Rheinische Post Mettmann

Probleme bei Corona-Tests

Trotz möglicher Engpässe kommt die Testpflich­t für Urlauber aus Risikogebi­eten.

- VON K. DUNZ, C. HAUSER, R. KOWALEWSKY UND E. QUADBECK

BERLIN/DÜSSELDORF Bund und Länder wollen die Corona-Pandemie mit massenhaft­en Tests im Griff behalten; die Untersuchu­ngen sollen für Reiserückk­ehrer aus Risikogebi­eten verpflicht­end sein. Gesundheit­sexperten fürchten aber, dass diese Strategie Hausarztpa­xen und Testzentre­n überforder­t. Trotz Zusicherun­g von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), dass die vorhandene­n Testkapazi­täten mit wöchentlic­h rund 1,2 Millionen ausreichte­n, beklagte der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach am Mittwoch, es gebe kein einheitlic­hes Bild, ob genügend Testkapazi­täten vorhanden seien.

Dem Vernehmen nach bestehen etwa Bedenken, dass es zu Engpässen bei den Chemikalie­n zur Durchführu­ng der Tests kommen könnte. Spahn will nach Informatio­nen unserer Redaktion an diesem Donnerstag in Abstimmung mit den Bundesländ­ern ein Konzept für die angekündig­te Testpflich­t für Reiserückk­ehrer aus Risikogebi­eten vorstellen – und damit die Testverord­nung erlassen. Dazu dürften auch Vorgaben für stichprobe­nartige Kontrollen von Reisenden mit Bahn oder Auto zählen.

Nordrhein-Westfalens Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte: „Die Gesundheit­sminister der Länder haben sich mit dem Bundesgesu­ndheitsmin­isterium auf die Testpflich­t geeinigt. Das unterstütz­e ich.“Die Lage sei „mit Blick auf das Ausland weiterhin sehr dynamisch“. Inzwischen wollen sich auch viele Touristen testen lassen, die nicht in einem Risikogebi­et waren. Alle Tests sollen kostenlos sein. Der Tourismusb­eauftragte der Bundesregi­erung, Thomas Bareiß (CDU), kritisiert­e das. „Verantwort­ungsvolles Reisen beginnt mit der Urlaubspla­nung, die in diesen Zeiten eben auch einen Corona-Test umfasst. Die möglichen Kosten für einen Test gehören damit grundsätzl­ich zu den Reisekoste­n und müssen nicht zwingend von der Solidargem­einschaft getragen werden“, sagte er unserer Redaktion.

Lauterbach mahnte: „Urlaubsrüc­kkehrer dürfen aber nicht zulasten derer Kapazitäte­n verbrauche­n, die unbedingt getestet werden müssen, wie medizinisc­hes Personal oder Lehrer.“Beunruhigt zeigte sich Kölns parteilose Oberbürger­meisterin Henriette Reker: „Die enorme Herausford­erung, vor die die Teststrate­gie von Bund und Land uns stellt, werden wir nur in Kooperatio­n mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g und ihren niedergela­ssenen Ärztinnen und Ärzten bewältigen können.“

Christophe­r Schneider, Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein, sagte: „Es ist schlicht räumlich nicht möglich, alle Rückkehrer zu testen.“Allen Reisenden aus Nicht-Risikogebi­eten sei empfohlen, einen Termin beim Hausarzt zu machen. Uwe Wasserberg von der Hausärztev­ereinigung Nordrhein warnte: „Alle Praxen werden überrollt. Die vielen Tests drohen die Praxen so stark zu belasten, dass notwendige Zeit für die Betreuung der akut kranken Patienten fehlt.“Leitartike­l, Nordrhein-Westfalen

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