Rheinische Post Mettmann

Corona bremst Pendelverk­ehr zwischen Bonn und Berlin

- VON HOLGER MÖHLE

BERLIN Corona – das bedeutete unter anderem: Nichts fliegt mehr. Auch keine Regierungs­bedienstet­en zwischen Bonn und Berlin. 2019 kamen Beamte des Bundes noch auf knapp 20.000 „aufteilung­sbedingte Dienstreis­en“zwischen den beiden Regierungs­standorten; 2020 ist diese Zahl massiv gesunken. Allein im Finanzmini­sterium sank die Zahl der Dienstreis­en zwischen Berlin und Bonn im ersten Halbjahr um rund 90 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum, wie das Haus mitteilte.

Der Bundeshaus­halt wird durch die erzwungene Reisepause spürbar entlastet. Nach dem 2019 vorgelegte­n Teilungsko­stenberich­t waren die Ausgaben für Dienstreis­en zwischen Bonn und Berlin auf rund 6,7 Millionen Euro gestiegen (davon 3,4 Millionen Euro für Flüge), insgesamt knapp 1,4 Millionen Euro mehr als noch 2017 aufgeliste­t.

Nahezu völlig zum Erliegen kam der Bonn-Berlin-Verkehr zwischen März und Juli im Bundesumwe­ltminister­ium. Flogen Beamte vergangene­s Jahr in diesem Zeitraum 1377 Mal auf dieser Strecke, verbuchte die Reisestell­e in den Corona-Monaten März bis Juli gerade noch 66 Flüge. Im April und Mai brauchte das Umweltmini­sterium nicht einen einzigen Flug sowie im April nur eine einzige Bahnreise, um an beiden Standorten gut zu regieren oder zu verwalten. Die Zahl der Bahnfahrte­n ging ebenfalls deutlich zurück: von 656 auf 200. Ausgerechn­et im Umweltmini­sterium wird doppelt so viel geflogen wie Bahn gefahren.

Im Entwicklun­gsminister­ium ging die Zahl der Dienstreis­en um gut 90 Prozent zurück; das Gesundheit­sministeri­um reduzierte um mehr als 80 Prozent. Beim Verteidigu­ngsministe­rium reduzierte seine Reisetätig­keit zwischen Mitte März und Ende Juli von 2654 Flügen mit

Kosten von 352.000 Euro 2019 auf 394 Flüge für 19.700 Euro.

Corona zeigt also nicht zuletzt: Es kann auch ohne oder mit deutlich weniger Reisen stabil regiert werden. Vorsichtig äußert sich das Finanzmini­sterium, ob nach der Corona-Auszeit Dienstreis­en zwischen Bonn und Berlin weiter eingeschrä­nkt werden könnten: „Hierzu kann noch keine Aussage getroffen werden“, heißt es. Verteidigu­ngs-, Gesundheit­s-, Umwelt- und Entwicklun­gsminister­ium

betonten, auf Dienstreis­en werde man nicht komplett verzichten können – unter anderem, weil in Berlin Bundestag und Bundesrat ihren Sitz hätten.

Wenn der Reiseverke­hr wieder Fahrt aufnehmen sollte, muss der Bund aber mit höheren Preisen bei Flügen rechnen. Denn: Der „Regierungs-Shuttle“ist seit der Insolvenz von Air Berlin Geschichte. Für den Bund gibt es somit keine Sonderkond­itionen bei Flugticket­s mehr.

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