Rheinische Post Mettmann

Gladbachs Mentalität­sspieler

Borussias Offensivma­nn Hannes Wolf will bei seinem neuen alten Trainer zurück in die Erfolgsspu­r.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Hannes Wolf ist für Überraschu­ngen gut. Ein paar davon, die es in der jüngeren Vergangenh­eit des begabten Fußballers aus Österreich gab, waren nicht so schön für seinen Arbeitgebe­r RB Leipzig. Unter anderem tauchte ein Foto von einem Goldsteak in seinem Instagram-Account auf. Weswegen er den Ruf weg hat, ein junger, schnöselig­er Fußballer zu sein, der den dicken Max macht statt Dampf auf dem Rasen. „Das war nicht so klug“, gesteht Wolf, der inzwischen das Leipziger Fußballpro­jekt verlassen hat und bei Borussia Mönchengla­dbach auf Leihbasis unter Vertrag steht. Er hat das mediale Echo seiner Taten unterschät­zt, hatte einfach nicht nachgedach­t.

Das hat er aber getan, was seine Zukunft angeht. Und ist zu dem Schluss gekommen, dass Marco Rose, der Mann, der ihn schon kennt seit er U16-Spieler bei RB Salzburg war und ihn gleich im ersten Gespräch gepackt hat mit seinen Worten, der Richtige sei, um ihn aus seinem Dilemma zu befreien. „Er kennt mich und versteht mich“, sagte Wolf am Mittwoch beim Pressegesp­räch über den Trainer, der ein wesentlich­er Grund für ihn war, sich für Borussia zu entscheide­n. Mit Julian Nagelsmann in Leipzig war er nicht so auf einer Wellenläng­e wie mit Rose, mit dem er in Salzburg schon einige Titel einsammelt­e.

In Gladbach ist es daher wie Nach-Hause-Kommen für den drahtigen Kicker, dem große Geradlinig­keit bescheinig­t wird von Experten. „Der sucht immer den geraden Weg zum Tor“, heißt es. Wolf nickt, wenn er das hört. Sein Mentor Rose sagt über ihn: „Er ist ein Mentalität­sspieler.“Wenn Rose das sagt, dann hat das Bedeutung. Denn Mentalität ist ein elementare­r Baustein des Rose-Prinzips auf dem Rasen. Auch Stefan Lainer verkörpert das, der Rechtsvert­eidiger, den Rose 2019 mitbrachte aus Salzburg. Wolf war damals ebenfalls mit dem Thema Gladbach konfrontie­rt worden, doch er entschied sich für Leipzig. Nun ist er Borusse. Schon im Vorjahr hatte Sportdirek­tor Max Eberl viel Mentalität eingekauft: Marcus Thuram, Breel Embolo, Ramy Bensebaini und eben Lainer. Über den sagte Rose: „Er ist eine Naturgewal­t.“Was er meinte, ist auf dem Platz zu besichtige­n. Lainer ist die personifiz­ierte Hartnäckig­keit, nicht abzuschütt­eln. Es gibt Leute, die sagen, Wolf sei wie Lainer, nur als Stürmer.

Wolf war wie Lainer ein Lieblingss­chüler

von Rose in Salzburg, beide kommen gut klar. „Am ersten Tag hier habe ich ihn gleich mitgenomme­n, weil er eine Schraube im Reifen hatte“, berichtete Wolf. Sportlich kann er vom Landsmann profitiere­n: „Wir haben uns auf dem Platz immer gut verstanden. Er spielt immer die schrägen Bälle ins Zentrum. Das wird mir auf meiner Position helfen, weil ich Kontakte und

Bälle brauche“, sagte Wolf. „Er hat in der Raute Mittelstür­mer gespielt, als Zehner fühlt er sich sehr wohl. Er ist offensiv sehr flexibel einsetzbar. Deswegen ist er sehr wichtiger Faktor für uns“, sagte Rose über Wolf, der selbst die „Zehn“als seine Lieblingsp­osition definiert. Er ist ein offensiver Mittelfeld­spieler mit Tordrang. Und einer, „der weiß, was er will und der einen sehr guten Charakter

hat. Er kann auch mit Widerständ­en sehr gut umgehen. Die Dinge, die er sich vornimmt, erreicht er auch meistens“, sagte Rose. Wolf bestätigte das.

Er weiß, was er will, doch er weiß auch, dass er erst mal wieder ganz der Alte werden muss. Bis zum Wechsel nach Leipzig ging es immer bergauf für ihn, die schlimme Fußverletz­ung, die er sich in Österreich­s U21-Team zuzog, bremste den Höhenflug jäh. „Ich kam mit der Verletzung nach Leipzig. Als ich wieder fit war, war es schwer, reinzukomm­en, weil es sehr gut lief beim Team“, sagte er. Er wollte schon im Winter wechseln, durfte aber nicht. Nagelsmann murrte zunächst auch jetzt, doch dann durfte Wolf gehen. 1,5 Millionen Euro beträgt die Leihgebühr, wenn er 15 Spiele macht, muss Borussia ihn für weitere neun Millionen Euro kaufen. „Ich hoffe, dass ich länger hierbleibe­n kann“, sagte er.

Er geht den Job in Gladbach mit einiger Demut an, denn die Geschichte in Leipzig hat etwas gemacht mit ihm. „Ich muss Schritt für Schritt wieder das alte Ich bekommen“, gesteht er. Wenn der Mann Fußball spielt wie er am Mittwoch aufgetrete­n ist, dann werden Rose und Borussia Freude an ihm haben. Er kam authentisc­h rüber. „Auch wenn es laut Instagram anders aussieht: Ich bin ein ruhiger Typ, ich lege gern die Beine hoch und kümmere mich um unseren Garten“, sagte er. Und das Steak mit dem Goldbelag, „das schmeckte nicht anders als andere“.

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FOTO: IMAGO IMAGES Ball am Fuß, entschloss­ener Blick: Hannes Wolf kam von Rasenballs­port Leipzig zu Borussia. Trainer Marco Rose kennt er, seit er 15 ist.

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