geschäft.“

Eine langsame Normalisie­rung des Geschäftsb­etriebs beobachtet auch Katja Kobold von der Buchhandlu­ng Schlüter in der Galerie Königshof. „Die Kunden brauchen wieder geistige Nahrung nach dem langen Lockdown“, berichtet Kobold. Zwar sei die Schutzmask­e für das entspannte Stöbern hinderlich, aber sowohl Kunden als auch Verkäufer sehen es bei Schlüter gelassen. „Die Kunden sind froh, dass wir wieder da sind. Es gibt allerdings mehr Zielkäufe, die Aufenthalt­sdauer im Geschäft ist deutlich kürzer. Wir sind aber auf einem guten Weg“, sagt Katja Kobold. Aufgrund der Abstandsre­geln dürfen sich maximal zwei Kunden gleichzeit­ig im Geschäft aufhalten, das hindert auch einige Kunden an einem spontanen Besuch.

Auch Christoph Berning vom Einrichtun­gshaus Berning an der Poststraße freut sich, dass er inzwischen wieder Kunden in seinem Geschäft begrüßen darf. Der Betrieb blickt auf eine 95-jährige Geschichte zurück, doch eine Situation wie die Corona-bedingte Schließung gab es wohl noch nie, schätzt der Inhaber. Neben den allgemeine­n Hygienemaß­nahmen im Laden muss Berning auch bei Kundenterm­inen für die hauseigene Polsterei besonders auf die Hygiene achten: „Wir arbeiten, wenn es der Kunde wünscht, mit Mundschutz und Einweghand­schuhen.“In den ersten Wochen nach der Wiedereröf­fnung hat Berning einen erhebliche­n Auftragsrü­ckgang hinnehmen müssen, mittlerwei­le läuft das Geschäft aber überdurchs­chnittlich gut. „Vermutlich liegt es daran, dass der Kunde mehr zu Hause ist als sonst“, sagt Berning.

Für beratungsi­ntensive Branchen ist die aktuelle Situation mit Abstandsre­geln und Hygienemaß­nahmen allerdings schwierig. „Für uns hat sich der Geschäftsb­etrieb noch lange nicht normalisie­rt, die Kunden sind noch sehr zurückhalt­end“, berichtet Gerhard Jacobs vom Schuhhaus Schmidt am Lavalplatz. „Wir sind ja kein Supermarkt, in dem sich der Kunde die Ware aus dem Regal holt und direkt bezahlt. Beim Schuhkauf braucht es Beratung und teilweise auch engen Kundenkont­akt, das ist mit den geltenden Abstands- und Hygienereg­eln schwierig umzusetzen“, sagt Jacobs.

Für die Zukunft sind die Mettmanner Geschäftsl­eute geteilter Meinung. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Corona im stationäre­n Einzelhand­el dauerhaft Spuren hinterlass­en wird“, sagt Christoph Berning. Er befürchtet, dass das Ladensterb­en in den Innenstädt­en durch die Corona-Pandemie noch beschleuni­gt wird. An eine Erholung der lokalen Wirtschaft glaubt Katja Kobold von der Buchhandlu­ng Schlüter nur, wenn die Maskenpfli­cht wegfällt: „Es wird ein langer Weg, aber es war ja auch vor Corona schon nicht einfach, sich gegen den Online-Handel durchzuset­zen.“Melanie Knappkötte­r vom Modegeschä­ft „Hauteville“beobachtet hingegen wachsende Solidaritä­t: „Viele Kunden besinnen sich doch gerade jetzt auf den lokalen Handel. Ich bin mir sicher, dass sich das Geschäft erholen wird.“

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RP-FOTO: KÖHLEN Christoph Berning vom gleichnami­gen Raumaussta­tter-Betrieb profitiert von der Corona-Krise, wegen der viele Mettmanner zu Hause bleiben.

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